Der Bus der Zukunft
Bis zum Jahr 2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Somit werden Möglichkeiten, die Mobilität dieser Menschen zu verbessern, zu einer neuen Priorität. Studien haben gezeigt, dass die öffentlichen Verkehrsmittel in dicht bevölkerten Gebieten die effizienteste Fortbewegungsart sind, was die städtische Raumnutzung und den Energieverbrauch angeht. Das EU-finanzierte Projekt EBSF_2 ist eine Initiative von Horizont 2020, die vom Internationalen Verband für öffentliches Verkehrswesen (UTIP) koordiniert wurde. Es baut auf die Arbeit der Vorgängerinitiative EBSF auf und bündelte die Arbeit von 42 europäischen Interessengruppen, um die Effizienz und Verlässlichkeit des städtischen Busverkehrs zu stärken und das Ansehen des Busses unter den Nutzern zu erhöhen. Forscher und Interessenvertreter aus der Busbranche bewerteten die Umsetzbarkeit einer Reihe innovativer Technologien sowie deren Anwendung in mehr als 200 Fahrzeugen, die in zwölf europäischen Busnetzen eingesetzt werden. „Wir machten sechs Schlüsselforschungsbereiche aus, die das größte Potenzial für bahnbrechende Veränderungen hatten, und untersuchten die Anforderungen an die Fahrzeuge, Infrastrukturen und den Betrieb sowie die Bedürfnisse der Passagiere, Betreiber, Fahrer und Hersteller“, so Projektkoordinator Michele Tozzi. Verbesserte Energieeffizienz Das Konsortium testete erfolgreich Technologien, die den Energiebedarf der Heizung, Lüftungs- und Klimaanlage von Elektrobussen in verschiedenen Klima- und Betriebsbedingungen um etwa 15 – 60 % reduzieren. „Die fortschrittlichen Lösungen zur Verbesserung der Effizienz von Bussystemen wurden zumeist unter realen Bedingungen getestet und validiert. Für die erfolgreichsten darunter wird bald die Produktion aufgenommen“, erklärt Tozzi. Das Projekt untersuchte auch die Vorteile einer umweltfreundlichen Fahrweise, wobei auf Treibstoffeffizienz, Komfort und Sicherheit in Diesel- Hybrid- und Elektrobussen Wert gelegt wird. In Barcelona stellten zum Beispiel 80 % der Busfahrer fest, dass das grüne Fahrerassistenzsystem half, plötzliches Anfahren und Anhalten zu vermeiden – seit der Assistent eingeführt wurde, gingen diese um 50 % zurück. Das Projekt schlug außerdem auf der Grundlage einer ausführlichen Literatursichtung und der Analyse der EBSF_2-Ergebnisse hinsichtlich verschiedener grüner Fahrerassistenzsysteme Leitlinien für die Entwicklung der Mensch-Maschine-Schnittstelle für umweltfreundliche Fahrweisen vor. IT-Lösungen Demonstratoren loteten neue Algorithmen und Werkzeuge für die vorbeugende Wartung (wie neue Filter und Qualitätssensoren für das Motoröl), autonome Parkvorgänge und offene IT-Standardprotokolle für Ferndiagnosesysteme zur Fernüberwachung heterogener Fahrzeugflotten aus. „Innovative Wartungsvorgänge können im Einklang mit einer standardisierten IT-Architektur die Verfügbarkeit und Genauigkeit von Daten verbessern, wodurch Wartungskosten und das Vorkommen von Ausfällen reduziert sowie die Lebensdauer von Bestandteilen und Motoröl verlängert werden können“; erläutert Tozzi. Darüber hinaus untersuchte EBSF_2 in London wie Busausrüstung verschiedener Lieferanten so implementiert und betrieben werden kann, dass, sie herstellerunabhängig mit derselben Software der bereits bestehenden Busflotte arbeitet. Offene Schnittstellen boten dabei kosteneffektive Interoperabilität mit verschiedenen automatisierten Betriebsleitsystemen und Back-Office-Steuerungssystemen. Am 1. März 2018 gewann der Londoner Demonstrator von EBSF_2 den Most Innovative Transport Project Award. Tozzi erklärt: „Die im Rahmen von EBSF_2 aus der technischen Umsetzung gewonnen Erkenntnisse wurden an Normungsgremien weitergegeben, um die Entwicklung von Normen für Plug-and-play-IT-Systeme in öffentlichen Verkehrsmitteln zu unterstützen.“ Fahrzeugsimulationen Die Projektpartner verwendeten auch Simulationen von Fahrzeuginnenbereichen, um Passagierströme und die Barrierefreiheit für Personen mit eingeschränkter Mobilität zu verbessern. Die Ergebnisse der Simulationen und Praxistests legen nahe, dass Elektrobusse großes Potenzial bezüglich Komfort, Sicherheit und Barrierefreiheit haben. Geräuschlose und lokal emissionsfreie Busse bieten neue Chancen für die Einbindung von öffentlichen Verkehrsmitteln in den Stadtraum, indem die Gestaltung der Fahrzeuginnenbereiche und Bushaltestellen vereinheitlicht wird. Im schwedischen Göteborg bewiesen Projektpartner die Umsetzbarkeit und das Potenzial von Bushaltestellen „in Gebäuden“, die Schutz vor dem Wetter und einen gemütlichen Innenraum bieten. So können bestimmte Ziele wie Bibliotheken, Krankenhäuser oder Einkaufszentren als Bushaltestellen fungieren. EBSF_2 verband erfolgreich Forschung mit Demonstratoren auf Basis innovativer Technologien, um intelligente, kosteneffektive, energieeffiziente und kundenorientierte Bussysteme bereitzustellen, die die Mobilität in Europas Städten verbessern. „Das Projekt nimmt sich des drängenden Themas saubererer und effizienterer Busse an, indem es die Umsetzbarkeit innovativer technologischer Lösungen verifiziert sowie Konzepte, Leitlinien und Normen entwickelt, die bei Ausschreibungen für die Erneuerung von Busflotten berücksichtigt werden sollten“, erklärt Tozzi.
Schlüsselbegriffe
EBSF_2, Bus, öffentliche Verkehrsmittel, Flotte, Demonstrator, IT-System