Die Auswirkungen des Klimawandels mit naturbasierten Lösungen eindämmen
Durch extreme Wetterereignisse, die durch den Klimawandel bedingt sind, nehmen hydrometeorologische Phänomene an Schwere zu. Eine Folge davon ist, dass mehr Sediment und Verunreinigungen aus Flusseinzugsgebieten in die Meeresumwelt gelangen und dort eine Gefahr für die Ökosysteme und die Biodiversität darstellen. Dieses Problem war Thema des EU-finanzierten Projekts OPERANDUM, in dem die Kraft der naturbasierten Lösungen ausgenutzt wurde, um negative Auswirkungen zu mildern. Silvana Di Sabatino, Projektkoordinatorin und Professorin für Atmosphärenphysik an der Universität Bologna, betont die Bedeutung von Freiluftlabore für die Revolutionierung des hydrometeorologischen Risikomanagements. „Die wichtigsten hydrometeorologischen Phänomene, die Europa betreffen, sind Flussüberschwemmungen, Dürren, Erdrutsche und Küstenerosion“, sagt Di Sabatino. Sie erklärt, dass das Ziel von OPERANDUM darin besteht, Barrieren mittels Freiluftlabore zu überwinden. „In diesen Freiluftlabore sollen Innovationen hervorgebracht werden, um den Wandel in der derzeitigen Praxis der Landplanung voranzutreiben und die Widerstandsfähigkeit gegenüber hydrometeorologischen Risiken auszubauen.“ In sieben europäischen Ländern und in China wurden insgesamt neun Freiluftlabore eingerichtet.
Rückbesinnung auf die Natur, um Landschaften anzupassen
Anders als traditionelle Reallabore decken Freiluftlabore große Regionen ab, z. B. ländliche Gebiete oder Küstenregionen, wobei naturbasierte Lösungen im Mittelpunkt der Arbeiten stehen. „In den Freiluftlaboren können wir die erforderlichen methodischen Schritte definieren, um eine Risikominderung zu erreichen, angefangen bei der Datenverfügbarkeit, dem Grad der Akzeptanz, der Beobachtungsausrüstung, den Modellierungsinstrumenten, den Rechtswegen und der langfristigen Wartung“, berichtet Di Sabatino. Eines der Freiluftlabore befand sich im niedersächsischen Elbtal, nicht weit von den Gebieten, die 2021 von Hochwasser betroffen waren, bei dem mehr als 220 Menschen in Europa ums Leben kamen. Dort ist das Leben der Menschen nun durch extreme Überschwemmungen bedroht, die durch immer häufigere und stärkere Regenfälle ausgelöst werden. In der Praxis bedeutete dies, anhand von hydraulischen Modellen die schmalen Abschnitte der Elbe zu ermitteln, die bei starken Regenfällen übers Ufer treten würden und von hohem Bewuchs freigehalten werden sollten, um das Absinken des Wasserspiegels zu erleichtern. Di Sabatino erwähnte auch das Freiluftlabor am Strand von Volano, der Teil des Biosphärenreservats Podelta im Nordosten Italiens ist. Das Podelta verfügt über eine einzigartige Identität und Biodiversität mit Ökosystemen, die von Küstensandformationen, Lagunen, Fischteichen, Sümpfen, bewachsenen Dünen, Küstenkiefernwäldern, Brackwasserfeuchtgebieten bis hin zu bewirtschafteten Flächen reichen. Dieses niedrig gelegene Gebiet ist den durch den Scirocco verursachten Sturmfluten ausgesetzt und wird häufig vom Meer überflutet. Das führt zu Küstenerosion, die sowohl die umliegenden Ökosysteme als auch die lokale Bevölkerung bedroht. Die Projektpartner bekämpfen diese Gefahr, indem sie künstliche Dünen aus biologisch abbaubaren Materialien – Holzstämmen und Geotextil aus Kokosnuss – und Sand errichten, die natürliche Dünen nachbilden. Diese Strukturen sind mit einheimischer Vegetation bewachsen, in denen sich Sand verfängt, wodurch die Dünen stabilisiert und verstärkt werden. Sie dienen als natürliche Barriere zwischen Meer und Land, um Sturmfluten und Küstenerosion abzuschwächen und die Biodiversität sowohl an Land als auch im Meer zu schützen.
Stiftung für die Zukunft
Laut Di Sabatino bestand das Hauptziel darin, die Öffentlichkeit in Europa auf das Problem aufmerksam zu machen. „In vorherigen Projekten wurden naturbasierte Lösungen als potenzielle Hilfe betrachtet, die Lebensqualität in den Städten und den Zugang zu einer komfortableren Umgebung zu verbessern.“ Die 26 an OPERANDUM beteiligten Partner haben sich jedoch mit Risiken befasst, die sich aus extremen Wetterereignissen ergeben und die es abzuschwächen gilt. „Daher mussten die Lösungen geprüft, verifiziert und validiert werden. Die volle Auswirkung der naturbasierten Lösungen auf die Freiluftlabore wird jedoch noch untersucht“, so Di Sabatino. Aber das sind nur die ersten Schritte. Im Projekt wurde eine wissenschaftlich fundierte Methodik für kommende Forschende und Fachleute erarbeitet, einschließlich Konstruktionsprotokollen, mit der hydrometeorologische Risiken und deren Auswirkungen auf marine Ökosysteme und die Biodiversität abgeschwächt werden können. Künftig wird eine Ausweitung und Nachbildung erforderlich sein, um von den langfristigen Vorteilen der naturbasierten Lösungen zu profitieren.
Schlüsselbegriffe
OPERANDUM, Extremwetterereignisse, Hydrometeorologie, Landwirtschaft, Überschwemmungen, naturbasierte Lösungen, Freilluftlabore, hydraulische Modellierung