Spanisches KMU will sich auf dem Markt für virtuelle Umkleidekabine durchsetzen
Mit einem geschätzten Anstiegs des E-Commerce-Umsatzes von 18,4% in diesem Jahr, sollte dieser Markt von Einzelhändlern für Kleidung nicht ignoriert werden. Aber ist die Investition das Risiko wert? In Europa macht der Modemarkt nur 7% der Online-Käufe aus und der Sektor verzeichnet zu seinem Ärger die höchste Rücklaufquote im E-Commerce: schwindelerregende 40% aller online verkauften Kleidung wird zurückgegeben. "Etwa 75% der Rückläufe sind darauf zurückzuführen, dass die Kleidung nicht passt, was vor allem an verwirrenden Größenangaben und Etikettensystemen sowie an einer schlechten Beratung der Kunden bei der Größenauswahl liegt", sagt Ana M. Bernardeau, Geschäftsführerin von Visualook. "Bei der Kaufentscheidung verlassen sich die Kunden auf die Möglichkeit, einen realistischen Überblick zu Aussehen und Sitz des Kleidungsstücks zu erhalten. Online-Käufer vertrauen der Online-Erfahrung in der Regel nicht, und diejenigen, die trotzdem dazu bereit sind, sind am Ende oft frustriert." Zahlreiche Unternehmen konkurrieren bei der Suche nach Lösungen für dieses seit Langem bestehende Problem und wollen sich auf diesem potenziell riesigen Markt durchsetzen. Die meisten dieser Lösungen befinden sich noch in der Entwicklung, während andere kläglich dabei gescheitert sind, das Interesse der Branche zu gewinnen. Aber das von dem Hich-Tech-Start-up Tecnologías DIM entwickelte Visualook könnte tatsächlich einen großen Eindruck hinterlassen. Im Vergleich zu den Alternativen mit mangelnder Zuverlässigkeit bei den Größenempfehlung und unrealistischen Vorschau-Tools verspricht dieses System, die richtige Größe zu empfehlen und dem Benutzer genau zu zeigen, wie er oder sie in den aus dem Online-Katalog ausgewählten Kleidungsstücken aussieht. Das alles wird von einem Algorithmus ermöglicht, der wichtige anthropometrische Messungen mit den unterschiedlichen Anleitungen zur Größenauswahl des jeweiligen Herstellers kombiniert. "Im Gegensatz zu anderen Initiativen, die sich auf generische Avatare oder auf anhand von 2D-Bildern erzeugte oder nach eigenen Messungen mit dem Maßband angepasste Avatare verlassen, um dem Kunden das Kleidungsstück zu visualisieren, konnte Tecnologías DIM die 3D-Geometrie des Benutzers erfassen und darstellen. Dies nennen wir den 'persönlichen Avatar'", sagt Bernardeau begeistert. Das System, das als Smartphone-Anwendung zur Verfügung steht, verfügt über eine 90% Erfolgsquote bei der Nachbildung der Körpermaße des Kunden. Außerdem lassen sich mit ihm bis zu vier Kleidungsstücke kombinieren. Auch Beschaffung und Installation sind kinderleicht: Visumlook stellt dem Händler einen Link zur Verfügung, der auf eine Adresse auf ihrem Server verweist: ein Klick und dann wird das System installiert und kann verwendet werden. Hin zur globalen Verbreitung Die Europäische Kommission, die auf das Potenzial der Technologie setzt, gewährte Tecnologías DIM eine Finanzierung im Rahmen der Phase 1 des KMU-Instruments für das Projekt VISUALOOK (Novel clothing e-commerce application for reliable size assignment and realistic fitting visualization). Damit konnte das Unternehmen die technische und wirtschaftliche Machbarkeit seiner Produkte prüfen und die potenzielle Investitionsrentabilität für die Kunden bewerten. Die Ergebnisse sind so positiv, dass Bernardeau und ihr Team bereits die Finanzierung für Phase 2 beantragt haben. "Bei der Entwicklung von Phase I haben wir drei Pilottests mit Einzelhandelsmarken durchgeführt, bei denen bereits die ersten Beta-Version der Web-basierten virtuellen Umkleidekabine zum Einsatz kam. Dies brachte uns detailliertere Informationen über die Steigerungsraten als wir sie bei Einreichung unseres Vorschlags hatten: Wir schätzen die Vorteile auf rund 25% an Umsatzsteigerungen und 30% weniger Rückgänge, und diese Zahlen sollen mit Abschluss der Entwicklung noch weiter steigen." Bernardeau zufolge waren Benutzer und Modehändler gleichermaßen von der Erfahrung überzeugt und sie denkt bereits über die nächsten Schritte nach: sich eine Führungsposition in der Branche zu sichern, die Marktanteile und den Umsatz des Unternehmens rasch zu erhöhen und sich zu einer Referenzgröße für den Online-Modehandel zu entwickeln. "Hierfür brauchen wir die Hilfe des KMU-Instruments. Wir müssen die 3D-Modellierung für virtuelle Kleidung optimieren – einschließlich der mobilen Körpererfassung – und einen Pilotversuch in einer Betriebsumgebung mit Einzelhändlern starten, sodass wir nicht nur die Technologie, sondern auch die wirtschaftlichen Zahlen validieren können", sagt sie abschließend. "Visumlook wird zuerst auf Online-Modehersteller und -einzelhändler in Spanien und Italien abzielen, gefolgt von anderen europäischen Ländern und wahrscheinlich südamerikanischen wie Chile im Jahr 2017, da wir schon einige sehr gute Kontakte dorthin haben. Allein in Europa hat der Online-Handel für Bekleidung ein Volumen von 40 Mrd. EUR und zeigt ein jährliches Wachstum von 20%."
Schlüsselbegriffe
Intelligente Textilien, Sicherheitsschuhe, biometrische Sensoren