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Die Macht des Einfühlungsvermögens gegen Impfskepsis

Eine neue Studie verdeutlicht, wie Fachkräfte im Gesundheitswesen ihren Patientinnen und Patienten das Gefühl geben können, gehört und verstanden zu werden, und ihnen so helfen, bessere Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen.

Eine kürzlich im Rahmen des EU-finanzierten Projekts JITSUVAX veröffentlichtes wissenschaftliche Arbeit deutet an, dass eine einfühlsame Kommunikation durch Fachkräfte im Gesundheitswesen Patientinnen und Patienten helfen kann, ihre Impfskepsis zu überwinden. Durch die Studie wird die Bedeutung des einfühlsamen Engagements bei der Beeinflussung der Einstellung zur Impfung und die Schlüsselrolle, die es bei der Erhöhung der Impfquote spielen könnte, unterstrichen. Der Widerstand gegen die Impfung, auf den wir während der COVID-19-Pandemie gestoßen sind, war womöglich unsere jüngste Erfahrung mit der Impfskepsis, aber bei weitem nicht die erste der Menschheit. Seit dem 18. Jahrhundert, als der britische Arzt Edward Jenner nachwies, wie die Infektion von Menschen mit Kuhpocken ihnen Immunität gegen das tödliche Pockenvirus verlieh, wehren sich Menschen gegen Impfstoffe. Könnten jedoch wirksamere Kommunikationsstrategien dabei helfen, das mangelnde Vertrauen der Menschen in Impfstoffe zu überwinden? Ja, das könnten sie, heißt es in der Studie, die verdeutlicht hat, dass eine einfühlsame Kommunikation das Vertrauen der Patientinnen und Patienten in und die Offenheit gegenüber Fachkräften im Gesundheitswesen erhöht. „Die Herausforderung für Fachkräfte im Gesundheitswesen besteht darin, das Gespräch so zu führen, dass es von den Patientinnen und Patienten als unterstützend und überzeugend empfunden wird“, berichtet die Autorinnen und Autoren der Studie. Ihre Forschung ergab, dass mehr als zwei Drittel der Menschen mit Impfskepsis es vorziehen, wenn Fachkräfte im Gesundheitswesen bei der Korrektur von Fehlinformationen über Impfungen auch einfühlsames Engagement an den Tag legen, anstatt nur die Fakten zu nennen. Die Hauptautorin der Studie, Dr. Dawn Holford von der Universität Bristol, die das Projekt JITSUVAX koordiniert, erklärt in einer auf der Projektwebsite veröffentlichten Pressemitteilung: „Obwohl wir erwartet hatten, dass die Menschen im Allgemeinen positiver auf einen einfühlsamen Ansatz reagieren würden, war es überraschend, wie viel größer die Präferenz für diese Art der Kommunikation bei Personen war, die Bedenken gegen die Impfung äußerten. Die Studie unterstreicht, dass die Herangehensweise an Fehlinformationen, insbesondere bei Gruppen mit Impfskepsis, eine entscheidende Rolle bei der Veränderung von Wahrnehmungen spielen kann, die nur schwer zu ändern sind.“

Vier Schritte der Empathie

In der Studie, an der insgesamt 2 545 Personen teilnahmen, die überwiegend negativ oder unentschlossen gegenüber einer Impfung eingestellt waren, sollte ein neuer Ansatz erprobt werden, das sogenannte „Empathetic Refutational Interview“ (ERI). Wie in der Studie beschrieben, soll dieser Ansatz „das Gespräch in Situationen lenken, in denen Patientinnen und Patienten Bedenken gegen eine Impfung äußern“. Das ERI besteht aus vier Schritten. Zunächst erkundigen sich Fachkräfte im Gesundheitswesen nach den Bedenken der Patientinnen und Patienten gegenüber der Impfung, um deren Beweggründe und Vorbehalte besser nachzuvollziehen. Dann bekräftigen Fachkräfte im Gesundheitswesen die Werte und Überzeugungen der entsprechenden Personen, um darzulegen, sie zu verstehen und sich um sie zu kümmern, und schaffen so Vertrauen. Anschließend stellen Fachkräfte im Gesundheitswesen falsche Vorstellungen in einer Weise infrage, die auf die psychologischen Beweggründe der Person zugeschnitten ist. Schließlich bietet sich die Gelegenheit, sachliche Informationen über Impfstoffe und den damit einhergehenden Schutz zu vermitteln. „Die Ergebnisse belegen aktiv die Macht der Kommunikation, die Fachkräfte im Gesundheitswesen in ihrer täglichen Arbeit nutzen können. Unsere Studie beweist, dass es möglich ist, Vertrauen zu gewinnen und Meinungen zu ändern, wenn wir die Sorgen der Menschen ernst nehmen und unseren Ansatz so gestalten, dass sie informierte Entscheidungen über ihre Gesundheit treffen können“, bemerkt Dr. Holford und fügt hinzu: „Das ist sehr ermutigend, insbesondere angesichts des wachsenden Einflusses von Fehlinformationen und gezielten Falschmeldungen weltweit.“ Die Studie JITSUVAX (JIU-JITSU WITH MISINFORMATION IN THE AGE OF COVID: USING REFUTATION-BASED LEARNING TO ENHANCE VACCINE UPTAKE AND KNOWLEDGE AMONG HEALTHCARE PROFESSIONALS AND THE PUBLIC) unterstreicht, wie wichtig es ist, über die bloße Widerlegung falscher Vorstellungen hinauszugehen, wenn die Einstellung von Patientinnen und Patienten zur Impfung geändert werden soll. Die Studienergebnisse werden derzeit zu Schulungsinstrumenten und -programmen zur Unterstützung von Fachkräften im Gesundheitswesen in Deutschland, Frankreich, Rumänien und dem Vereinigten Königreich weiterentwickelt. Weitere Informationen: JITSUVAX-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

JITSUVAX, COVID-19, Impfung, Impfstoff, Impfskepsis, Fachkräfte im Gesundheitswesen, Einfühlungsvermögen, Patient

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