Pestizide werden durch Plazenta auf Fötus übertragen
Xenobiotika sind Chemikalien, die in Organismen vorkommen, deren Quelle jedoch extern ist, da sie nicht dort erzeugt werden. Eine häufig vorkommende Gruppe der Xenobiotika sind Organochlorverbindungen. In der Industrie gibt es für diese einen sehr breiten Anwendungsbereich, wie etwa in Lösungsmitteln und Insektiziden. In biologisch aktiver Form können sie giftig sein. Ein bekanntes Beispiel ist Dichlor-Diphenyl-Trichloräthan (DDT). Wie nachgewiesen wurde, war es als Insektizid verantwortlich für den Populationsrückgang beispielsweise von Greifvögeln, weil die Eierschalen dieser Tiere in Folge der Belastung verdünnt waren. Das EU-finanzierte Projekt PLUTOCRACY hat Daten zu heimtückischeren Wirkungen von Xenobiotika gesammelt, nämlich zur Anfälligkeit für allergische Krankheiten. Die Forschung ging von der Prämisse aus, dass der Kontakt mit Xenobiotika während der Schwangerschaft Intrauterinsensibilisierung zur Folge haben kann. Diese kann dann wiederum, bei weiterem Kontakt mit dem Allergen nach der Geburt, zur Entwicklung der Allergie führen. Die Projektgruppe an der Universität von Bristol untersuchte die ersten Schritte des Prozesses des Kontakts mit dem Fötus, die Passage durch die Plazenta und die darauf folgende Ansammlung in Geweben. Dazu verwendeten sie ein ex-vivo Plazentamodell, das perfundiert (in Flüssigkeitsbad mit den notwendigen Nährstoffen) war. Sie maßen die radioaktiv nachweisbaren Xenobiotika im Kreislauf von Mutter und Fötus sowie die Chemikalienansammlung im Plazentagewebe und in den Fötusorganen. Die Untersuchungen der Organochlorverbindungen umfassten DDT und Dichlorbenzen (DCB), ein anderes Insektizid. Auch die in Fußbodenbelägen und Klebstoffen verwendeten Polychlorbiphenyle (PCB) wurden kontrolliert. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass alle Xenobiotika die Plazenta zum Fötus durch den Prozess der passiven Diffusion passierten, wobei DCB am schnellsten diffundierte. In wichtigen Fötusorganen war die Konzentration von einigen der Pestizide höher als die von äquivalenten Muttergeweben. Darunter waren Blut, Milz, Knochenmark, Hirn und Leber. Die Konsequenzen dieser Forschungsergebnisse sind weitreichend, da sich eine Organochloransammlung in Fötusgewebe auf die Entwicklung von Nerven- und Immunsystem auswirken kann. Sie kann dann zu Gesundheitsproblemen nach der Geburt führen. Weitere Daten können zusammen mit den bei dieser Forschung gesammelten Daten in einem multidisziplinären Ansatz genutzt werden. Dazu könnten mathematische und pharmakokinetische Modelle zählen.