Strategische Forschungsagenda zur besseren Nutzung von Land und Böden in Europa
Die Forschung zum Thema nachhaltige Landnutzung und Bodenbewirtschaftung umfasst europaweit verschiedene Disziplinen, die sich mit unterschiedlichen Fragestellungen wie etwa Raumplanung, Biologie, Landwirtschaft, Archäologie, Hydrogeologie, Soziologie oder Ökonomie beschäftigen. Benötigt werden ein stärker integrierter Ansatz sowie eine bessere Koordinierung der Forschungs- und Innovationsmaßnahmen in Europa, um die Forschung besser zur Schließung von Wissenslücken über die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen auszunutzen. Das EU-finanzierte Projekt INSPIRATION hat untersucht, auf welche Weise die Wissenslücken im Bereich Böden und Land im Rahmen der integrierten wissenschaftlichen Forschung sinnvoll geschlossen werden können, da Änderungen in der Landnutzung als wichtigste Gründe für den Verlust von Biodiversität angesehen werden. Das Team wollte mit seinen Untersuchungen herausfinden, mit welcher Forschung das von den gesellschaftlichen Interessengruppen geforderte Wissen generiert werden kann, damit die Bewirtschaftung von Land und Boden zentrale Bedeutung für eine nachhaltige Zukunft bekommen kann. Was am besten mit Land und Böden zu tun ist „Grundlegende Prämisse von INSPIRATION war, dass aus vielen wichtigen Gründen Verständnis und Management von Land- und Bodendiensten elementar sind“, sagt Projektinitiator Detlef Grimski. Dazu gehören der Bedarf der Gesellschaft an Lebensmitteln, Trinkwasser, Energie, Unterkünften, Infrastruktur sowie die Notwendigkeit, die Biodiversität der Böden zu bewahren und Herausforderungen wie den Klimawandel zu meistern. Um die Ziele zu erreichen, wurde INSPIRATION durch ein interdisziplinäres Team entwickelt, das alle relevanten Gebiete aus Wissenschaft und Politik abdeckt. Das Forschungsteam erkundete insbesondere, mit welcher Forschung es sich befassen sollte, indem ein breitgefächertes Spektrum von Interessengruppen aus der Gesellschaft einbezogen wurde, um Beiträge aus deren Blickwinkel abzugeben. Das Team startete von Null an und auf Basis des Forschungsbedarfs von Interessengruppen in 17 Ländern mit der Entwicklung seiner strategischen Forschungsagenda für Boden und Land. „Wir verfolgten einen von der Basis ausgehenden Ansatz und bezogen europaweit mehr als 500 Fachleute ein. Anhand eines als Grundlinie dienenden konzeptionellen Modells haben wir den Forschungsbedarf der Interessengruppen gesammelt, verifiziert und im Folgenden ein Netzwerk zur Implementierung vorbereitet“, sagt Projektkoordinator Dr. Stephan Bartke. Entwicklung eines konzeptionellen Modells Das konzeptionelle Modell war hilfreich bei der Ermittlung der Themen, die im Kontext von INSPIRATION genutzt wurden, um die Merkmale der verschiedenen Länder zu verstehen. Das Team entwickelte das Modell, um Land und das Boden-Sediment-Wasser-System als Güter und Naturkapital zu behandeln, welche die Erschöpfung von Ökosystemen minimieren. Dieses Projekt hatte seine Herausforderungen. Dr. Bartke erläutert dazu: „Es gibt widersprüchliche Interessen in Hinsicht auf die Landnutzung unter den gesellschaftlichen Akteuren, etwa den Landwirten, Raumplanern, Bauherren, der verarbeitenden Industrie und den Menschen vor Ort.“ Dazu fand das Team heraus, dass ein derartiges Modell nur dann funktionieren kann, wenn auch die alltägliche Entscheidungsfindung im Landmanagement ebenso wie die globalen Auswirkungen von Entscheidungen über die Landnutzung durch den Menschen berücksichtigt werden und daran gearbeitet wird, diese zu minimieren. Insgesamt gaben die Forscher dem konzeptionellen Modell vier Themen vor: gesellschaftlicher Bedarf, worin das Naturkapital besteht, Landmanagement und Gesamtauswirkungen. Darüber hinaus ist ein fünfter Cluster aus zusammengetragenem grenzübergreifenden Wissensbedarf, zum Beispiel in Bezug auf Datenüberwachung oder methodische Fragen, für alle vier Schlüsselthemen relevant. Forschungsbedarf der Interessengruppen ergründen Die Mitglieder des Konsortiums ermittelten den Forschungsbedarf und die Wissenslücken der mit Land und Boden verbundenen Interessengruppen. Dazu zählten Geldgeber, Forschende und politische Entscheidungsträger. Sie befragten mehr als 370 Akteure, und über 500 Interessengruppen nahmen an nationalen und internationalen Workshops teil, um den Forschungsbedarf für jedes der 17 Länder und Europa auf Richtigkeit zu überprüfen. Projektpartner widmeten daraufhin eine Phase des Projekts der Ausarbeitung und Entwicklung der länder- und disziplinenübergreifenden strategischen Forschungsagenda. Es interagierte mit Finanzierungsgremien in ganz Europa und knüpfte Kontakte zu ihnen. Dem Plan zufolge wird dieser Prozess noch lange nach Projektabschluss fortgesetzt werden. Die Ergebnisse von INSPIRATION haben einen Beitrag zum kürzlich veröffentlichten Bericht der Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, IPBES) über Bodenverschlechterung und Bodenerneuerung geleistet. Vorbereitungen für die Umsetzung der strategischen Forschungsagenda Das Team veranstaltete mehrere Online-Workshops mit Interessengruppen, um ein Format einer strategischen Forschungsagenda herauszufinden, das alle Zielsetzungen des Projekts in den 17 Ländern erfüllt. Die Workshops führten zu der Entscheidung, dass die für die Finanzierungsinstitutionen zu erwartenden Renditen hervorgehoben und die Forscher durch die Auswirkungen ihrer Arbeit auf Gesellschaft und Umwelt motiviert werden sollten. Die strategische Forschungsagenda steht online unter www.inspiration-agenda.eu (www.inspiration-agenda.eu) zur Verfügung. Sie ist frei zugänglich und weist Navigations- und Suchfunktionalität für alle und insbesondere für Akteure mit Interesse an Land und Boden auf. Blick in die Zukunft Nach den Kontaktvermittlungsveranstaltungen stellte das INSPIRATION-Team fest, dass etliche Finanzierungsgremien in mehreren Ländern motiviert sind, Teile der strategischen Forschungsagenda für integrierte Raumplanung, Bodenbewirtschaftung und Landnutzung in Europa umzusetzen. Das Team unterstützt gegenwärtig eine Plattform der Geldgeber, die sich auf länderübergreifende Projekte der Boden- und Landbewirtschaftungsforschung konzentriert.
Schlüsselbegriffe
INSPIRATION, Strategische Forschungsagenda, Landnutzung, Nachhaltigkeit, Boden, urban, Klimawandel, Raumplanung, Auswirkungen, Boden- und Landnutzung, Wissenslücken