Mehr Kreislaufwirtschaft bei Renovierungsarbeiten über lokale Ansätze
Die Renovierung von Gebäuden gilt oft als Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Doch die Realität sieht manchmal anders aus. „Trotz der Aussagen zu Nachhaltigkeit wird mit vielen Renovierungsansätzen die Linearwirtschaft gestärkt“, sagt Ana Tisov, Koordinatorin des EU-finanzierten Projekts Drive 0. „Wir brauchen ein Umdenken hin zur Kreislaufwirtschaft.“ Über Drive 0 wurden in sieben Ländern mit verschiedenen lokalen Gegebenheiten Pilotprojekte durchgeführt: Estland, Irland, Griechenland, Spanien, Italien, die Niederlande und Slowenien. Aufbauend auf den Erfahrungen aus der ersten Projektserie zu Renovierungen im Rahmen von Horizont 2020 waren im Projekt Endnutzende und die lokalen Gegebenheiten genauso wichtig wie Technologie und Geschäftsmodelle. „Bei der praktischen Umsetzung der Grundsätze zur kreislauforientierten Renovierung haben wir das Kompetenzniveau in der Bauindustrie angehoben, teils mit unseren innovativen Werkzeugen, die noch immer verwendet werden“, ergänzt Tisov. „Trotz anfänglicher Vorbehalte haben wir ermutigende Rückmeldungen von den Hausbesitzenden erhalten.“
Einsatzfertige Lösungen
Die Renovierungen im Rahmen von Drive 0 wurden an Sozial- und Privatwohnungen durchgeführt und über öffentliche Fonds, EU-Zuschüsse oder private Investitionen unterstützt. Die Arbeiten wurden durch Betriebe vor Ort und über akademische Partnerschaften durchgeführt. Zunächst wurde für jedes Gebäude der Bedarf ermittelt, auch durch Prüfung der Leistung im gesamten Lebenszyklus, der Materialströme und des Energieverbrauchs. Anschließend wurde der nachhaltigste Ansatz gewählt. Für möglichst geringe Bauzeiten, Kosten und Störungen entwarf das Drive 0-Team eine einsatzfertige modulare Lösung, die auf lokalen Märkten, Wissen, Kompetenzen und Baustoffen beruht. Im niederländischen Pilotprojekt wurde eine vollständige Netto-Null-Renovierung demonstriert. Dabei wurde auch die Dämmung des Reihenhauses mit vorgefertigten Paneelen, wiederverwertetem Mauerwerk und Fensterrahmen und Glaswolle aus rezyklierten Fensterscheiben und Steinen erneuert. „Wir konnten bei unserem Ansatz, der bei Gemeindeverwaltungen auf großes Interesse stößt, mehr kreislauforientierte Verfahren einsetzen als erwartet. Die Arbeiten wurden in sieben Tagen abgeschlossen, aber mit weiteren Optimierungen geht es auch in drei“, meint Tisov. Im irischen Pilotprojekt wurde die Energieeffizienz von zweigeschossigen Doppelhäusern aus Stein-Hohlwänden mit einem massiven Betonfundament, Holz im ersten Geschoss und einem Holzdach verbessert. Ein bestehendes leichtes Stahlgerüstwandsystem wurde durch eine Dämmung der Außenwand angepasst, wobei modulare Wandplatten angebracht und dreifach verglaste Fenster eingebaut wurden. In einem Haus wurde ein mechanisches Belüftungssystem einschließlich Wärmerückgewinnung und Solarzellen installiert. Die Messungen laufen noch, doch nach ersten Ergebnissen beliefen sich die jährlichen Primärenergieeinsparungen auf 55-85 %, zusätzlich zu den damit einhergehenden reduzierten CO2-Emissionen. Diese vermutlich erste Anwendung eines modularen Renovierungssystem nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft in Irland hat Debatten in der Industrie und öffentlichen Stellen ausgelöst. „Aus diesem Projekten geht hervor, warum die lokalen Gegebenheiten so wichtig sind für eine kreislauforientierte Renovierung. In den Niederlanden existiert ein Rahmen für den Handel mit rezyklierten Baustoffen mit Zertifizierungen für Baustoffe aus zweiter Hand, doch in Irland gibt es das nicht“, erklärt Tisov. Derzeit beraten die Konsortiumsmitglieder zu einem nationalen Plan für mehr Kreislaufwirtschaft im Bauwesen.
Schritte für den Übergang
Die Pilotprojekte von Drive 0 haben gezeigt, dass neben technischen Innovationen wie computergestützter Fertigung von Präzisionsteilen auch ein grundlegender Wandel des Marktes wichtig ist, um den Wechsel zu kreislauforientierten Renovierungen zu meisten. Dabei übernehmen Lieferunternehmen die Verantwortung für den Lebenszyklus ihrer Produkte. Daher erstellte das Drive 0-Team neben den Pilotprojekten auch Schulungen, um das Wissen und die Kompetenzen zu relevanten Verfahren auszubauen. Auch das interaktive digitale Instrumentarium „circular homes“ wurde veröffentlicht. Das richtet sich hauptsächlich an Hausbesitzende und enthält auch Ratschläge zu Aspekten wie Wasserverbrauch und Dämmung. „Zu Beginn von Drive 0 war das Konzept der Kreislaufwirtschaft das Problem, jetzt haben sich die Debatten auf die Umsetzung verlagert“, schließt Tisov.
Schlüsselbegriffe
Drive 0, Gebäudebestand, Renovierung, Fertigteilbau, Kreislauf, Sanierung, Kreislaufwirtschaft, Sozialwohnungen