Europas Kurzstreckenseeverkehr nachhaltig gestalten
Der Seehandel ist für den Wohlstand in der EU von entscheidender Bedeutung. In den Häfen werden gegenwärtig 74 % der Ein- und Ausfuhren der Region abgewickelt. Der Kurzstreckenseeverkehr bildet einen wichtigen Bestandteil dieses Handels, der den Transport über kurze Entfernungen und in Küstennähe umfasst. Ungeachtet dieser Bedeutung weist das Systems des Kurzstreckenseeverkehrs der EU mehrere ernsthafte Schwachstellen und Ineffizienzen auf. Das Anlegen großer Containerschiffe an den Liegeplätzen der Häfen nimmt viel Zeit in Anspruch, und viele kleine Häfen verfügen nicht über die erforderliche Infrastruktur. Das Ziel des EU-finanzierten Projekts MOSES besteht darin, die Lieferkette für den Kurzstreckenseeverkehr in Europa durch die Einführung einer Reihe innovativer technologischer Entwicklungen zu stärken, darunter neue Zubringerschiffe, robotergesteuerte Containerumschlagsysteme sowie automatisierte Schleppboote und Andocksysteme. Die Projektergebnisse mündeten in politischen Empfehlungen, die darauf abzielen, Europas Logistik und Kapazitäten für den Kurzstreckenseeverkehr weiter zu erhöhen. „Das MOSES-Team hat die ersten Schritte zur Automatisierung des Manövrier- und Andockvorgangs großer Containerschiffe in großen Containerterminals unternommen“, erklärt Nikolaos Ventikos, außerordentlicher Professor am Labor für Seeverkehr der Fakultät für Schiffbau und Meerestechnik (Website auf Griechisch) an der Nationalen Technischen Universität Athen. Auf der Grundlage von Simulationen und einer Pilotdemonstration wird eingeschätzt, dass mit dem im Zuge des Projekts entstandenen automatischen Andocksystem die zum Manövrieren und Andocken eines großen Containerschiffs benötigte Zeit um 25 % reduziert werden kann. Das Team rechnet mit einem ähnlichen Rückgang der Luftschadstoffe, während die Automatisierung dazu führen könnte, dass Schleppboot- und Festmachdienste rund um die Uhr bereitgestellt werden. „Autonome Schleppboote können auch zu verbesserter Betriebssicherheit beitragen, da dank ihnen weniger Unfälle eintreten, die durch unzureichende Kommunikation und Koordination zwischen der Lotsen- und Schleppbootführung sowie durch Übermüdung und Fehleinschätzungen verursacht werden“, erklärt Ventikos.
Robotik und Automatisierung im Kurzstreckenseeverkehr einführen
Im Rahmen des Projekts wurden mehrere Schlüsselkomponenten innovativer maritimer Systeme entworfen, entwickelt und erprobt, um das MOSES-System zu schaffen, wobei deren Zusammenspiel die Effizienz des Kurzstreckenseeverkehrs erhöht. Nähert sich ein großes Containerschiff einem Hafen an, steuern automatisierte Schleppboote das Schiff in einer Schwarmformation an und arbeiten zusammen, um es sicher in den Hafen zu bringen. Diese Schleppboote werden aus der Ferne überwacht und passen sich automatisch an die wechselnden Umweltbedingungen auf dem Wasser an. Bei der Ankunft am Kai überprüft ein intelligentes System das sichere und automatische Andocken. Um das Be- und Entladen der Fracht zu unterstützen, werden mit einem innovativen, mit einem Roboterkran ausgestatteten Zubringerschiff automatisch Container an Land oder direkt auf Lastwagen entladen. Dem Gemeinschaftsunternehmen MOSES gehörten die Häfen von Mykonos in Griechenland und die Häfen von Gandia und Sagunto in Spanien an, die das Projektteam bei der Durchführung von drei erfolgreichen Pilotversuchen in Dänemark, den Niederlanden und Schweden unterstützten.
EU-weit nachhaltige Dienstleistungen im Kurzstreckenseeverkehr fördern
Das Team von MOSES hat mehrere wichtige politische Empfehlungen erarbeitet, die darauf abzielen, die Entwicklung von Systemen des Kurzstreckenseeverkehrs durch sektorübergreifende Zusammenarbeit, Infrastrukturentwicklung, verbesserte Rechtsvorschriften und Finanzierungsinstrumente zu unterstützen. Dazu gehören Empfehlungen zur Unterstützung von Gründerzentren und Drehscheiben des Unternehmertums, zur EU-weiten Harmonisierung der Vorschriften für den Kurzstreckenseeverkehr und zur Vereinfachung der Antragsverfahren zur Verbesserung der Infrastrukturentwicklung. Die MOSES-Innovationen könnten große Containerterminals mit kleinen regionalen Häfen verbinden, was sich auf die städtische Infrastruktur und den Verkehr auswirken könnte, da der Lkw-Verkehr vor Ort entlastet wird, was wiederum zu weniger Emissionen in die Luft und Lärm in der Nähe des Hafens führt. „Mit dem emissionsfreien Betrieb, der kosteneffizienten Beförderung relativ kleiner Mengen von Containern und dem potenziell völlig autonomen Betrieb des innovativen Zubringerschiffs kann zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Kurzstreckenseeverkehrs beigetragen werden“, fügt Ventikos hinzu.
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