Beflügelung der öffentlichen Beschaffung von Innovationen für die biobasierte Industrie
Das Vertrauen der EU in biobasierte Produkte scheint unerschütterlich: bis 2020 hofft man, der unangefochtene Marktführer von einem biobasierten Markt in einem Wert von ca. 200 Milliarden Euro zu sein. Die Frage ist, wie kann dies erreicht werden? Viele Interessengruppen verweisen auf das öffentliche Beschaffungswesen als wichtigen Wegbereiter – insbesondere was Nischen- oder aufstrebende Märkte anbelangt. In Wahrheit verfügen die Beschaffer und Entscheidungsträger allerdings nicht über die Ausstattung, um die besten und fundiertesten Entscheidungen treffen zu können. An dieser Stelle kommt das Projekt InnProBio (Forum for Bio-Based Innovation in Public Procurement) ins Spiel. Durch den Aufbau einer Gemeinschaft öffentlicher Auftraggeber mit Interesse an biobasierten Produkten zielte das acht Unternehmen umfassende Konsortium darauf ab, diese Akteure dabei zu unterstützen, relevante Lösungen zu ermitteln, und diesen zu zeigen, wie biobasierte Produkte und Dienstleistungen in ihre Innovations- und Beschaffungsmaßnahmen integriert werden könnten. „Die Schaffung einer Gemeinschaft rund um drängende Themen wie biobasierte Produkte und Dienstleistungen und öffentliche Beschaffung von Innovationen ist wichtig, da es, während wir hier diskutieren, keinen weitreichenden Pool von Fachleuten im Bereich des öffentlichen Beschaffungswesens gibt. Eine solche Gemeinschaft würde die Informations- und Wissensvermittlung unterstützen, und überdies zu einem verstärkten Beschaffungswesen in diesen Bereichen führen“, sagt Moritz Westkämper, Koordinator von InnProBio im Auftrag der deutschen Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR). Dies scheint nur logisch: da öffentliche Aufträge etwa 14 % des europäischen BIP ausmachen, ist ein Handeln des öffentlichen Sektors als geschlossene „Einheit“ erforderlich, damit diese Marktmacht in einen zugkräftigen Marktmechanismus verwandelt werden kann. Dies wiederum kann nur durch dedizierte Netze, Instrumente und Ressourcen geschafft werden, an denen es derzeit fehlt – InnProBio zielte darauf ab, diese Lücke zu schließen. Der erste Schritt bestand in der Kartierung der Anforderungen von Interessengruppen: „Die von uns organisierten Workshops verdeutlichten schnell, dass es einen Bedarf für die Bereitstellung passender Informationen in einem kompakten Format gab. Daher entwarfen wir eine Online-Toolbox, die unter anderem Informationen zum öffentlichen Beschaffungswesen, eine Reihe von Informationsblättern, einen Glossar und weitere Beschaffungsinstrumente wie z. B. Textbausteine für Ausschreibungen und Beispiele für bewährte Methoden beinhaltet“, erklärt Westkämper. Eine andere Sache, die klar wurde, war der Unterstützungsbedarf durch Führungspositionen (Top-down-Support). Der Wunsch für die nachhaltige Beschaffung biobasierter Produkte und Dienstleistungen war scheinbar nicht hinreichend vertreten und für Fachleute im Bereich des öffentlichen Beschaffungswesens ergaben sich am wahrscheinlichsten Vorteile für die Ziele, die durch die Ministerien und Regierungen vorgegeben wurden. „Alles in allem identifizierten wir eine Reihe von Hindernissen: ein Mangel an Wissen in Bezug auf biobasierte Konzepte und den Markt; ein Mangel an Beschaffungsmethoden; ein Mangel an Unterstützung durch Politik und Management; ein Mangel an Kommunikation innerhalb von Organisationen; und andere Herausforderungen in Verbindung mit Kosten, industriespezifischen Hindernissen sowie einen Mangel an Vertrauen“, sagt Westkämper. Das Konsortium ist zuversichtlich, dass die Online-Toolbox zusammen mit Workshops und Marktdialogen zum Abbau dieser Hindernisse beitragen werden. Es wird davon ausgegangen, dass eine praxisbezogene Gemeinschaft entstehen könnte und dass Käufergruppen eine Marktöffnung für biobasierte Produkte und Dienstleistungen schaffen könnten, falls es möglich ist, diese Maßnahmen mit einem einheitlichen Ansatz und mit Unterstützung durch Führungspositionen für Fachleute im öffentlichen Beschaffungswesen wie auch mit einer besseren Kommunikation innerhalb von Abteilungen und zwischen verschiedenen Beschaffungsabteilungen zu kombinieren. Auf lange Sicht werden die entwickelten Tools Fachleuten im Bereich des öffentlichen Beschaffungswesens bei der Auswahl und Beschaffung von biobasierten Produkten und Dienstleistungen helfen. Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass auf fossilen Brennstoffen basierende Produkte und Dienstleistungen durch biobasierte ersetzt werden. Der öffentliche Dienst verfügt über eine solche Marktmacht, dass sich eine bewährte Beschaffung von biobasierten Produkten und Dienstleistungen im Verbraucherverhalten widerspiegeln und somit zu einer nachhaltigen Gesellschaft beitragen könnte. Jetzt, da das Projekt abgeschlossen ist, beabsichtigt das InnProBio-Team, die Anwendung der im Zuge anderer EU-finanzierter Projekte entwickelten Informationsmaterialen und Beschaffungsinstrumente. Projektpartner greifen die Ergebnisse zudem auf nationaler Ebene auf. Ein prominentes Projekt hierbei ist das deutsche Projekt „Nachwachsende Rohstoffe im Einkauf“ für das Beschaffungswesen auf nationaler Ebene, welches die Beschaffung biobasierter Produkte in Deutschland durch die Veranstaltung von Workshops und Marktdialogen unterstützt. „Im Zuge des Projekts wurde ein ,biobasiertes Büro‘ eingerichtet, das auf Messen im Bereich des Beschaffungswesen als innovatives Büro präsentiert wird. Dies ist eine einzigartige Möglichkeit, um selbst zu sehen und zu erleben, wie ein biobasiertes Büro aussehen kann”, lautet die Schlussfolgerung von Westkämper.
Schlüsselbegriffe
InnProBio, öffentliches Beschaffungswesen, Innovation Beschaffung, nachhaltige Entwicklung, Bioökonomie, biobasiert, biobasierte Produkte und Dienstleistungen