Kulturelle Besonderheiten beim Verhalten in Krisen nachvollziehen
Sicherheitsexperten haben schon lange vermutet, dass Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen auf unterschiedliche Weise auf eine Katastrophe reagieren. Bei einem Erdbeben laufen zum Beispiel die Japaner instinktiv nach oben, während die Griechen eher nach unten flüchten. Bringt man mehr Verständnis für kulturell bedingte Reaktionen auf Krisensituationen auf, so könnte dies zur Entwicklung besserer Notfallleitlinien und -ablaufprozeduren beitragen. Das EU-finanzierte Projekt BESECU stellte sich dieses Ziel. Das Projekt untersuchte, wie unterschiedlich Menschen in Notfällen reagieren, und ermittelte die kulturellen Einflüsse auf das Verhalten. Damit legte es den Grundstein zur Verbesserung sicherheitrelevanter Verfahren, Anweisungen und Kommunikationsprotokolle. Um diese Ziele zu erreichen, vereinte BESECU eine Gruppe von Forschern, betroffene Unternehmen und Ersthelfer wie zum Beispiel Feuerwehrleute aus acht Ländern. Es unternahm die bislang umfangreichste Studie zu dem Thema und befragte mehr als 1 000 Überlebende von Katastrophen und über 3 000 Ersthelfer aus diesen Ländern. Das Projekt führte außerdem drei Gebäudeevakuierungen in der Tschechischen Republik, Polen und der Türkei durch und verglich die Resultate mit einer ähnlichen Evakuierung, die zuvor im Vereinigten Königreich stattfand. Die Evakuierungen versetzten das Projektteam in die Lage, eine Reihe von Verhaltensweisen zu ermitteln, die quer durch die Kulturen hindurch unverwechselbar sind, und ergaben Hinweise auf signifikante Unterschiede im Reagieren der vier Bevölkerungen. Überdies sammelte das Projektteam Daten zur nonverbalen Kommunikation der Ersthelfer wie der Verwendung von Handzeichen zur Unterstützung der Opfer, was sich als ein weiterer wichtiger Punkt bei der Optimierung der Notfallmaßnahmen bei Krisen erwies. Im Wesentlichen werden diese vielversprechenden Projektergebnisse zur Verbesserung von Evakuierungsmaßnahmen und zur Unterstützung des Trainings der Ersthelfer beitragen. Die Erkenntnisse sind bereits in anderen EU-Projekten genutzt worden und trugen zur Einbeziehung wichtiger kultureller Komponenten in das Sicherheits- und Krisenmanagement bei. Die Schlüsselaussagen wurden den Interessengruppen auf vielfache Weise auf Konferenzen, Seminaren, in Veröffentlichungen und Pressemitteilungen nahegebracht. Diese Resultate demonstrieren einmal mehr das Gewicht, dass die EU auf die Sicherheit ihrer Bürger legt, können sie doch letztlich Leiden mildern, Leben retten und dazu betragen, Katastrophen reibungsloser in den Griff zu bekommen.