ERC Storys – Bessere Ernährung für besseres Sehvermögen
Die Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist ursächlich für mehr als der Hälfte aller Fälle von Erblindung in der entwickelten Welt. Dieses Leiden hat nicht nur physische Folgen – es geht mit tiefgreifenden sozialen und psychologischen Konsequenzen für die Patienten einher, zum Beispiel Einsamkeit und Depression. Ungefähr 15 Millionen Europäer leiden heutzutage an AMD und man geht davon aus, dass sich diese Zahl in den nächsten zehn Jahren in dem Maße verdoppelt, in dem die Bevölkerung Europas altert. Das Problem liegt hauptsächlich darin, dass Zellen in der Mitte der Netzhaut, der sogenannten Makula, absterben. Während wir altern, sammeln die Zellen in unseren Augen Schäden an, die durch oxidierende, chemische Wirkstoffe ausgelöst werden, wie freie Radikale und blaues Licht. Es liegen nun immer mehr Hinweise dafür vor, dass ein Mangel an Makulapigmenten (MP) in diesem Augenbereich mit zusätzlichem, durch diese Ursachen bedingten Netzhautschaden und einem damit verbundenen höheren Risiko für AMD einhergeht. "Wir stellen uns die Frage, wie wir dieses Pigment auf der Rückseite des Auges optimieren können", erklärte Dr. Nolan, leitender Wissenschaftler der Makulapigmentforschungsgruppe am Waterford Institute of Technology, Irland. "Unser Ansatz zielt auf eine verbesserte Versorgung der Augen mit Nährstoffen ab, und wir hoffen, dass dies die Netzhaut sicher durch den Alterungsprozess bringt – und dabei sogar eine 'Super-Sehkraft' für die Leute ermöglicht, die normal sehen." Sonnenschutz für die Augen Ein Schlüssel sind chemische Wirkstoffe namens Carotenide, von denen 60 in der typisch westlichen Ernährung vorkommen. Nur drei von ihnen tauchen jedoch in MP in der Netzhaut auf (Lutein (L), Zeaxanthin (Z) und Meso-Zeaxanthin (Meso-Z)), und die Konzentration dieser Pigmente unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Blaues Licht trägt nicht nur zu Schäden an der Netzhaut bei, es macht auch jenen Abschnitt des Spektrums aus, der am anfälligsten für Streuung ist, was wiederum blendet. Um dagegen anzukommen, wirken die gelben Pigmente, die blaues Licht aufnehmen, laut Dr. Nolan wie "Sonnenschutz für die Augen". "Unsere Studie wird MP über die Ernährung und Ergänzungsmittel anreichern und messen, wie sich dies auf eine verbesserte Sehkraft auswirkt. Diese Pigmente sind auch Antioxidantien, wenn wir sie anreichern, bieten sie möglicherweise gleich doppelten Schutz." Teil der Herausforderung ist die Messung von Verbesserungen im Sehvermögen: "Wir sind uns darüber im Klaren, dass die heute verfügbaren Methoden zur Messung der Sehkraft eingeschränkt sind." Mit ERC-Finanzmitteln konnte Dr. Nolan bereits ein Team an Spezialisten zusammenrufen und die für neue Tests notwendigen, modernen Instrumente organisieren. "Dies geht weit über die üblichen Sehtests hinaus, die überprüfen, ob man eine Sehhilfe benötigt oder nicht." Dr. Nolan gab an, dass bei Standardtests weiße Hintergründe und schwarze Zeichen verwendet werden, die nicht sensibel genug sind, um Verbesserungen in der Sehkraft bei jungen Menschen und bei solchen mit normalem Sehvermögen zu messen. "Wir wollen aber untersuchen, welche Effekte Farben und Kontraste auslösen." Dies könnte bedeutende wirtschaftliche Vorteile erwirken, und zwar nicht nur durch weniger Fälle von Sehstörungen bei älteren Patienten, sondern auch durch Verbesserungen für all jene, die beruflich von ihrer guten Sehkraft abhängig sind sowie durch bessere Testverfahren für andere Probleme mit dem Sehvermögen. Die ERC-Unterstützung verhalf auch zu den notwendigen Finanzmitteln für das neue Vision Research Centre am Waterford Institute of Technology, das vor kurzem vom irischen Premierminister, Enda Kenny, eröffnet wurde. Dr. Nolan geht davon aus, bis zum Ende des Sommers 2012 die Vergleichsgrundlage gelegt zu haben und kurze Zeit später mit den ersten Projektveröffentlichungen aufwarten zu können. Umfassende Ergebnisse sollten dann in ungefähr drei Jahren zur Verfügung stehen. - Quelle: Dr. John Nolan - Projektkoordinator: Waterford Institute of Technology, Irland - Projekttitel: Enrichment of macular pigment and its impact on vision and blindness - Projektakronym: CREST - Website der Pigmentforschungsgruppe von Dr. John Nolan - FP7 Förderprogramm (ERC-Aufruf): Starting Grant 2011 - Finanzierung durch EK: 1,5 Millionen EUR - Projektdauer: fünf Jahre Glossar Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) – Verlust der Sehkraft im Zentrum des Sichtfelds, hervorgerufen durch eine Schädigung der Netzhaut, betrifft häufig ältere Menschen Antioxidans – ein Molekül, das die Oxidation anderer Moleküle hemmt; die Oxidation kann Lebewesen schaden, oxidativer Stress wird als beitragender Faktor bei vielen Humankrankheiten gewertet. %Carotenoide – Es sind mehr als 600 Carotenoide bekannt, also organische Pigmente, die in der Natur in Pflanzen vorkommen, sie vor Lichtschäden schützen und Licht für die Photosynthese aufnehmen. Viele von ihnen gehören zu den Antioxidantien. Freie Radikale – Atome, Moleküle oder Ionen, die ungepaarte Elektronen enthalten und deshalb eine wichtige Rolle in vielen chemischen Vorgängen in lebenden Organismen spielen. Makula – ein gelber, ca. 5 mm großer, ovaler Bereich in der Nähe des menschlichen Netzhautmittelpunkts; Schäden an der Makula führen zu Makuladegeneration, Sehstörungen und Erblindung Makulapigment – Aufgrund seiner gelben Farbe nimmt es überschüssiges blaues und ultraviolettes Licht auf und schützt so den zentralen Teil der Netzhaut, der für das schärfste Sehen zuständig ist. Netzhaut – das lichtsensible Gewebe, das die Innenfläche des Auges auskleidet und uns sehen lässt; Fotorezeptoren in der Netzhaut lösen Nervenreize im visuellen System des Gehirns aus.