Forschungs- und Entwicklungsprogramm (EURATOM) zur Bewirtschaftung und Lagerung radioaktiver Abfälle, 1985-1989
Durch die Umsetzung eines Aktionsplans der Gemeinschaft (1980-1992) im Bereich radioaktive Abfälle wurde die Kontinuität der FTE-Programme in dieser Branche während der Laufzeit des Plans (Beschließung des Europäischen Rats vom 18. Februar 1980) sichergestellt.
Dieses dritte Programm war insofern etwas anders als seine Vorläufer, als es Aktivitäten umfaßte, die sich auf unterirdische Einrichtungen bezogen. Die meisten Aktivitäten, bei denen es sich um Abfallbehandlung und -konfektionierung handelte, konzentrierten sich auf die Prüfungs- und Demonstrationsprozesse und -methoden in Pilotanlagen.
Die Forschung über die Entwicklung geologischer Endlager konzentrierte sich auf die Charakterisierung von potentiellen Standorten und von Heißgestein/Eruptivgestein (Hot Rocks) sowie auf die Studie von Phänomenen in Verbindung mit der Migration von Radionukliden durch die Geosphäre.
Die Messungsmethoden im Hinblick auf die Charakterisierung potentieller Standorte an Land wurden verbessert. Vor Ort gesammelte Daten über die Fließkunde von Salz wurden für das Projekt COSA (Comparison of Rock-Mechanics Computer Codes for Salt/Vergleich der Gesteinsmechanik-Computercodes für Salz) angewendet. Bei diesem vierjährigen Projekt wurden Codes und Modelle über das geomechanische Verhalten von Steinsalz geprüft und ausgewertet.
Das Projekt MIRAGE (Migration of Radionuclides in the Geosphere/Migration von Radionukliden in der Geosphäre), welches 1983 von der Kommission mit dem Ziel eingeführt wurde, experimentelle Daten zu vermitteln und Sicherheitsanalysen zu unterstützen, wurde fortgesetzt. Der Schwerpunkt lag bei Untersuchungen vor Ort sowie Benchmarking von Messungsmethoden, Konzepten und Computercodes.
Der Club COCO (Colloids and Complexes/Kolloide und Komplexe) führte Forschungsarbeit über die Komplexbildung von Radionukliden mit natürlichen und künstlichen organischen Stoffen, die Kolloiderzeugung im Grundwasser sowie die grundlegenden Retentionsmechanismen in Grundwassersystemen durch.
Zur Langzeitprognose von Migrationsprozessen wurden fortgeschrittene Grundwasserstromcodes und geochemische Codes entwickelt und durch die Übung CHEMVAL verbessert.
Es wurde eine geochemische Datenbank für Modellierungszwecke und zur Prüfung und Auswertung geochemischer Codes entwickelt.
Viel Bedeutung wurde der Studie natürlich vorkommender analoger Prozesse beigemessen, die bei der Vorhersage des langfristigen Verhaltens von Endlagern von Bedeutung sind. 1985 ergriff die Kommission die Initiative hinsichtlich der Einrichtung einer internationalen Arbeitsgruppe unter der Bezeichnung NAWG (Natural Analogue Working Group).
Das 1982 eingeleitete Projekt PAGIS zur Auswertung der Sicherheit von Entsorgungssystemen (Performance Assessment of Geological Isolation System/Leistungsbeurteilung des geologischen Isolierungssystems) wurde abgeschlossen. Sein Ziel bestand im Wesentlichen darin, die allgemeine Kapazität potentieller Abfallentsorgungssysteme zur Einschränkung der Freigabe von Radionukliden abzuschätzen, die sich nach der Schließung unterirdischer Endlager in konditionierten, hochaktiven Abfällen befinden.
Ergänzend zum Projekt PAGIS wurde 1986 das Projekt PACOMA (Performance Assessment of Confinements for MLW and Alpha waste/Leistungsbeurteilung von Einschlußmethoden für MAW und alphaaktive Abfälle) eingeführt. Es wurde dieselbe Methodik wie beim Projekt PAGIS angewendet.
Die verschiedenen Abfallbewirtschaftungssysteme aus vorirgen Programmen wurden ausgewertet und optimiert.
Die Perfektionierung auf Gemeinschaftsebene eines Systems zur Bewirtschaftung und Entsorgung radioaktiver, von der Kernindustrie erzeugter Abfälle, bei Sicherstellung des bestmöglichen Schutzes des Menschen und der Umwelt, durch die gemeinsame Ausarbeitung relevanter Kriterien und Politiken und den Bau unterirdischer Entsorgungseinrichtungen pilotartiger oder experimenteller Art.
- Studien über Abfallbewirtschaftung und flankierende FTE-Maßnahmen:
. Systemstudien;
. Verbesserung der Behandlung und Konfektionierung radioaktiver Abfälle;
. Auswertung konditionierter Abfälle und der Eignung technischer Schutzbarrieren;
. Forschung zur Unterstützung der Entwicklung von Entsorgungsanlagen, Studien über Abfallagerung in oberflächennahen geologischen Formationen und Studie über geologische Entsorgung;
. Sicherheit der geologischen Entsorgung;
. Gemeinsame Ausarbeitung von Politiken zur Bewirtschaftung radioaktiver Abfälle;
- Bau und/oder Betrieb unterirdischer Anlagen, die gemeinsamen Aktivitäten der Gemeinschaft offenstehen (wobei mit zusätzlichen Projektvorschlägen zu rechnen ist):
. Unterirdische Pilotanlage im Bergwerk Asse in der Bundesrepublik Deutschland (Projekt HAW);
. Unterirdische Pilotanlage in der Tonformation unter der Kernkraftanlage Mol in Belgien (Projekt HADES);
. Experimentelle unterirdische Anlage in Frankreich in einem geologischen Medium komplementärer Art (Projekt ATLAS).
Mit Unterstützung durch den Ausschuß für Management und Koordination (CGC) der Kernspaltungsenergie - Brennstoffzyklus/Verarbeitung und Lagerung von Abfall, war die Kommission für die Programmdurchführung verantwortlich, wobei die Projekte vorwiegend in Form von Forschungsverträgen auf Kostenteilungsbasis abliefen..
Während des zweiten Jahres seiner Laufzeit wurde das Programm einer Revision unterzogen, und die Ergebnisse wurden dem Europäischen Rat und dem Europäischen Parlament unterbreitet.
Es wurde eine Auswertung durch unabhängige Experten durchgeführt.