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Inhalt archiviert am 2024-04-22

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Feature Stories - Dienste und vernetzte Daten als Basis des Internets der Zukunft

EU-finanzierte Forscher haben dringend benötigte Instrumente und einen "Ökosystemansatz" entwickelt, um die Weiterentwicklung des Internets in Richtung des Konzepts "Semantisches Web" auf Trab zu bringen. Hier rückt man ab vom Gebrauch von Webseiten hin zur halbautomatisierten Nutzung von Geschäfts- und Softwarediensten, die ein breites Anwendungsspektrum abdecken, das nicht erst beim Fußball beginnt und im Immobilienhandel noch nicht endet. Die Projektergebnisse einschließlich einer webbasierten Managementplattform sowie etliche Entwicklungstools legen den Grundstein für verschiedene neue industrielle Anwendungen.

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Die Welt wird anhand ihrer Milliarden miteinander vernetzten Geräte, die täglich noch immer mehr und mehr werden, einen grundlegenden Wandel in der Art erleben, wie Daten produziert, gespeichert, verwendet und weitergegeben werden. Im Ergebnis dessen werden wir Zeugen einer neuen Ära sein, in der Daten in einer offenen und insgesamt besser nutzbaren Weise miteinander verbunden sind. Und wir werden eine Verwischung der Grenzen zwischen Inhaltsanbietern (Content Provider) und -verbrauchern (Consumer) wie den sozialen Netzwerken, Blogs und anderen im Internet sprießenden Plattformen zu sehen bekommen, was zu einer neuen Generation sogenannter "Prosumeneten" (Prosumers) hinführen wird. Für viele Beobachter ist dieses "Web of Data" (Internet aus Daten), zu dem das Internet werden soll, eine Alternative zum derzeitigen "Web of pages" - einem Internet aus Webseiten -, die für den durchschnittlichen Nutzer sinnvoll oder nützlich sein können oder eben auch nicht. So werden die optimalen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass sich das Internet der Zukunft zu einem Internet der Dinge - Sensoren, Geräte, Alltagsgegenstände - und einem Internet der funktionalen und einfachen Onlinedienste weiterentwickeln kann, die verknüpfte Daten auf neue Weise einsetzen. "Das Datenweb, ursprünglich ein eher akademisches Unterfangen, erregt allmählich die Aufmerksamkeit von Unternehmen und Institutionen", stellen Carlos Pedrinaci und John Domingue vom Knowledge Media Institute der Open University in einer aktuellen Veröffentlichung mit dem Titel "Web services are dead. Long live internet services" (Die Webdienste sind tot. Lang leben die Webdienste!) klar. Diese zukunftsweisende Abhandlung war ein Beitrag zu einem von der EU finanzierten Projekt SOA4All ("Service oriented architectures for all"), das an den Start ging, um den serviceorientierten Technologien den erforderlichen Auftrieb zu geben, um den Anforderungen des Internets der Zukunft nachkommen zu können. Serviceorientierte Architektur (SOA) ist ein Designparadigma zur Entwicklung besserer, flexiblerer und noch interoperabler Dienste zum weit verbreiteten Einsatz und zur umfassenden Wiederverwendung in verschiedenen Computer- und Internetumgebungen. Das gerade beendete Dreijahresprojekt SOA4All hat webbasierte Instrumente erarbeitet, die sowohl für technisch versierte als auch für unerfahrene Anwender gedacht sind und es ihnen erlauben, auf unterschiedliche Weise mit den Diensten zu interagieren. Die Industriepartner konnten bereits die Vorteile der SOA4All-Technologie demonstrieren; das Projekt hat Komponenten erbracht, die einen verstärkten Einsatz der SOA im Ganzen fördern werden. SOA4All bietet somit die Basis für eine machtvolle Wirkung auf die Internetforschung und Entwicklergemeinschaften. Koordinator Elies Prunés Soler von ATOS Research & Innovation dazu: "Die Arbeit im Rahmen von SOA4All wird außerdem einen erheblichen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Software- und Serviceindustrie im Internet der Zukunft haben." Dieser Erfolg sei zum großen Teil auf die integrierte Herangehensweise von SOA4All an die Herausforderung zurückzuführen, die Macht der öffentlichen Daten und der öffentlich zugänglichen Dienste innerhalb eines 'offenen Ökosystems' zu entfesseln, wie Prunés Soler erklärt: "Das offene Ökosystem basiert auf der Idee 'eines Netzes aus Milliarden Diensten' innerhalb einer offenen Umgebung, in dem eine unbegrenzte Anzahl von Services angeboten, gegründet, verbraucht und erschaffen werden können, und in dem das Wechselspiel verschiedener Dienste und Akteure durch SOA4All-Technologie möglich wird." Unterzieht man dies zum Beispiel einem Vergleich mit "Service-Ökosystemen", die bereits in einigen Unternehmen vorzufinden sind, so stellt man fest, dass sich diese im Umfang auf ein Unternehmen oder eine Unternehmensgruppe beschränken, die Anwendungs- und Service-Lebenszyklen intern in Fällen optimieren, in denen sie in einer geschlossenen Umgebung verfügbar sein müssen. Webbasierende Tools SOA4All bietet über seine Servicebereitstellungsplattform und insbesondere das "Studio" den Zusatznutzen des offenen Ökosystemkonzepts. Das Studio ist ein webbasiertes Framework, dass die Endnutzer während des gesamten Lebenszyklus von Diensten unterstützt. Als webbasiertes Tool kann über einen Browser auf die Studio-Funktionalitäten zugegriffen werden, und diese sind sowohl für technisch versierte als auch für unerfahrene Nutzer derart gestaltet, dass sie auf unterschiedliche Weise mit Diensten interagieren können. Es gestattet es zum Beispiel den Endnutzern, die benötigten Dienste zu finden, um sie per Mashup zusammenzusetzen, zu nutzen und unter einer einzelnen, einheitlichen Sichtweise zu überwachen und zu analysieren. Der Projektkoordinator versichert: "Die hinter SOA4All stehende Vorstellung sieht so aus, dass 'Prosumer' über eine einzige Plattform Dienstleistungen verschiedener Anbieter finden und konsumieren können." Die Industriepartner wie etwa SAP, BT und die niederländische KMU TIE haben bereits die Vorteile der SOA4All-Technologie im öffentlichen Sektor, in der Telekommunikation und im E-Commerce vorgeführt. SOA4All hat allerdings noch viel mehr als das geleistet. Zu den Resultaten oder "Assets" von SOA4All gehören 22 Einzelkomponenten und acht Kombinationen von Komponenten, die einen höheren Stellenwert der serviceorientierten Architektur insgesamt fördern werden. Dazu gehören zum Beispiel: - SWEET, eine Internetanwendung, die die semantische Beschreibung von Web-APIs und RESTful Services (basierend auf HTML) kommentiert, um sie maschinenlesbar und somit derart verfügbar zu machen, dass sie automatisch von anderen Webdiensten gefunden und genutzt werden können. - SOWER, hat die gleiche Funktion für WSDL-basierte Webdienste, die online Geschäftsdienste anbieten. WSDL (Web Services Description Language) ist eine Beschreibungssprache für Netzwerkdienste (Webservices) auf Basis von XML, die beteiligte Operationen, Eingabe- und Ausgabewerte definiert. Beide Tools bieten einen einfachen Weg, um unter Nutzung einer vereinfachten Form der WSMO - der W3C-Ontologie für Webservices - semantische Beschreibungen von Web-APIs und -Diensten zu generieren. Das Projekt konnte daher die Welt der HTML-basierten und der WSDL-basierten Dienste mit Hilfe der Definition eines "Minimal-Service-Modells" vereinen, welches Dienste in Bezug auf auf RDF*-Tripel gemäß W3C-Standard beschreibt. Andere dem Stand der Technik entsprechende Tools, die zu Studio gehören, sind: - iServe: Ein Service-Repositorium für Annotationen und deren Veröffentlichung, das den Prinzipien verlinkter Daten folgt; - ein Feedbackmanagement-Framework, um das Nutzerfeedback zu den Diensten zu handhaben; - SOA4All-Composer, der auf grafische Weise semantische Webservices über Datenfluss und Flusskontrolle kombiniert. Das Backend ist eine leistungsstarke Engine, die die Dienstzusammensetzung unterstützt und bei der Überwindung der Lücke zwischen Unternehmensanwendern, Prozessexperten und IT-Experten hilft; - SPICES automatisiert den Verbrauch semantisch angereicherter Dienste, sowohl WSDL und RESTful, durch den Einsatz von Annotationen; - Studio Dashboard und UI Widgets ermöglichen die interaktive Erstellung und Modellierung von API und Widgets, um die Entwicklungsarbeit unter Nutzung anderer Studio-Module zu unterstützen; - Analyseplattform, um Wissen aus der Service- und Prozessausführung sowie Nutzerfeedback auf verschiedenen Abstraktionsebenen zu extrahieren; - Empfehlungssystem, das auf Grundlage des Nutzerverhaltens Vorschläge unterbreitet. Es enthält außerdem weitere Neuerungen für das Backend, um Entdeckung und Einstufung der Dienste und eine verteilte semantische Rauminfrastruktur zu unterstützen. Geschäftsmöglichkeiten Aus dem Projekt und seinen Ergebnissen seien gleichermaßen viele Geschäftsmöglichkeiten entstanden, so Prunés Soler. Die Wissensmanagementspezialisten bei Ontotext konnten die SOA4All-Ergebnisse zum Beispiel mit Erfolg bei ihrer Entwicklung einer semantischen Echtzeit-Publishing-Plattform anwenden, die für die Website des BBC für den World Cup 2010 verantwortlich war. Bei Seekda entwickelt man Anwendungen für E-Commerce und nutzt dabei ein innerhalb von SOA4All entwickeltes Service-Crawler-Tool (Finder). Das Internet-Serviceunternehmen Hanival arbeitet an der Entwicklung einer Anwendung, die sich auf E-Commerce-Framework, Services, Anmerkungen, Prozesse und Ontologien aus SOA4All stützt, die zur Definition und Beschreibung eines Wissensgebiets beitragen. Inzwischen wendet das französische Forschungsinstitut INRIA die Projektresultate in der neuesten GCM/ProActive-Implementierung von OW2, dem "OpenWeb"-Konsortium, an, das ansonsten quelloffene Komponenten für verteilte Webanwendungen und Grid-Computing unterstützt. "ATOS startet einen internen Proof of Concept im Bezug auf die SOA-Geschäftsprozessmanagement-Technologie. Zweck ist die Validierung des Einsatzes der SOA4All-Technologie als eine kostengünstigere Alternative für unsere Kundenlösungen in einigen besonderen Fällen und zu ermitteln, in welchem Umfang der Bedarf an technischen Mitarbeitern verringert wird, wenn Geschäftsprozesse modifiziert werden", schließt Prunés Soler. Die SOA4All-Plattform und ihre speziellen webbasierten Tools scheinen mit Sicherheit das Potenzial zu haben, die Entwicklung von Services für das Internet der Zukunft zu vereinfachen und kostengünstiger zu gestalten. SOA4All erhielt innerhalb des Unterprogramms "Service and software architectures, infrastructures and engineering" des Siebten EU-Rahmenprogramms (RP7) 9,47 Mio. EUR Forschungsfinanzierung (bei einem Gesamtbudget von 13,49 Mio. EUR). * "Resource Description Framework" (RDF) bezeichnet eine Familie von Standards des World Wide Web Consortiums (W3C), die zunächst als ein Metadatenmodell konzipiert war. Es basiert auf der Idee, Aussagen über Ressourcen (z. B. Webressourcen) in Form von Subjekt-Prädikat-Objekt-Ausdrücken bzw. als Tripel zu treffen. So zerfällt das Tripel in der Aussage "Der Himmel hat die Farbe Blau" in Subjekt (Himmel), Prädikat (hat die Farbe) und Objekt (Blau). Nützliche Links: - Projekt "Service Oriented Architectures for All" - SOA4All-Projektdatensatz auf CORDIS - 'Web services are dead, long live internet services' Weiterführende Artikel: - Für ein realistischeres Internet - New architects of service-oriented computing, or SOC for short! - Semantics-based software boosts company performance - Semantic desktop paves the way for the semantic web