Neue Werkzeuge stärken Palästinas Fähigkeiten im Erdbebenschutz
„Wir [in Palästina] verfügen lediglich über bescheidene und unerschlossene Kapazitäten, die keinen guten Schutz vor Erdbeben und deren Auswirkungen zulassen“, so Moufid al-Hasayneh, Minister für Öffentliche Arbeiten und Wohnungswesen, im Gespräch mit Al-Monitor. Er wisse, dass dieser Mangel an Kapazitäten so bald wie möglich behoben werden muss, wenn Palästina der wachsenden Bedrohung durch Erdbeben und deren mögliche Auswirkungen auf das Leben der Menschen standhalten soll. Jüngsten Meldungen zufolge würde ein schweres Erdbeben 70 % der Häuser des Landes zerstören und den Tod von 16 000 Menschen herbeiführen. Da Palästina vom Jordangraben, einem Teil des Großen Afrikanischen Grabenbruchs durchzogen ist, an dem die Afrikanische und die Arabische Platte auseinanderdriften, nimmt die Wahrscheinlichkeit von Erdbeben aller Voraussicht nach weiter zu. So braucht das Land stabilere Gebäude, eine stärkere Sensibilisierung der Öffentlichkeit und verbesserte Schulungen für junge Forscherinnen und Forscher, um dieser Bedrohung Herr zu werden. Genau diese Punkte bringen die Projekte SASPARM und SASPARM 2 nun auf den Tisch. Das erste Vorhaben, das Ende November 2014 abgeschlossen wurde, zielte darauf ab, die Leistungsfähigkeit der Universität Nablus (An-Najah Nationaluniversität) als Forschungszentrum auf dem Gebiet der Erdbebenschadensminderung und des Katastrophenmanagements zu erhöhen. Unter anderem wurde eine Datenbank vorhandener Forschungsdaten erstellt, wurden Wissenslücken ermittelt und Kurse über Bautechnik organisiert. Das Projekt startete außerdem Initiativen zur Steigerung der allgemeinen Sensibilisierung der Öffentlichkeit und etablierte Netzwerke aus Forschern im Umfeld des Europäischen Forschungsraums (EFR). „Es wurden hunderte Ingenieure auf dem Gebiet der Planung und Konstruktion von erdbebensicheren Gebäuden ausgebildet und Dutzende Sitzungen und Workshops zu dem Thema abgehalten“, berichtet Jalal Dabbeek, Direktor des Zentrums für Geowissenschaften und Erdbebentechnik (Earth Sciences and Seismic Engineering Center) sowie Projektkoordinator. Aber das war nur der erste Schritt eines längerfristigen Vorhabens. Im Januar 2015 wurde mit weiterer finanzieller Unterstützung der EU SASPARM 2.0 ins Leben gerufen, das bis Ende 2017 laufen wird. „Diese zweite Stufe zielt auf die Förderung [palästinensischer] Kapazitäten im Erdbebenschutz durch Schulung von Zivilschutzkräften und die Weiterentwicklung der Befähigungen der Ingenieure. Wir hoffen, die vorhandenen Gebäude durch computergestützte Programme und Smartphones verbessern zu können, die Informationen über das Haus eines jeden Bürgers speichern. So kann der Aufbau einer Datenbank unterstützt werden, welche die Wahrscheinlichkeit aufdeckt, ob diese Häuser betroffen sein werden. Die Gebäude werden gleichermaßen eine Untersuchung vor Ort durchlaufen, und man wird die Sensibilisierungskampagnen in den Medien verstärken“, erläutert Dabbeek. Das Konsortium, zu dem auch EUCENTRE und das Institute for Advanced Study of Pavia (IUSS) gehören, wird insbesondere die Entwicklung eines Internetportals vorantreiben, wo Leute wie Studierende, Bürgerinnen und Bürger, Praktiker, Regierungsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen Daten über Gebäude hinzufügen und verwalten können. Insgesamt soll diese Initiative die Zuverlässigkeit von Erdbebenrisikoabschätzungen erhöhen. Weitere Informationen sind abrufbar unter: SASPARM http://www.sasparm.ps/
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