Neue Entdeckungen und verstärkte visuelle Erfahrungen durch Gaze-Contingent-Displays
Forscher entwickeln innovative Anzeigen, mit denen Benutzer Fokus, Tiefe, Farbe und neue Wege der Informationsdarstellung erkunden können, indem ihr Blick, wenn er über den Bildschirm wandert, nachverfolgt wird. Der Blick des Benutzers reicht dabei aus, um direkt zu Fokussieren und die Tiefenwahrnehmung zu verstärken sowie Farben besser zu unterscheiden. Dabei ist es nicht erforderlich auf einen Cursor zu klicken, um Daten abzurufen oder auf das Objekt zu fokussieren, an dem man interessiert ist. Innovative GAZER-Software GAZER ist die erste Anwendung, die aus dem DEEPVIEW-Projekt stammt, das von SACHI, der Forschungsgruppe für Mensch-Maschine-Interaktion (Computer Human Interaction Research Group) an der Universität St Andrew in Schottland, Vereinigtes Königreich, durchgeführt wird. Die Software, die nach Tests an 50 verschiedenen Benutzern entwickelt wurde, arbeitet zusammen mit Blicknachverfolgungsvorrichtungen, um es Fotografen, die Bilder mit einer Lichtfeldkamera aufnehmen, zu ermöglichen, Bilder automatisch zu erkunden, wenn sie nur mit ihrem Blick Objekte fokussieren. „Wir erkunden die Einsatzmöglichkeiten eines neuen spannenden Bereichs, der „gaze-based perceptual augmentation“ (blickbasierte Wahrnehmungserweiterung) genannt wird“, erklärte DEEPVIEW-Koordinator Dr. Miguel Nacenta. „Anstatt einen Cursor zu bewegen, um zu fokussieren, macht dies das sogenannte Gaze-Contingent Display (GCD) automatisch mithilfe der Position des Benutzerblicks. Das schafft ein Gefühl der Tiefe, 3D ohne Brille könnte man es nennen, was ein reichhaltiger, hervorstechender und natürlicher Weg des Sehens ist, der die Erfahrung des Sehenden erweitern soll.“ Der Einsatz von GCD Ein GCD modifiziert die Informationen, die vom Blick-Tracker über den Blick des Benutzers gesammelt wird, und zwar nicht nur seine Position, sondern auch andere Messwerte wie Blinzeln, Fixierung und Sakkaden. Ziel ist, das so zu tun, dass der Benutzer nicht merkt, dass das System auf seinen Blick reagiert, sondern dass es einen insgesamt veränderten Eindruck der Anzeige schafft. In der Vergangenheit wurde diese Technologie vor allem zur Leistungssteigerung eingesetzt (d. h. zur Verbesserung der Berechnung von Renderingzeiten), indem Details in nicht beachteten Teilen eines Displays weggelassen wurden. Das Ziel von DEEPVIEW ist es jedoch, Wahrnehmungsveränderungen zu finden, die die angezeigte Information erweitern und damit eine gesteigerte Seherfahrung für den Benutzer schaffen. Das Projekt untersucht auch andere Nutzungsmöglichkeiten von GCD, etwa die Erweiterung der Wahrnehmung von Farben und Kontrast sowie für Multimediaanwendungen. Die Verstärkung der Farbe etwa, sodass der Benutzer mehr Farben sieht als der Monitor anzeigen kann, könnte in Zukunft zu einem sehr nützlichen Tool etwa für die Analyse von Big Data werden. Wenn die Technologie auf Multimedia angewendet wird, können Benutzer, die einen Artikel lesen, unbewusst eine ganze Reihe von Zusatzinformationen aufrufen - Graphiken, Fotos, Videos, Zusatztext - der sich von alleine anbietet, während sie den Text von Abschnitt zu Abschnitt überfliegen. „Der Schlüssel dazu ist, dass die Lesererfahrung bereichert werden soll und nicht unterbrochen“, hebt Dr. Nacento hervor. „Die Blickwahrnehmungstechnologie verspricht weniger unterbrechend als das Klicken und Weisen mit einem Cursor zu sein. Man kann vom natürlichen Verhalten des Menschen profitieren, wenn er sich Dinge anschaut, anstelle von ihnen zu verlangen, mit dem System explizit zu interagieren.“ Andere mögliche Nutzungen von GCD Der Himmel ist buchstäblich die Grenze, was die blickbasierte Wahrnehmungserweiterung betrifft, da DEEPVIEW sich auch der Astronomie zuwendet. „Astronomen benötigen manchmal bestimmte Farben und Tiefe für ihre Arbeit“, sagte Michael Mauderer, ein Promovend, der an dem Projekt arbeitet und Hauptentwickler der GAZER Anwendung ist. „Sie schauen sich diese sehr komplexen Bilder an, die sie von den Teleskopen erhalten und von Infrarot bis Ultraviolett gehen, was die Bandbreite des menschlichen Sehens überschreitet. Wir arbeiten daran, ihnen zu helfen, solche Daten auf andere Weise zu sehen, was möglicherweise zu neuen Entdeckungen führen könnte.“ Die Nutzung von GCD könnte sich möglicherweise durchsetzen, so Dr. Nacenta, sei es, um die Kinoerfahrung zu erweitern, Ärzten eine bessere Interpretation der Mustern von Magnetresonanzbildern zu ermöglichen oder der Polizei bei der Lösung von Verbrechen aus vagen CCTV-Aufnahmen zu helfen. DEEPVIEW, das im Juni 2012 begonnen hat und im Mai 2016 endet, wird mit einer Finanzhilfe aus einer Marie-Curie-Maßnahme in Höhe von 100.000 EUR aus dem Siebten Rahmenprogramm der EU finanziert. Weitere Informationen finden Sie auf der: DEEPVIEW-CORDIS-Projektseite
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Vereinigtes Königreich