Verstehen, wie Lesen, Wissen und Gedächtnis funktionieren
Es gibt bislang nur wenig Einigkeit unter den Experten zu der Frage, wie die Menschen ihr Wissen durch Lesen ausbauen. Die Wissenschaftler hat noch viel über die kognitiven Prozesse zu lernen, die innerhalb unseres Schädels vor sich gehen und für unser Funktionieren unerlässlich sind. "Computational modelling of knowledge-based inference generation during reading comprehension", so der Titel des EU-finanzierten Forschungsprojekts CMOIG, sollte für mehr Verständnis auf diesen Gebiet sorgen. Das multidisziplinäre Projekt erforschte die "Erzeugung von Schlussfolgerungen ("Inference Generation") in Hinsicht auf das Ausmaß und die Typen wissensbasierter Schlussfolgerungen, die während des Online-Lesens gebildet werden. Das Ziel war, die drei widersprüchlichen Haupttheorien zum Leseverständnis, erinnerungsbasiert, erklärungsbasiert und kohärenzbasiert, unter gemeinsamen Grundsätzen bezüglich der Rolle der kurzfristigen und langfristigen semantischen und episodischen Erinnerungen zusammenzuführen. Zwecks weiterer Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Lesen und verschiedenen Erinnerungsprozessen wurde ein neues Rechenmodell entwickelt, das die vorhergehenden Arbeiten in diesem Bereich vereint. Die Erkenntnisse kombinierte man mit Experimenten, bei denen die Augen zur Messung verschiedener Lesemuster nachverfolgt wurden. Mit dieser Arbeit gelang erstmals die Entwicklung eines Rechenmodells, in dem dynamische Leseprozesse mit wissensbasierten Strukturen vereint sind. Da die Erkenntnisse und die neu entwickelten Methoden auf andere Verständnisphänomene anwendbar sind, können sie nun die Grundlage zukünftiger Untersuchungen bilden. Für den Fortschritt in unserer Gesellschaft ist Wissen essentiell wichtig. Indem wir besser verstehen, wie die Menschen es erwerben, wird dieses Projekt in vielen Bereichen einschließlich Bildungsstrategien und maschineller Intelligenz von Nutzen sein.