Artenreiche Wälder sind von höherem ökologischen Nutzen
In einer Veröffentlichung in der renommierten Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ haben Wissenschaftler des Projekts FUNDIVEUROPE (Functional Significance of Forest Biodiversity in Europe) hervorgehoben, wie ein artenreicher Wald zu einer höheren Anzahl und vielfältigeren Palette von Dienstleistungen führt als ein Wald, der weniger Arten beheimatet. Im Laufe von fünf Jahren wurden im Projekt 200 Wälder in sechs europäischen Ländern untersucht. Die Bäume in Wäldern auf der ganzen Erde sind der Menschheit auf vielerlei Weise von Nutzen. Sie filtern Staub aus der Luft, wandeln Kohlendioxid in Sauerstoff um, schützen den Boden vor Erosion, tragen zur Trinkwasserversorgung bei und liefern Holz für Bau und Heizung. Darüber hinaus werden Wälder auch für Sport und Freizeit genutzt. Vorteile von Multi-Spezies-Wäldern Allerdings ergab das Projekt, dass die Mehrheit der europäischen Wälder nur aus einer Baumart oder einer kleinen Auswahl von Arten bestehen. Diese Entdeckung veranlasste die Forscher von FUNDIVEUROPE, die Korrelation zwischen lokaler und regionaler Artenvielfalt und der Ökosystemleistungen zu untersuchen. Grundlage für die Forschung bildeten europäische Wälder in einer Reihe von Klimazonen von Finnland bis Spanien. Es zeigte sich, dass die artenreicheren Wälder mehr Leistungen für Mensch und Natur bieten als die mit weniger Arten. Die Forscher weisen darauf hin, dass eine Baumart tatsächlich einzelne Leistungen wie qualitativ hochwertiges Holz bieten kann. Doch nur ein Mischwald kann eine Fülle von Leistungen gleichzeitig erbringen. Dazu zählen Lebensräume für Vögel, ein attraktives Touristenziel sowie ein Umfeld für das Speichern von Wasser. Die Projektmitglieder kommen außerdem zu dem Schluss, dass die Vielfalt von Wäldern leicht zu fördern sei, indem die natürliche Samenverbreitung und das Wachstum vielfältiger junger Bäume unterstützt wird. Außerdem sollten zusätzliche Arten angepflanzt und die Zusammensetzung der Spezies in großen Wäldern variiert werden. Allerdings werden solche Maßnahmen in den EU-Mitgliedstaaten nicht oft durchgeführt. Die Organisation des Projekts FUNDIVEUROPE wurde um drei wissenschaftliche Plattformen herum organisiert. Zunächst wurden mithilfe der europäischen Standorte eines globalen Netzwerks von Experimenten zur Baumdiversität (Experimentelle Plattform) die kausalen Beziehungen zwischen Biodiversität und Ökosystemfunktionen bestimmt. Zweitens richteten die Projektforscher ein neu gestaltetes Netzwerk von 209 Untersuchungsflächen in existierenden ausgewachsenen Wäldern ein (Untersuchungsplattform). Diese Plattform umfasste sechs Schwerpunktregionen und deckte damit die Bandbreite wichtiger europäischer Waldarten ab – von borealen bis hin zu mediterranen Wäldern. Mit der dritten, der Bestandsplattform, wurden vorhandene Informationen von nationalen Waldinventuren und anderen Waldüberwachungsnetzen zusammengestellt. Zusätzlich zu diesen drei Forschungsplattformen wurde in FUNDIVEUROPE eine webbasierte Plattform für den Wissenstransfer eingerichtet, um Kommunikation, Aggregation und Synthese einzelner Befunde sowie die Kommunikation mit Interessengruppen, politischen Entscheidungsträgern und der breiten Öffentlichkeit zu fördern. Die gewonnenen Informationen ermöglichten es Waldbesitzern, Forstunternehmern und forstpolitischen Entscheidungsträgern, Politik und Management für die nachhaltige Nutzung von Waldökosystemen in einer sich verändernden Umwelt anzupassen, um mit den möglichen Auswirkungen der Biodiversität die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme sicherzustellen. Mögliche politische Beiträge Nach Abschluss von FUNDIVEUROPE hat das Projektteam der europäischen Politik gute Argumente präsentiert, sich um die Diversifizierung der Wälder auf dem Kontinent zu bemühen. Demzufolge müsse zur Erhöhung der Artenvielfalt in den Wäldern die Konsistenz von bestehenden EU- und nationalen Richtlinien und Politiken beurteilt werden, um sich den Herausforderungen der zukünftigen Waldbewirtschaftung zu stellen. Die Forscher weisen darauf hin, dass die Vorteile einer gesteigerten Artenvielfalt im Einklang mit den Zielen mehrerer bestehender EU-Politiken und -Strategien steht, etwa mit der Biodiversitätspolitik, der Politik zu einheimischen Arten und der Strategie Europa 2020. Die Projektergebnisse und die gesammelten Daten könnten im Zuge der COP21-Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 auch zu möglichen künftigen EU-Maßnahmen gegen den Klimawandel beitragen. Weitere Informationen finden Sie auf: Projekt-Website von FUNDIVEUROPE.
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