Trends der zweiten Migrationswelle der Somalis
Zehn Jahre Krieg in Somalia haben einen schweren Tribut gefordert. Heute sind die Somalis die drittgrößte registrierte Flüchtlingsnation auf der Welt, Hunderttausende sind bereits auf der Flucht. Unter den zahlreichen Ländern, die Somalis als Asylanten aufgenommen haben, sind die Niederlande, und heute sind viele Somalis niederländische Staatsbürger. Als EU-Bürger haben sie nun die Möglichkeit, sich frei zwischen den Mitgliedstaaten zu bewegen. Viele Somalis haben diese Gelegenheit wahrgenommen, um in das Vereinigte Königreich zu ziehen, ein sogenannter sekundärer Umzug, durch den sie ihr gewünschtes Zielland endlich erreichen. Schätzungsweise ein Drittel der niederländischen Somaliergemeinschaft (etwa 10.000 Menschen) ist ins Vereinigte Königreich umgezogen. Noch weiß man sehr wenig über die besonderen Merkmale dieser Umsiedlungen. Aus Berichten geht hervor, dass sowohl legale als auch illegale Asylsuchende an diesen sekundären Migrationsbewegungen beteiligt sind. Dadurch wird Migration zu einem komplexeren Phänomen, als es auf dem Papier erscheint, und dieses zu bewältigen ist für politische Entscheidungsträger und Behörden eine Herausforderung. Das Projekt "Secondary movements of Somalis within Europe" (Secondary Movements) hat sich dieser Herausforderung angenommen. Auf der Grundlage von 33 umfangreichen Interviews mit niederländischen Somalis in London und Leicester beantwortete das Projekt die zentrale Frage nach der Motivation des Umzugs. Aus den Ergebnissen geht unter anderem hervor, dass die Somalis, die ins Vereinigte Königreich gezogen sind, dieses Land eher als Zuhause empfinden können. Der Grund dafür sind bessere Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten sowie die Möglichkeit, ihre ethnische und religiöse Identität leichter bewahren zu können. Ob und wie Flüchtlinge sich im nationalen Kontext integrieren, ist eine Frage, die Politiker und Entscheidungsträger sehr interessiert. Die Ergebnisse dieses Forschungsprojekt sollten mehr Licht auf das Bild der Migration werfen, indem sie auch Muster bei der innereuropäischen Mobilität berücksichtigen und die Faktoren, die diese beeinflussen.