E-SENS: Digitalisierte Behördendienste in ganz Europa
Das EU-Projekt E-SENS ist darauf ausgerichtet, Europa durch die Digitalisierung einer Reihe öffentlicher Dienste weiter zusammenwachsen zu lassen, um grenzüberschreitende Vorgänge einfacher sowie für Menschen und Unternehmen leichter zugänglich zu machen. Dies wird zu einem radikalen Bürokratieabbau und erheblichen Kosteneinsparungen führen. E-SENS hat eine Laufzeit von drei Jahren, ein Budget von 27 Millionen Euro und wurde zur Hälfte durch das Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP) der EU finanziert. Beteiligt sind öffentliche Verwaltungen, Behörden und Unternehmen aus 20 Ländern. "Digitale Dienste unterscheiden sich in verschiedenen Teilen Europas. Bei grenzüberschreitenden Vorgängen führt das zu zahlreichen Hindernissen", erklärte der E-SENS-Projektkoordinator Carsten Schmidt vom Justizministerium in Nordrhein-Westfalen. "Auch die Herangehensweisen an digitale Dienste sind verschieden, z.B. ob Kommunikation über E-Mail oder über elektronische Formulare gewünscht ist. Formalitäten werden unterschiedlich gehandhabt und kulturelle Aspekte kommen zum Tragen, ganz zu schweigen von den Schwierigkeiten, die beim Verständnis unterschiedlicher Geschäftsterminologie oder Dokumente bestehen. All diesen Herausforderungen muss begegnet werden", sagte er. BEISPIELE ELEKTRONISCHE IDENTIFIZIERUNG UND DOKUMENTENLIEFERUNG Während der Entwicklung der Verordnung über elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste (e-IDAS) durch die Europäische Kommission empfahlen die beratenden Unternehmen eine elektronische Identifizierung (e-ID) mit den Merkmalen: einfach, schnell, benutzerfreundlich und vertrauenswürdig. Sie solle darüber hinaus in verschiedenen Ländern zum Austausch von Dokumenten, die für zahlreiche Aktivitäten des öffentlichen und privaten Sektors relevant sind, anwendbar sein. Dies ist nur ein Beispiel für den regulatorischen Kontext der Europäischen Union, in dem das E-SENS-Projekt ins Leben gerufen wurde: Es baut auf Lösungen auf, die in früheren groß angelegten Pilotprojekten (Large-Scale Pilots, LSPs) in den Bereichen Gesundheit, Recht, Geschäftsmobilität und elektronische Auftragsvergabe entwickelt wurden. In diesen früheren Pilotprojekten wurden die technischen Bausteine für das nahtlose Ineinandergreifen von e-ID und Dokumentenlieferung in den meisten EU-Ländern geschaffen, und ebenso die Grundlagen für elektronische Signatur, elektronische Dokumente und elektronische Rechnungsstellung, um nur einige zu nennen. Jetzt konzentrieren sich die E-SENS-Mitglieder auf die Zusammenführung, Erweiterung und Kombination der Anwendung dieser generischen Bausteine, indem sie von April 2015 bis April 2016 eine Reihe von 65 Piloten in 18 Ländern starten. So soll nachgewiesen werden, dass diese Bausteine in ganz Europa nachhaltig eingesetzt werden können, und letztendlich die Marktreife erreicht werden. Das Ziel besteht darin, Menschen und Unternehmen dazu zu bewegen, transnationale Verwaltungsvorgänge in massivem Umfang elektronisch durchzuführen. Diese Vorgänge könnten alle möglichen Aktivitäten umfassen: vom Zugriff auf Gesundheitsdienste, die Geschäftsgründung im Ausland, Angebote auf Ausschreibungen in anderen Ländern bis hin zum Einreichen von Anträgen bei ausländischen Gerichten. KOSTENEINSPARUNGEN UND EU-INVESTITION "Die Digitalisierung grenzüberschreitender öffentlicher Dienste wird mit spürbaren Vorteilen und Einsparungen für öffentliche Stellen, Bürger und Unternehmen verbunden sein, sowohl hinsichtlich Zeit als auch Geld", legte Herr Schmidt dar. "Die Gesamteinsparungen durch den reduzierten Verwaltungsaufwand wurden allein für den Bereich des Gesellschaftsrechts auf 69 Millionen Euro jährlich geschätzt. Laut einer weiteren Studie wird eine Verbesserung des grenzüberschreitenden Zugriffs auf Patientenakten über 36 Millionen Euro einsparen. Und die Registrierung einer neuen Rechtsperson wird um mehr als 32.000 Euro günstiger sein. Dies sind nur einige Beispiele für die erheblichen Vorteile", so Schmidt. Außerdem investiert "Connecting Europe", ein neues Finanzierungsinstrument für transeuropäische Netzwerke in den Bereichen Verkehr, Energie und Telekommunikation, nun etwa 970 Millionen Euro in digitale Dienstinfrastrukturen, um vernetzte grenzüberschreitende Dienste für Bürger, Unternehmen und öffentliche Verwaltungen zu erreichen. So soll auf Grundlage der Erfolge des E-SENS-Projekts in sehr kurzer Zeit ein digitaler Binnenmarkt in Europa verwirklicht werden. Link zur Projektwebsite Link zum zugehörigen Artikel Weitere Links Facebook Twitter: twitter.com/eSENS_EU LinkedIn
Schlüsselbegriffe
Digitale öffentliche Dienste, Bürokratieabbau, grenzüberschreitend, elektronische Identifizierung (e-ID), CORDIS, e-SENS, Europäische Kommission, Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP) der EU, digitaler Binnenmarkt, Europäische Union