Nachhaltige Entwicklung von Lebens- und Futtermitteln mithilfe von Mikroorganismen
Mikroben bringen in vielerlei Hinsicht Vorteile für die Landwirtschaft und die Erzeugung von Lebens- und Futtermitteln. Das EU-finanzierte Projekt SIMBA erforscht seit seinem Start im Jahr 2018, welche Mikrobenmischungen, oder Mikrobiome, sich für verschiedene Zwecke am besten eignen. Daneben untersucht es auch neue, nachhaltige Möglichkeiten zur Verwendung von Mikroben in der Landwirtschaft und Nahrungsmittelerzeugung. „Im Idealfall könnte der Einsatz von Mikroben die Landwirtschaft revolutionieren. Wenn es zum Beispiel möglich wäre, Kartoffeln in salzhaltigen Böden anzubauen, könnte man in Gebieten, die unter derzeitigen Bedingungen nicht für den Anbau geeignet sind, dann Salzwasser zur Bewässerung verwenden. Auch damit beschäftigen wir uns in diesem Projekt“, erklärt die Wissenschaftlerin Dr. Anne Pihlanto vom finnischen Institut für natürliche Ressourcen (Luke) in einer Pressemitteilung auf der Website von SIMBA.
Erneut auf dem europäischen Radar
Im Mai 2023 wurde, nun zum zweiten Mal, eine Innovation, die aus dem Projekt SIMBA hervorging, im Innovationsradar der Europäischen Kommission vorgestellt. Das Innovationsradar ist eine Plattform der EU, die über EU-finanzierte Spitzeninnovationen führender Forschender in Europa informiert. Die Innovation mit dem Titel „Identification of candidate plant growth-promoting microbes and bioactive compounds to formulate microbial consortia inoculants“ (Identifizierung von Kandidaten für pflanzliche wachstumsfördernde Mikroben und bioaktive Verbindungen zur Formulierung von Inokulanzien auf Basis mikrobieller Konsortien) wird maßgeblich zu den Zielen von SIMBA beitragen, wie es in einer weiteren Pressemitteilung auf der Projektwebsite heißt. Hinsichtlich des Reifegrads wurde die Innovation als im Forschungsstadium befindlich eingestuft. Innovationen in dieser Kategorie befinden sich zwar erst in den frühen Phasen der technologischen Reife, beweisen jedoch bereits das intensive Engagement der Einrichtungen, von denen sie entwickelt werden. Die Hauptverantwortlichen dieser Innovation stammten vom SIMBA-Projektpartner, der italienischen nationalen Agentur für neue Technologien, Energie und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung (ENEA).
Entwicklung von Futter- und Lebensmitteln
In der ersten Pressemitteilung spricht Dr. Pihlanto von Luke über die Arbeitsaufteilung des Projekts in der Wertschöpfungskette der Fischzucht. So widmete sich Luke der Verwendung von recycelten Rohstoffen in der Futtermittelentwicklung, während der Institutspartner Nebenströme aus der Lebensmittelindustrie fermentierte, um Fischfutter zu entwickeln. Die Fachleute des Projekts untersuchen derzeit die Auswirkungen der Futtermittel auf das Wachstum und die Gesundheit von Zuchtfischen. Um die Nachhaltigkeit der Wertschöpfungskette als Ganzes zu bewerten, führen sie außerdem einen Vergleich mit sojahaltigem Fischfutter durch. „Es ist interessant, nicht nur die Umweltauswirkungen zu vergleichen, sondern auch die gesellschaftliche Tragweite der Nutzung von Soja und Nebenströmen, angefangen bei den Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft“, bemerkt die Forscherin. Die Forschenden von Luke nahmen sich außerdem die Entwicklung von Lebensmitteln aus Ackerbohnen, Erbsen und Linsen vor. Diese Hülsenfrüchte sind ausgezeichnete Proteinquellen, enthalten jedoch auch Stoffe, die die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen und zudem bei manchen Menschen zu Magenunverträglichkeit führen. „Wir möchten den Anteil der schädlichen Inhaltsstoffe verringern, indem wir Rohstoffe mit unterschiedlichen Stämmen von Milchsäurebakterien und Propionsäurebakterien fermentieren. Ebenfalls kombinierten wir Rohstoffe mit Hafer und entwickelten daraus verschiedene Zubereitungen wie Haferbrei und Joghurt“, erklärt Dr. Pihlanto. Die Forschenden von SIMBA (Sustainable innovation of microbiome applications in food system) sind nun damit beschäftigt, die Zusammensetzung und Verdaulichkeit der entwickelten Lebensmittel zu bewerten, und kamen bereits zu interessanten Ergebnissen, wie Dr. Pihlanto anmerkt: „Wir haben den Geschmack in verschiedenen Phasen getestet. Überraschenderweise kann ein und derselbe Bakterienstamm verschiedene Rohstoffe auf sehr unterschiedliche Weise beeinflussen.“ Während sich der Geschmack bei einem deutlich verbessert, wird er bei einem anderen schlechter.“ Weitere Informationen: SIMBA-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
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