Neue Ressourcen helfen Forschern im Kampf gegen von Mücken übertragene Krankheiten – ohne Kosten für den Endnutzer
Mehr als 17 % aller Infektionskrankheiten sind durch Vektoren übertragene Krankheiten, die laut einem Informationsblatt der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich zu mehr als 700 000 Todesfällen führen. Dabei handelt es sich um Infektionen, die von Vektoren wie Mücken, Zecken, Fliegen, Sandfliegen und Flöhen übertragen werden. Im Rahmen einer Initiative zur Forschungsförderung auf diesem Gebiet hat das EU-finanzierte Projekt INFRAVEC2 vor Kurzem seinen umgestalteten Onlineshop und die neue Website vorgestellt. Laut einer Pressemitteilung auf der Website von INFRAVEC2 werden jetzt auch Mückenkolonien angeboten, die bisher nicht verfügbar gewesen waren, wie zum Beispiel Anopheles atroparvus, eine weit verbreitete europäische Mückenart. Bis Europa 1975 für malariafrei erklärt wurde, war sie der Hauptüberträger für Malaria auf den Menschen. Der Website zufolge wäre „diese Mückenart in der Lage, wieder Malaria zu übertragen, sollte die Aufsicht über die öffentliche Gesundheit gelockert werden und Malaria wieder nach Europa kommen. Sie könnte auch Viren übertragen, die dem Menschen gefährlich werden können, wie den West-Nil-Virus.“ Forscher bekamen Zugang zu dieser INFRAVEC2-Kolonie, nachdem die Mücken 2017 im Flussdelta des spanischen Ebro gesammelt worden waren. Sie ersetzt „eine Jahrzehnte alte Kolonie und erlaubt eine präzisere Erforschung der Risiken und die Bekämpfung dieser Mücke.“ Neue Möglichkeiten zum Experimentieren Über die INFRAVEC2-Website erhält man außerdem Zugriff auf neue Technologien zur Untersuchung von Malariaparasiten in Mücken und verschiedenen Mücken, die mit dem Arbovirus infiziert sind. Zudem bietet die Seite Möglichkeiten, in Einrichtungen der Spitzenforschung verschiedene Krankheitsüberträger wie zum Beispiel die Sandfliege zu untersuchen. Forscher können jetzt bisher unmögliche Experimente zur grundlegenden Biologie der Sandfliege und zur Leishmaniose durchführen, einer potenziell tödlichen Krankheit, von der jedes Jahr über 10 Millionen Menschen betroffen sind. Sandfliegen übertragen in Europa und darüber hinaus auch Viren auf den Menschen, die in der Einrichtung von INFRAVEC2 untersucht werden können. „Mit dem Zugang zu diesen neuen Forschungsinstrumenten können die Forscher schneller wirksame Medikamente und Insektizide ermitteln, die sie weiterentwickeln wollen.“ INFRAVEC2 („Research Infrastructures for the control of vector-borne diseases“) wurde 2017 ins Leben gerufen, um der europäischen Forschergemeinschaft im Bereich der Vektorbiologie essenzielle Ressourcen für die Forschung zur Verfügung zu stellen. Es ist der Nachfolger von INFRAVEC („Research capacity for the implementation of genetic control of mosquitoes“), das von 2009 bis 2014 lief. INFRAVEC2 zielt darauf ab, ein dauerhaftes europäisches Netzwerk von Einrichtungen aufzubauen, um von Insekten übertragene Krankheiten zu bekämpfen. Der Ausbruch des Zikavirus in Mittel- und Südamerika 2015-2016, das wieder aufgetauchte Gelbfieber und eine Zunahme von Fällen des Denguefiebers und des Chikungunyafiebers haben nochmal gezeigt, wie wichtig die Vektorbekämpfung ist. Die Infrastruktur aus INFRAVEC2 wird auf gegenwärtige Epidemien, die durch Insekten verbreitet werden, reagieren können und dazu beitragen, dass in Europa zukünftige Ausbrüche von durch Insekten übertragene Krankheiten vorhergesagt und verhindert werden können. Das ist besonders wichtig, weil die schnelle, planlose Verstädterung, die Zunahme des internationalen Reiseverkehrs, geänderte landwirtschaftliche Praktiken und Klimafaktoren die Ausbreitung von Vektoren weltweit verstärken und so immer mehr Menschen dieser Gefahr aussetzen. Die WHO schätzt, dass heute über 80 % der Weltbevölkerung von durch Vektor übertragenen Krankheiten bedroht sind. Weitere Informationen: Projektwebsite von INFRAVEC2
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