Satellitendaten für einen zuverlässigen Fluss von Wasserressourcen
Verantwortliche der Wasserbehörden, Forschungseinrichtungen und ähnliche Interessengruppen erhalten damit Zugriff auf das nötige Wissen, um das Dürrerisiko einzudämmen, unnötigen Wasserverbrauch zu reduzieren und den Bedürfnissen der Landwirte für ihre Kulturen gerecht zu werden – eine enorm wichtige Aufgabe, da der Landwirtschaftssektor zu den größten Wasserverbrauchern zählt. „Das Projekt entstand unter anderem als Antwort auf die Herausforderungen, die sich durch den Klimawandel ergeben“, erklärt der Projektkoordinator des EU-finanzierten MOSES-Projekts, Dr. Alessandro di Felice von ESRI in Italien. „Wer in der Landwirtschaft tätig ist, ist mit diesem Phänomen vertraut. So ist es zum Beispiel erst kürzlich zu Dürreperioden in Italien und Überschwemmungen in Rumänien gekommen. Wir wollten ein Hilfsmittel entwickeln, mit dem sich derartige Probleme, die zunehmend jahreszeitbedingt auftreten, bewältigen lassen.“ Bessere Wasserbewirtschaftung Die Online-Plattform vereint Technologien aus den Bereichen Kartierung und geografische Informationssysteme (GIS) sowie saisonale Wettervorhersagen, die sowohl vor der Bewässerungssaison (März und April) als auch währenddessen strategisch wichtige Informationen liefern. Die bessere Planbarkeit der Wasserbeschaffung und -verteilung vor Beginn der Bewässerungssaison könnte dazu beitragen, Wasserverknappungen abzumildern. Lieferanten wären dank der laufenden Überwachung des Wasserbedarfs für die Kulturen während der Saison zudem in der Lage, ihre Verteilungspläne im Laufe der Saison entsprechend anzupassen. Nach der Bewässerungssaison können die Systemprognosen mit den tatsächlich eingetretenen Ereignissen verglichen werden. Auch eine Analyse der Wasser- und Kosteneinsparungen ist damit möglich. Das erleichtert die Planung der Wasserbeschaffung und -verteilung im Vorfeld der nächsten Bewässerungssaison und liefert Landwirten hilfreiche Informationen hinsichtlich der Risiken einer Wasserverknappung. „Beschaffungs- und Verteilungsstellen haben bislang in der Regel, und ohne nennenswerte Schwankungen, konstante Wassermengen verteilt“, merkt Projektpartnerin Dr. Giulia Villani von Agromet in Italien an. „Der Klimawandel hat jedoch bereits massive Auswirkungen gezeigt, in deren Zuge es zu gewaltigen Niederschlags- und Temperaturschwankungen kommt. In Norditalien hatten wir 2014 beispielsweise einen sehr feuchten Sommer mit entsprechend niedrigem Bewässerungsbedarf, wohingegen 2017 extrem trocken war. Mit dieser Plattform stehen nun wertvolle Informationen darüber zur Verfügung, ob der Wasserbedarf in bestimmten Regionen höher oder niedriger als durchschnittlich ausfallen wird.“ Krisenvermeidung Im Rahmen des Projekts wurden vier Demonstrationsregionen in Italien, Spanien, Rumänien und Marokko eingerichtet. Neben unterschiedlichen Szenarien der Wasserbeschaffung und -verteilung wurden auch verschiedene Anwenderbedürfnisse und die mögliche Einbindung bestehender lokaler Dienste untersucht. Im italienischen Testfall erfolgt die Wasserverteilung zum Beispiel entweder über druckbeaufschlagte Bewässerungssysteme oder über Kanäle. Da die Plattform Dürreindikatoren und Wetterinformationen zur Verfügung stellt und auf potenzielle technische Probleme wie Ausfallrisiken hinweisen kann, waren die Behörden damit in der Lage, den Bewässerungsbedarf auf Bezirksebene abzuschätzen. Die Plattform konnte die landwirtschaftliche Wassernutzungseffizienz, die Überwachung von Wasserressourcen sowie das Risikomanagement von Hochwasser und Dürren nachweislich wirksam unterstützen. „Ein weiteres erfreuliches Ergebnis war, dass die beteiligten Endanwender darum baten, die Pilotprojekte zu verlängern“, so Projektpartnerin Dr. Maria Gabriella Scarpino von SERCO in Italien. „Daran zeigt sich, dass das System sich bereits als nützlich erwiesen hat. Es lässt sich zwar noch nichts mit Bestimmtheit sagen, doch in den Bereichen, in denen wir bislang tätig waren, sind unserer Meinung nach neue Ansätze zur Nutzung von Bewässerungswasser erforderlich.“ Die Projektpartner setzen die Prototyp-Plattform gegenwärtig weiter ein. Es ist jedoch bereits geplant, den Betrieb durch Dritte auszuweiten. „Übernehmen würde das ein Spezialist aus dem Bereich Wasserbewirtschaftung, der den Endanwendern – z. B. Stellen für Wasserwirtschaft, Urbarmachungskonsortien und Agrarverbänden – die Leistungen über eine Web-App bereitstellen würde“, erklärt Dr. di Felice. Die Online-Plattform wurde als flexibles und anpassungsfähiges System konzipiert, das neue Funktionen und GIS-Produkte in Zusammenhang mit Copernicus, dem Erdbeobachtungssatellitensystem der EU integrieren kann. Beispiele dafür wären etwa eine höher auflösende optische Bildgebung für die Landwirtschaft oder präzisere Messungen der Landoberflächentemperaturen. Europa muss seine Wasserressourcen besser nutzen, wenn es seine Ziele für nachhaltige Entwicklung erreichen will. Die MOSES-Plattform ist ein praktisches Tool, das dazu beitragen kann, diese Ziele zu erfüllen.
Schlüsselbegriffe
MOSES, Satellit, GIS, Erdbeobachtung, Landwirtschaft, Kulturen, Wasser, Kartierung, Bewässerung