Die Infrastruktur für Küstenbeobachtungsstellen ausbauen
Küstenumgebungen sind komplex. Diese Gewässer werden für Lebensmittel, Baumaterialien, Verkehr und in der Freizeit eingesetzt. Doch durch den Klimawandel und menschliche Aktivitäten stehen diese Gebiete unter enormem Druck. Das EU-finanzierte Projekt JERICO-S3 ist das jüngste Projekt einer Serie, mit der die Beobachtung der europäischen Küstengewässer gefördert werden soll. Küstengebiete können nur im Laufe von Jahrzehnten erforscht werden. Daher wird die Forschungsinfrastruktur von JERICO (JERICO-RI) der Wissenschaft und Politik bis weit in die Zukunft zur Verfügung stehen. Der Projektkoordinator Laurent Delauney erklärt: „Die wissenschaftliche Gemeinschaft in ganz Europa hat sich einer Projektserie verschrieben, um Daten zu harmonisieren, Einrichtungen gemeinsam zu nutzen, neues Wissen zu generieren und Instrumente als Entscheidungshilfen zu entwerfen.“ Aufbauend auf der Arbeit im Rahmen von JERICO-NEXT liegt der Schwerpunkt des aktuellen Projekts darauf, das System zur Küstenbeobachtung zu harmonisieren und die Infrastruktur und Dienstleistungen für Forschende zu erweitern.
Physische Infrastruktur und übergeordnete Beobachtungsstellen
Über das Projekt erhalten Forschende Zugang zu ganz verschiedener Ausrüstung. Delauney zählt auf: „600 multidisziplinäre Plattformen, wie feste Plattformen, Hochfrequenzradar, Beobachtungsstellen zum Meeresboden an Küsten, Ferryboxen, Küsten- und Hochseeprofiler, Gleiter, manuelle Probenahme, Forschungsschiffe, Oberflächendrifter und Beobachtungen aus der Bürgerwissenschaft.“ Betrieben werden die Plattformen von Regierungen, Instituten und KMU in über 19 Ländern. Um einen optimalen Zugang zur Infrastruktur zu gewährleisten, richtete das Team übergeordnete Standorte ein. An vier Pilotstandorten ist der Zugang zu mehreren Plattformen möglich, im Finnischen Meerbusen, im nordwestlichen Mittelmeer, in der Nordsee und dem Ärmelkanal und im Kretischen Meer. Delauney fährt fort: „Wir sind zuversichtlich, dass integrierte und gemeinsam geleitete transnationale Beobachtungsstellen zu mehreren Plattformen die Zukunft der Küstenbeobachtungssysteme in Europa sind.“
Transnationaler Zugang
Die gesamte Infrastruktur – physisch wie virtuell – ist nutzlos, wenn sie nicht ausreichend verwendet wird. Über Aufrufe zu transnationalem Zugang wird sichergestellt, dass die JERICO-RI kostenfrei zugänglich ist, um so die Nutzung zu optimieren. Im Laufe des Projekts erfolgten vier Aufrufe, über die 36 Projekte finanziert wurden und der Zugang zu 42 Einrichtungen gewährt wurde. Dieser transnationale Zugang ist zunehmend ein Kernaspekt der JERICO-RI und besonders wichtig, um den Wissenstransfer und kollaborative Beziehungen zu fördern. Die Projektpartner haben die beliebtesten Instrumente des JERICO-Portfolios ermittelt. Delauney sagt: „Die erfolgreichsten Infrastrukturen waren Küstenbeobachtungsstellen, die mit Unterwasserkabeln verbunden sind. An diesen wurden die meisten Zugangstage gewährt. Gleiter wurden bei 22 % der Projekte eingesetzt.“
JERICO-CORE
Das Angebot der JERICO-RI ist nicht auf die physische Infrastruktur beschränkt. Eine bedeutende Initiative aus dem Projekt ist der Pilotversuch JERICO-CORE, bei dem virtuelle Ressourcen zusammengeführt werden. Über den zentralen Knotenpunkt sind Datensätze, Software und Handbücher sowie Veröffentlichungen und digitale Bibliotheken verfügbar. Dieser Pilotversuch beruht auf der Idee, dass die Komplexität der Meeresprobleme nur mit Fachleuten aus verschiedenen Disziplinen bewältigt werden kann, die gemeinsam an Lösungen arbeiten. Zusammenarbeit und gemeinsame Lösungsfindung bilden die Grundlage vieler Projektziele, insbesondere bei der Harmonisierung virtueller Ressourcen. Im Sinne der Nachhaltigkeit versucht das JERICO-S3-Team, die Bemühungen mit anderen Infrastrukturen zur Meeresforschung abzustimmen, darunter EURO ARGO, EMSO ERIC, ICOS, DANUBIUS, EMBRC und JERICO-RI. Im Rahmen von JERICO-S3 wurde die Meeresforschungsinfrastruktur von einem projektbasierten Ansatz zu einem Kollektiv ausgebaut, das einen gesellschaftlichen Wandel anstoßen könnte. 36 Partner aus 19 Ländern nahmen am Projekt teil und mussten ihre Versprechen im Hinblick auf eine wertvolle Zusammenarbeit in die Tat umsetzen. Zur Finanzierung der Meeresforschung erklärt Delauney: „Die Ansätze sind so weitläufig wie die Strände und Klippen Europas, doch wir sind bemüht, bestmögliche Verfahren zu teilen.“ Trotz der vielfältigen Ansätze sind alle Beteiligten an der JERICO-RI sich einig, wenn es um die Förderung der fortlaufenden Meeresbeobachtung geht.
Schlüsselbegriffe
JERICO-S3, JERICO-RI, JERICO-CORE, Forschungsinfrastruktur, Beobachtungsstellen an der Küste, transnationaler Zugang, übergeordnete Beobachtungsstellen, Meeresbeobachtung