Die Bevölkerung im Mittelpunkt der Energiewende in Städten
Die Gebäudesanierung ist ein wichtiges Element des Übergangs zu Klimaneutralität. Dämmstoffe und erneuerbare Energiesysteme liegen zwar vor, doch die Installation kann kostspielig und unpraktisch für die Anwohnenden und die Öffentlichkeit insgesamt sein. „Daher ist es so wichtig, die Bevölkerung an der Sanierung teilhaben zu lassen und vernünftige Finanzierungsmodelle aufzustellen“, erklärt der Projektkoordinator von mySMARTLife Rubén García Pajares von CARTIF in Spanien. „Diese Diskussionen sind oft mühsam“, sagt er. „Die Menschen müssen von der Notwendigkeit und den künftigen Vorteilen überzeugt werden, trotz der hohen finanziellen Vorleistungen und Unterbrechungen des Alltags.“
Intelligente Menschen, intelligente Wirtschaft
Über das Projekt mySMARTLife sollten Städte Unterstützung erhalten, Maßnahmen zur Energiewende umzusetzen, indem eine fortschrittliche Strategie zur Stadtplanung vorgeschlagen und getestet wurde. „Ein Kernaspekt dieser Strategie heißt ‚Intelligente Menschen‘“, führt García Pajares aus. „Er umfasst alle Maßnahmen zur Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, auch schutzbedürftigen Gruppen, bei der Stadtplanung.“ Zu den Maßnahmen gehören öffentliche Debatten zur Energiewende aber auch Workshops zu Themen wie der Digitalisierung des Stromnetzes. Ein zweiter Aspekt heißt ‚Intelligente Wirtschaft‘ und dreht sich um die Stärkung lokaler Innovationsökosysteme sowie der Nutzung lokaler Kompetenzen und Expertise. Über diesen kombinierten Ansatz wurden dann 150 Maßnahmen in den Bereichen Energie und Mobilität in drei Zielstädten umgesetzt: Nantes, Hamburg und Helsinki in Frankreich, Deutschland und Finnland.
Kombinierte Sanierungsstrategien in Aktion
Ein gutes Beispiel dieses kombinierten Ansatzes ist die Online-Plattform „Mon Projet Renov“, die von der Stadt Nantes entwickelt wurde, damit die Bevölkerung kostenfrei Zugang zu Informationen über Sanierungsprojekte und lokale Unternehmen hat, die ähnliche Dienstleistungen anbieten. Über eine weitere Initiative aus Nantes wurden Hausbesitzende bei ihren Renovierungsprojekten mit Energieaudits unterstützt. Anschließend wurden Maßnahmen wie Dämmung, ein Austausch des Heizkessels oder eine Solaranlage empfohlen. In Helsinki wurden in 12 Gebäuden mit Eigentumswohnungen intelligente Regelungen für den Wärmebedarf installiert, sodass in 167 Wohnungen 10-25 % Energie eingespart wurden. Auch in Helsinki wurde ein Bürogebäude mit 572 Quadratmetern an Solarzellen und vier Windturbinen nachgerüstet, mit denen 20 % des Strombedarfs im Gebäude gedeckt werden können. Die erneuerbare Kühlung wurde über ein Brunnensystem geregelt.
Erfolgreiche integrierte Stadtplanungsansätze
Nach Projektende im Jahr 2022 stellt García Pajares fest, dass in den drei Städten insgesamt 147 054 Quadratmeter an Gebäudefläche entweder saniert oder nach hohen Leistungsstandards errichtet wurden. „Darüber hinaus stammen 29 % der verbleibenden Nettoendenergie der Gebäude jetzt aus erneuerbaren Energiequellen“, berichtet er. Einige Maßnahmen der Projektmitglieder werden weiterhin fortgeführt. Darunter die Koordinierungsgruppen der Städte, das Programm zu gegenseitigem Lernen und mehrere Arbeitsgruppen, deren Aktivitäten auf freiwilliger Basis weitergeführt werden. Auch drei „Nachfolgestädte“ und 16 „interessierte/Beobachterstädte“ mit viel Potenzial zur Nachbildung waren am Projekt beteiligt. Insgesamt ist das Projekt mySMARTLife in den Augen von García Pajares ein Beispiel dafür, wie mit integrierten Ansätzen zur Stadtplanung ausgezeichnete Ergebnisse erzielt werden können. Er berichtet, dass immer mehr Städte neue und ehrgeizige Ziele für Klimaneutralität annehmen.
Schlüsselbegriffe
mySMARTLife, Bevölkerung, Klimaneutralität, Städte, Sanierung, Renovierung, Energie