Neue Blaupausen für das Management von Europas Fischereien
Die Gemeinsame Fischereipolitik der EU enthält die Verpflichtung, für die EU-Bürger eine langfristige, nachhaltige, sichere und gesunde Lebensmittelversorgung sicherzustellen. Das Management europäischer Fischereien ist jedoch eine komplexe Aufgabe, die eine ökologisch, wirtschaftlich und sozial nachhaltige Fischerei zum Ziel hat. Dieser Herausforderung stellten sich unter anderem die Mitglieder des EU-Projekts MYFISH (Maximising Yield of Fisheries while Balancing Ecosystem, Economic and Social Concerns), indem sie die erforderlichen Maßnahmen definierten und Pläne ausarbeiteten, die für ein effektives Management der europäischen Fischereien herangezogen werden können. Die Forscher arbeiteten an dem Konzept des höchstmöglichen Dauerertrags (Maximum Sustainable Yield, MSY) von Fischereien, das seit 50 Jahren für das Management von Fischereien verwendet wird. MSY bezieht sich auf die größte durchschnittliche Fangmenge, die ein Fischbestand unter den gegebenen Umweltbedingungen erbringen kann. Die MYFISH-Mitglieder befassten sich mit den Begriffen „nachhaltig“ und „Ertrag“, da diese bisher nicht einheitlich definiert sind. Außerdem untersuchten sie, wie das Erreichen eines nachhaltigen Konzepts – oder MSY – für einen Bestand sich auf andere Bestände und das breiter gefasste sozioökonomische und ökologische System auswirken könnte. Neue MSY-Indikatoren Im Projekt wurden neue MSY-Indikatoren entwickelt, die unter Beachtung ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit hohe Fischerträge gewährleisten können. Diese Indikatoren bilden anschließend die Grundlage neuer mehrjähriger Umsetzungspläne. In MYFISH wurden außerdem neue benutzerfreundliche Leitfäden erstellt, um Akteure im Fischereisektor beim Treffen von Entscheidungen zu unterstützen, wie viel Fisch bei Berücksichtigung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten gefangen werden kann. An der Definition der neuen Indikatoren war ein breites Spektrum von Akteuren aus der gesamten Branche beteiligt. MSY umfasst nun sowohl den maximalen wirtschaftlichen Ertrag als auch Nachhaltigkeitskriterien, etwa den Wunsch, sensible Arten zu erhalten und zu schützen, sowie die Förderung von Beschäftigung. Die MYFISH-Forscher stellten insbesondere fest, dass das MSY-Konzept von einem Ansatz, der sich nur auf eine Art von Fisch konzentriert, erweitert werden kann, um mehrere interagierende Arten und Fischereien zu berücksichtigen. Gleichzeitig, so die Schlussfolgerung der Projektmitglieder, sollten Management-Strategien vermieden werden, die rein auf die Steigerung der Ausbeute abzielen, auch wenn dies das Ökosystem oder die soziale Nachhaltigkeit gefährden würde. Außerdem argumentieren die Forscher, dass die Umsetzung von Managementplänen flexibel erfolgen muss. Unterschiede bei den Ökosystemen und bei wirtschaftlichen und sozialen Aspekten müssen berücksichtigt werden. Dasselbe gilt für die Besonderheiten der einzelnen Fischereien. Darüber hinaus müssen Managementpläne verschiedene Optionen skizzieren und deren Vor- und Nachteile in einer für den Nutzer verständlichen Art und Weise erklären. Die Pläne sollten im Idealfall den Benutzern ermöglichen, mit verschiedenen Möglichkeiten zu experimentieren, heißt es in dem Projekt. Des Weiteren kamen die Projektmitglieder zu der Erkenntnis, dass eine Reduzierung des Fischereidrucks auf laichende Fischbestände zu größeren Fängen und höheren Einnahmen führen würde. MYFISH war auf die fünf wichtigsten europäischen Fischerei-Regionen konzentriert: Nordsee, Ostsee, Mittelmeer, westliche Gewässer (Keltische See, Irische See, Golf von Biskaya und Iberisches Meer). Ebenso wurden Fische berücksichtigt, die in unterschiedlichen Regionen vorkommen. Die nächsten Schritte Mit Abschluss des Projekts im Februar 2016 wies das MYFISH-Konsortium darauf hin, dass weitere Arbeiten erforderlich sein werden, um weitere unterschiedliche MSY-Bereiche zu entwickeln. Insbesondere setzt sich das Projekt für Überlegungen zu dem Konzept des „ziemlich guten Ertrags“ (Pretty Good Yield, PGY) ein. PGY wird als nachhaltige Ausbeute von mindestens 80 % des höchstmöglichen Dauerertrags definiert. Solche Erträge werden in der Regel über einen breiten Bereich von Bestandsgrößen (20–50 % der unbefischten Bestandsgröße) erreicht, und dieser Bereich ist nicht empfindlich hinsichtlich grundlegender Parameter für die Populationsentwicklung, etwa natürliche Sterblichkeit, somatische Wachstumsrate oder Reifealter. MYFISH erhielt fast 5 Mio. EUR aus EU-Mitteln. Weitere Informationen finden Sie auf: Projekt-Website von MYFISH.
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