Proteinreiche Ernährung im Kindesalter erhöht späteres Fettsuchtrisiko
Kurz- und langfristig stellt diese Erkrankung ein erhebliches Gesundheitsrisiko für die Betroffenen dar und verursacht hohe Kosten im öffentlichen Gesundheitssystem. Gesundheitseinrichtungen weisen schon länger darauf hin, dass Adipositas nur durch eine frühzeitige Umstellung der Lebensweise aller Familienmitglieder wirksam bekämpft werden kann. Zunehmend wird deutlich, dass auch die Zusammensetzung der kindlichen Nahrung die Weichen für ein späteres Adipositasrisiko stellt. Das europäische Projekt CHOPIN untersuchte, inwieweit die Ernährung im Kindesalter dazu beiträgt, als Erwachsener eine Adipositas zu entwickeln. Dazu werteten die einzelnen Projektpartner ernährungstechnische Aspekte und Lebensgewohnheiten aus. Eine Arbeitsgruppe am Children's Memorial Health Institute in Polen untersuchte, wie sich ein erhöhter Proteingehalt in der Nahrung von Kindern auf Wachstumsfaktoren auswirkt, insbesondere auf insulinähnliche Wachstumsfaktoren. Dazu wurden Blut- und Urinproben von Kindern im Alter von jeweils drei und sechs Monaten aus vier europäischen Ländern genommen. Kinder mit einer besonders eiweißreichen Ernährung wurden mit Kindern verglichen, deren Speisezettel relativ wenige Proteine enthielt. Dabei wurde die Serumkonzentration des insulinähnlichen Wachstumsfaktors IGF-1 (insulin-like growth factor) und der Bindungsproteine IGF-BP gemessen, die die Verteilung und Aktivität der Wachstumsfaktoren steuern. Die Insulinausschüttung wurde über die Messung der C-Peptid- und Kreatininwerte im Urin kontrolliert. Außerdem bestimmten die Wissenschaftler die Konzentration von insgesamt 18 Aminosäuren im Blut. Die erfassten Daten stützen die Ergebnisse früherer Studien, dass eine besonders eiweißreiche Ernährung die Produktion insulinähnlicher Wachstumsfaktoren anregt. Da die Glukosewerte nicht erhöht waren, kann der hohe Insulinspiegel auf die Präsenz verzweigtkettiger Aminosäuren wie Leucin zurückzuführen sein, die die Hormonausschüttung anregen. Die im Serum nachgewiesenen erhöhten Aminosäurewerte könnten bei insulinbedingten Stoffwechselvorgängen eine Rolle spielen und daher die Tendenz zur Fettleibigkeit fördern. Seit Jahrzehnten versuchen viele Gesundheitseinrichtungen, Mütter von den Vorteilen des Stillens zu überzeugen. Die Fundierung dieser Empfehlung mit biochemischen Argumenten unterstützt diese Bemühungen und könnte das gesundheitliche Befinden ganzer Nationen verbessern.