Zwei Impfungen in einer: Neue Impfstoffe sollen Hepatitis C/HIV-Koinfektionen vorbeugen
Im Rahmen des bahnbrechenden Projekts PEACHI haben Forscher neue Impfstoffe entwickelt, die die antiretrovirale Therapie mit Impfstoffen kombinieren, die gezielt bestimmte Immunreaktionen anregen. Das HCV-Virus, das chronische Lebererkrankungen und Leberkrebs hervorrufen kann, zählt zu den Haupttodesursachen von Patienten, die zusätzlich zur Hepatitis auch mit HIV infiziert sind. Schätzungen zufolge sind weltweit circa 2,3 Millionen Menschen sowohl an HIV als auch an HCV erkrankt. Die Teilnehmer des PEACHI-Projekts nahmen sich dieses Problems an und bauten auf die Erfolge der antiretroviralen Therapie auf, dank der die Lebenserwartung von mit HIV infizierten Menschen bereits erheblich gesteigert werden konnte. Diese Medikamente bieten zwar keine Heilung und können das Virus nicht abtöten, können aber die Vermehrung des Virus im Körper verlangsamen. Durch diese Verzögerung sinkt auch das Risiko weiterer, mit der HIV-Erkrankung in Zusammenhang stehender Infektionen. Im Mittelpunkt der Forschungsbemühungen des Projektteams stand die Vorbeugung gegen HIV/HCV-Koinfektionen. Dazu kombinierten sie bewährte antiretrovirale HIV-Medikamente mit modifizierten HCV-Impfstoffen. Mit diesen Impfstoffen sollten die Immunreaktionen bei mit HIV infizierten Menschen gezielter gesteuert werden. Die Ergebnisse des Projekts waren positiv. Die beim diesjährigen „International Liver Congress“ in Barcelona vorgestellten Ergebnisse deuten darauf hin, dass der von den PEACHI-Teilnehmern verfolgte neue Ansatz das Immunsystem tatsächlich effektiv gegen HCV- und HIV-Viren wappnen kann. Darüber hinaus werden spezifische T-Zellen-Reaktionen durch die gleichzeitige Gabe des HCV- und HIV-Impfstoffs nicht beeinträchtigt. Der Erfolg des Projekts zeigt uns, dass wir der Kommerzialisierung des kombinierten HCV- und HIV-Impfstoffes nun einen Schritt näher gekommen sind. Die Möglichkeit, einen Menschen gegen beide Krankheiten zu impfen, eröffnet weitere unzählige Möglichkeiten für die Eindämmung der Koinfektion und von Epidemien dieser Krankheiten. Es hat sich gezeigt, dass Impfungen die wohl effektivste Methode zur Vorbeugung gegen viele Infektionskrankheiten sind. Doch die Entwicklung effektiver Impfstoffe gegen HIV und Hepatitis C hat sich bisher als große Herausforderung erwiesen. Einer der Hauptgründe dafür ist die außerordentliche Fähigkeit zur Genmutation der HCV- und HIV-Viren, aufgrund der sich weltweit zahlreiche verschiedene Typen entwickelt haben. In der Anfangsphase des PEACHI-Projekts konzentrierten sich die Forscher auf die Entwicklung des Impfstoffs, die Optimierung der Protokolle für klinische Studien und die Schulung in Bezug auf gute klinische Praxis (Good Clinical Practice, GCP). Die Entwicklung neuer Immunassays für die Analyse von Proben aus klinischen Studien könnte den Weg für neue Forschungsbemühungen im Bereich der Immunkontrolle bei HIV-1- und HCV-Infektionen ebnen. Im weiteren Verlauf wurde die Sicherheit und Wirksamkeit der Impfstoffe an gesunden Menschen ohne HIV-1- oder HCV-Infektion getestet. Mithilfe von Einzelzellanalysen wurde die Qualität der Impfstoff-induzierten T-Zellen-Reaktionen geprüft. Das PEACHI-Konsortium hat zudem an einer innovativen Impfstofftechnologie gearbeitet, die die Wirksamkeit bestehender Impfstoffe verbessern soll. Dazu nutzten die Forscher Antigene aus Impfstoffen (Moleküle, die eine Immunantwort bewirken können) und banden diese an HCV-Proteine. Dies sollte die Bildung von HCV-Antikörpern durch die Immunzellen der HIV-Patienten fördern. Das Projekt "PEACHI" wird Ende Januar 2017 nach vier Jahren Laufzeit abgeschlossen. Weitere Informationen finden Sie auf: PEACHI-Projektwebsite
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