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Inhalt archiviert am 2024-06-18

The Interaction Engine: Interactive foundations for communication

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Sprecherwechsel in der menschlichen Kommunikation

EU-finanzierte Forscher prüfen die Ursprünge der und Auswirkungen auf die Sprachverarbeitung, um die interaktiven Grundlagen von Sprache noch besser zu verstehen.

Sprachen variieren unabhängig von der Ebene in Hinsicht auf Laute, Struktur der Worte und die Art und Weise, wie Worte zusammengestellt werden, um grammatikalische Sätze zu erzeugen. Dennoch gibt es trotz dieser klaren Unterschiede gibt es eine zugrundeliegende Einheitlichkeit der systematischen Art und Weise, wie Sprache genutzt wird. Am deutlichsten kommt das in unseren informellen Gesprächen zum Ausdruck, in denen wir abwechselnd kurze Gesprächsbeiträge von zwei Sekunden Dauer mit sehr kleinen Lücken dazwischen austauschen. Diese Lücken betrachtete man im Rahmen des von der EU finanzierten Projekts INTERACT genauer, um die interaktiven Grundlagen von Sprache besser zu verstehen. Dabei entdeckte man, dass diese Fundamente schon frühzeitig in der Ontogenese sichtbar, von Sprache oder Modalität unabhängig und über Kulturen hinweg universell sind. Bedeutende Erkenntnisse Im Lauf des Projekts gewannen die Forscher mehrere bedeutende Erkenntnisse hinzu. So fanden sie beispielsweise heraus, dass bei einer informellen Unterhaltung die Lücke zwischen den Gesprächsbeiträgen durchschnittlich nur 200 Millisekunden – und oft noch weniger – beträgt. Wenn man bedenkt, dass es 600 Millisekunden dauert, um das Aussprechen eines einzigen Worts vorzubereiten, und man 1 500 Millisekunden braucht, um die einfachsten Sätze vorzubereiten, ist das ziemlich bemerkenswert. „So sind wir viel schneller fertig, als es zu erwarten wäre, indem wir vorhersagen, wie der momentane Sprecher den Gesprächsbeitrag abschließen wird, und schon damit beginnen, unsere eigenen Worte zu formulieren, sobald wir über ausreichend Informationen dafür verfügen“, erklärt INTERACT-Projektkoordinator Stephen Levinson. „Gleichzeitig müssen wir jedoch auch weiter zuhören, auch wenn wir uns dabei auf das Sprechen vorbereiten, um unsere Prognose zu überprüfen und rechtzeitig einzusteigen – dieses Multitasking ist kognitiv intensiv.“ Um die kognitive Herausforderung des Sprecherwechsels (Turn-taking) nachzuvollziehen, konzentrierte man sich im Zuge des Projekts speziell auf die Sprachentwicklung bei Kindern. „Vorsprachlich kommunizierende Kinder reagieren ziemlich schnell mit einfachen Lautäußerungen, aber wenn sie lernen zu verstehen und zu sprechen, werden ihre Reaktionszeiten recht langsam, drei- bis viermal langsamer als Erwachsene, und sie werden erst später in der Kindheit schneller“, erläutert Levinson. Levinson zufolge müssen Kinder, um angemessen reagieren zu können, es lernen zu erkennen, ob ein an sie gerichteter Gesprächsbeitrag zum Beispiel eine Frage oder eine Forderung ist. „In einem sehr frühen Alter werden Kinder auf oft sehr indirekte Signale abgestimmt“, wie er sagt. Zurückschauen, um die Zukunft zu verstehen Auf Grundlage seiner Forschung stellte das INTERACT-Projekt fest, dass der zeitliche Ablauf des Sprecherwechsels über Sprachen und Kulturen hinweg mehr oder weniger konstant ist. Ebenso verhält es sich bei nicht gesprochenen Zeichensprachen. Levinson dazu: „Die frühe Entwicklung im Kleinkindalter und der universelle Charakter des Systems deuten darauf hin, dass das Ganze eine schon früh etablierte Plattform in den Anfängen von Sprache gewesen sein könnte. Tatsächlich ist vokalisches Turn-taking schon unter den Primaten zu finden, und das gestische, nicht vokalische Turn-taking bei den Menschenaffen hat einen sehr ähnlichen zeitlichen Ablauf.“ Die Projektforscher fanden auch heraus, dass die Existenz dieses Interaktionssystems im Gegensatz zwischen kognitiven Krankheitsbildern des Menschen wie etwa Autismus, bei dem das System beeinträchtigt ist, und Down-Syndrom deutlich wird, wo es nicht geschädigt ist, auch wenn oftmals Sprachfehler auftreten. Abschließens fasst Levinson zusammen: „Unsere Forschung, mit der wir zu einem besseren Verständnis des interaktiven Sprachsystems des Menschen gelangten, hat nicht nur potenzielle Nutzen für die medizinische Forschung, sondern wird vor allem wesentlich zur Verbesserung der Mensch-Maschine-Interaktion beitragen.“

Schlüsselbegriffe

INTERACT, Konversation, Gespräch, Sprache, Rede, Sprechen, Interaktion, Wechselwirkung

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