Weltpremiere: Gasturbine wird erstmals mit 100 % grünem Wasserstoff betrieben
Zu Beginn im Jahr 2020 war das Ziel des EU-finanzierten Projekts HYFLEXPOWER, nachzuweisen, dass aus erneuerbaren Energien hergestellter Wasserstoff als flexible Möglichkeit zur Speicherung von Energie geeignet ist, und anschließend für den Betrieb einer Industrieturbine genutzt werden kann. Nur dreieinhalb Jahre später hat das Team erfolgreich eine integrierte Power-to-Hydrogen-to-Power-Anlage vorgeführt, mit der Strom aus 100 % grünem Wasserstoff und ohne CO2 erzeugt wird. Diese erste Demonstration fand in der Papierfabrik Smurfit-Kappa in Saillat-sur-Vienne in Frankreich statt. Der Wasserstoff wird mit einem 1-MW-Elektrolyseur vor Ort erzeugt und anschließend in einem Tank gespeichert, der nahezu 1 Tonne fasst, und zum Betrieb einer Siemens Energy SGT-400-Gasturbine verwendet. Laut Karim Amin, Mitglied des Vorstands von Siemens Energy, dem HYFLEXPOWER-Projektkoordinator in Deutschland, werden die aus dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen dem Unternehmen helfen, die gesamte Gasturbinenflotte weiterzuentwickeln. „Das Zusammenspiel von Elektrolyse, Speicherung und Wasserstoffumwandlung an einem Standort ist eindrucksvoll demonstriert worden, jetzt geht es darum, die Ergebnisse zu skalieren“, kommentiert er in einer Pressemitteilung auf der Website von Siemens Energy. Siemens Energy lieferte den Elektrolyseur für die Wasserstofferzeugung und entwickelte die wasserstofffähige Gasturbine. In einer ersten Versuchsreihe im Jahr 2022 konnte die Industriegasturbine mit einem 30-prozentigen Wasserstoffanteil im Gemisch mit Erdgas betrieben werden. Die jüngsten Demonstrationen haben gezeigt, dass hochmoderne Turbinen mit „Dry-Low-Emissions“-Technologie sowohl mit bis zu 100 Prozent Wasserstoff als auch mit Erdgas-Wasserstoff-Gemischen in verschiedenen Verhältnissen betrieben werden können.
Vielversprechende Perspektiven
Die Anlagen zur Wasserstofferzeugung, -speicherung und -versorgung für den Demonstrator wurden von dem globalen Energiekonzern ENGIE in Frankreich gebaut. „Wir bei ENGIE sind sehr stolz auf diese Weltneuheit“, kommentiert Frank Lacroix, ENGIE Executive Vice President, verantwortlich für Energy Solutions, zu der erfolgreichen Demonstration. „Das HYFLEXPOWER-Projekt ist aus vielen Gründen bemerkenswert: wegen der außergewöhnlichen Zusammenarbeit zwischen mehreren europäischen Partnern, wegen der zukunftsweisenden Technologien, die getestet wurden, und wegen der vielversprechenden Perspektiven, die es für den Einsatz von erneuerbarem Wasserstoff in den am schwierigsten zu dekarbonisierenden Industriesektoren eröffnet. Wir freuen uns darauf, diese entscheidende Arbeit für die Zukunft der dekarbonisierten Industrie mit unseren Partnern fortzusetzen.“ Die erfolgreiche Power-to-Hydrogen-to-Power-Demonstration hat das Forschungsteam motiviert, den Betrieb über die Stromerzeugung hinaus auf die industrielle Wärmeerzeugung und weitere Betriebsarten auszuweiten. Das Team plant auch, Möglichkeiten zur Ausweitung und Kommerzialisierung der dekarbonisierten Stromerzeugung zu untersuchen. Ertan Yilmaz, Portfoliomanager für Wasserstoff und grüne Brennstoffe bei Siemens Energy, kommentiert die Ergebnisse des Projekts HYFLEXPOWER (HYdrogen as a FLEXible energy storage for a fully renewable European POWER system) in einer Pressemitteilung auf der Projektwebsite: „Gemeinsam haben wir mit der erfolgreichen Demonstration einer zu 100 % mit grünem Wasserstoff betriebenen Industriegasturbine Geschichte geschrieben. Dieser Erfolg beweist, dass eine vollständig dekarbonisierte, flexible und zuverlässige Energiewirtschaft nicht nur möglich, sondern auch realisierbar ist. Er eröffnet auch eine Welt der Möglichkeiten für die Energiewirtschaft der Zukunft. Wenn unsere SGT-400-Turbine zu 100 % mit grünem Wasserstoff betrieben wird, werden dabei bis zu 65 000 Tonnen CO2-Emissionen eingespart.“ Weitere Informationen: HYFLEXPOWER-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
HYFLEXPOWER, Wasserstoff, Energie, grün, Turbine, Gasturbine, Power-to-Hydrogen-to-Power