Bewertung der Schleppnetzfischerei zum besseren Schutz des Meeresbodens
Die vom EU-finanzierten BENTHIS-Projekt durchgeführte Analyse hat ergeben, dass der durch Schleppnetzfischerei verursachte Schaden direkt mit der Eindringtiefe der Fangausrüstung zusammenhängt. Feststellungen dieser Art werden dazu beitragen, dem Fischereisektor Sachkunde über seine potenziellen Auswirkungen, die am stärksten beeinträchtigten Habitate und die den größten Schaden verursachenden Fanggeräte zu vermitteln. Ausgehend von diesem Bewertungsrahmen kann die Umweltbelastung prognostiziert werden, ohne dass Testläufe erforderlich sind. Zuständige Behörden können nun über diese Methodik verfügen. Die Ergebnisse des Projekts in Hinsicht auf die Auswirkungen der Schleppnetzfischerei werden nun gleichermaßen die Entwicklung der Indikatoren der EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (Marine Strategy Framework Directive, MSFD) für den Zustand des Meeresbodens prägen. „Das bedeutet, dass wir die Chance haben, diese Methoden weiterzuentwickeln und sie zu verbessern“, sagt BENTHIS-Projektkoordinator Professor Adriaan Rijnsdorp von Wageningen Marine Research in den Niederlanden. „Im Endeffekt wird dieses Projekt hilfreich dabei sein, auf eine gewinnbringende Ausbeutung der Meere zu minimalen ökologischen Kosten hinzuarbeiten.“ Leben auf dem Meeresboden Der Meeresboden bietet Lebensraum für eine enorme Artenvielfalt, insbesondere für Wirbellose. Diese wunderbare Organismen können den Meeresboden verändern, zum Beispiel indem sie korallenartiger Strukturen aufbauen oder sich in das Sediment eingraben. „Diese auf oder im Meeresboden zu findende Organismengemeinschaft, das Benthos, spielt überdies eine wichtige Rolle beim Transport von Kohlenstoff aus dem Wasser in das Sediment sowie bei der Freisetzung von Nährstoffen in die Wassersäule“, erklärt Professor Rijnsdorp. „Benthische Wirbellose sind zudem eine wichtige Nahrungsquelle für viele unserer kommerziell genutzten Fische, Krustentiere und Weichtiere.“ Benthische Ökosysteme sind jedoch in zunehmendem Maße den Aktivitäten des Menschen wie etwa Fischerei, Sand- und Kiesgewinnung, Öl- und Gasgewinnung, Schifffahrt und Umweltverschmutzung betroffen. Fischfang, insbesondere Schleppnetzfischerei, findet in vielen Bereichen des Meeresbodens der Festlandsockel statt. „Es gibt zunehmende Bedenken über die schädlichen Auswirkungen der Grundschleppnetzfischerei, wobei einige Gruppen sogar die völlige Einstellung dieser Praxis fordern“, sagt Professor Rijnsdorp. „Wir sahen daher den Bedarf an solider wissenschaftlicher Arbeit, um genau zu bestimmen, wie ernst dieses Problem zu nehmen ist, in welchen Bereichen wir uns Sorgen machen sollten und welche Fanggeräte Schäden verursachen.“ Bestandsaufnahme der Auswirkungen von Schleppnetzfischerei Das BENTHIS-Projekt sollte daher eine Bestandsaufnahme der Belastung durch Grundschleppnetzfischerei in den europäischen Meeren durchführen sowie die Auswirkungen auf die Umwelt in Zahlen ausdrücken. Der Belastung durch Schleppnetzfischerei wurde anhand hochaufgelöster Daten aus verschiedenen Fischereiflotten bewertet. Die Einflussnahme wurden mit Hilfe der Durchführung von Metaanalysen der Resultate aus der vorhandenen, von Experten begutachteten Literatur und der Einbindung früherer Projektergebnisse abgeschätzt. „Wir haben auch mit der Industrie zusammengearbeitet, um innovative Ausrüstung zu entwickeln, welche die Auswirkungen der Schleppnetzfischerei mildern könnte“, erläutert Professor Rijnsdorp. „Diese Kooperation war sehr ergiebig. So wandten beispielsweise Trawler im Mittelmeer technische Neuerungen an, um die am Boden schürfende Wirkung zu reduzieren, was außerdem Treibstoff einsparen könnte.“ Der Bewertungsrahmen des BENTHIS-Projekts zu den Auswirkungen der Schleppnetzfischerei kann auf alle europäische Meere angewendet werden. Neben dem Beweis, dass die Sterblichkeitsraten im Benthos auf direkte Weise mit der Eindringtiefe der Fanggeräte zusammenhängen, hat das Projekt außerdem die am meisten gefährdeten Gebiete des Meeresbodens ermittelt. „Wir haben festgestellt, dass die Empfindlichkeit eines Habitats aus der Lebensdauerverteilung der am Meeresboden lebenden Gemeinschaft abgeschätzt werden kann“, erklärt Professor Rijnsdorp. „Metaanalysen ließen erkennen, dass die Erholungsrate einer Art mit ihrer Lebensdauer zusammenhängt. Das bedeutet, dass Gemeinschaften langlebiger Spezies aufgrund ihrer langsamen Erholung im Vergleich zu kurzlebigen Gemeinschaften empfindlicher sind.“
Schlüsselbegriffe
BENTHIS, Fischerei, Fischfang, Trawler, Fischereifahrzeug, Schleppnetzfischer, am Meeresboden lebend, benthisch, Lebensraum, Habitat, Mittelmeer-, mediterran, Schiffs-, Meeres-, Verschmutzung