Sie möchten bessere Gewohnheiten annehmen? So geht es laut Hirnforschung
Es ist wieder Zeit für die Neujahrsvorsätze. Das bedeutet unweigerlich, schlechte Gewohnheiten abzulegen und neue aufzubauen, um die körperliche Gesundheit und das psychische Wohl zu verbessern. Ein Team der kognitiven Neurowissenschaften am Trinity College Dublin in Irland hat ein Vorgehen vorgestellt, mit dem Gewohnheiten langfristig geändert werden können. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Trends in Cognitive Sciences“ veröffentlicht.
Gewohnheiten bestimmen das tägliche Leben
„Gewohnheiten sind entscheidend für den Alltag, von der ersten Tasse Kaffee am Morgen über den Weg zur Arbeit bis zur Abendroutine“, kommentiert der Hauptautor Eike Buabang, Postdoktorand an der School of Psychology, in einer Pressemitteilung. „Aus der Forschung geht hervor, warum diese automatischen Verhaltensweisen so mächtig sind – und wie sie mit den Mechanismen im Gehirn geändert werden können. Wir haben Jahrzehnte der Forschung aus Laborstudien und aus der Praxis zusammengeführt, um ein Gesamtbild zu erhalten, wie Gewohnheiten im menschlichen Gehirn funktionieren.“ Die Forschenden erklärten, dass Gewohnheiten von zwei Hirnsystemen gesteuert werden. Eines der Systeme löst automatische Reaktionen auf bekannte Reize aus, zum Beispiel das Scrollen in sozialen Medien aufgrund von Langeweile. Das andere System erleichtert die zielgerichtete Steuerung – zum Beispiel, das Gerät abzuschalten, um sich auf die anstehende Aufgabe zu konzentrieren. Gewohnheiten entstehen, wenn die automatischen Reaktionen stärker sind als die Fähigkeit zur bewussten Kontrolle. Ein Ungleichgewicht führt zu täglichen Ausrutschern und zwanghaften Verhaltensweisen.
Das Gehirn trainieren
Was wäre, wenn der Mechanismus zur Bildung von Gewohnheiten im Gehirn zum Guten gesteuert werden könnte? Die Forschenden stellten einen Rahmen auf, um das automatische und zielgerichtete System im Gehirn bestmöglich auszunutzen. Im Rahmen wird Neurowissenschaft mit praktischen Strategien wie Wiederholung, Stärkung und der Umgebung kombiniert. In der Studie werden zwei Hauptstrategien vorgestellt. „Aus der Forschung ist ein neues ‚Regelwerk‘ für Verhaltensänderungen hervorgegangen, indem wir Hirnforschung mit praktischen, realen Anwendungen kombinierten“, berichtet Buabang. „Wir beziehen wirksame Strategien wie Umsetzungsabsichten, sogenannte Wenn-Dann-Pläne (‚wenn X eintritt, mache ich Y‘), ein und integrieren auch klinische Maßnahmen wie Expositionstherapie, Habit-Reversal-Training, Contingency-Management und Hirnstimulation. Es war wichtig, dass der Rahmen nicht nur aktuelle Maßnahmen erfasst, sondern auch Ziele zur Entwicklung neuer Maßnahmen beinhaltet.“ Die Forschung könnte die Grundlage bilden für personalisierte Behandlungen ausgehend von der individuellen Art und Weise, Gewohnheiten aufzubauen und zu brechen. Das Anwendungsgebiet ist die persönliche Entwicklung. „Wir sind alle unterschiedlich. Je nach Neurobiologie ist es vielleicht sinnvoller, Reize zu vermeiden, anstatt den Stress zu mindern oder sich mehr Zeit für die tägliche Routine zu nehmen“, führt die Mitautorin Claire Gillan, außerordentliche Professorin an der School of Psychology, weiter aus. Sie spricht weiter über Erkenntnisse für die Politik zur öffentlichen Gesundheit. „Indem wir mit und nicht gegen die natürliche Gewohnheitsbildung im Gehirn arbeiten, können wir Strategien aufstellen, um automatisch gesündere Entscheidungen zu treffen, auf individueller und auch gesellschaftlicher Ebene.“
Schlüsselbegriffe
Gewohnheit, Gehirn, Neurowissenschaft, Verhalten, Kontrolle, automatische Reaktion, Wiederholung, Verstärkung