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Werben um die Unterstützung der Menschen für den natürlichen Hochwasserschutz

Ein EU-finanziertes Forschungsteam widmet sich der Frage, warum naturbasierte Hochwasserschutzprojekte bei Anwohnenden auf Ablehnung stoßen.

Klimawandel und Umwelt icon Klimawandel und Umwelt

Naturbasierte Lösungen zum Hochwasserschutz, wie die Wiederbelebung von Auenlandschaften oder die Rückverlegung von Deichen, sind wirksame Maßnahmen, um das Überschwemmungsrisiko in bewohnten Gebieten zu senken. Wie kommt es also, dass sie bei Anwohnenden auf so viel Ablehnung stoßen? Eine neue Forschung, die zum Teil vom EU-finanzierten Projekt RECONECT durchgeführt wurde, hat etwas Licht in die Sache gebracht. Angesichts des sich wandelnden Klimas reichen technische Hochwasserschutzmaßnahmen wie die Errichtung von Deichen in Flussnähe oder der Bau von Wasserrückhaltebecken oft nicht mehr aus, um ausreichend vor Überschwemmungen zu schützen. Naturbasierte Lösungen rücken in Europa daher zunehmend in den Mittelpunkt. „Das Ziel solcher Vorhaben ist es, dem Fluss mehr Raum zu geben, damit er sich bei Hochwasser in der Fläche ausbreiten kann, und die wiederbelebten Auenlandschaften ihre wasseraufnehmende Wirkung voll entfalten können“, sagt der Letztautor der Studie, Prof. Christian Kuhlicke vom RECONECT-Projektpartner, dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Deutschland, in einer Pressemitteilung. „Die natürliche Hochwasservorsorge schlägt dabei gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sie senkt das Überflutungsrisiko nachhaltig, stellt das natürliche Bild der Flusslandschaft wieder her, erhöht die biologische Vielfalt und kann auch die Lebensqualität in der Region steigern.“ Doch trotz dieser offensichtlichen Vorteile werden solche Projekte von der örtlichen Bevölkerung oft nicht positiv aufgenommen. Prof. Kuhlicke erklärt die Gründe: „Durch den rückverlegten Deich gelangt das Wasser bei Hochwasserständen womöglich viel näher an das eigene Haus. Dass der Fluss nun sichtbarer ist, kann insbesondere Menschen, die schon häufiger von Hochwasser betroffen waren, Angst machen – obwohl die Sicherheit durch die neuen Maßnahmen tatsächlich höher sein kann als zuvor.“ Das Forschungsteam führte eine Befragung der Bevölkerung in fünf Orten und Städten in Sachsen-Anhalt durch, die 2002 und 2013 stark von Hochwasserschäden betroffen waren und in denen entlang der Elbe Maßnahmen zur Deichrückverlegung bzw. Auenrenaturierung durchgeführt wurden. Es wurde bewertet, wie die Teilnehmenden die Wirksamkeit der Projekte im Hinblick auf den Hochwasserschutz wahrnahmen und wie stark sie diese Maßnahmen befürworteten.

Information und Vertrauen als unverzichtbare Grundlage

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich sowohl Menschen, die sich mit ihrem Heimatort besonders verbunden fühlen, als auch diejenigen, die sich stark vom Hochwasser bedroht fühlen, den Maßnahmen eher ablehnend gegenüberstehen. Das war insbesondere der Fall, wenn sie bereits Fluterfahrungen gemacht hatten.“ Studienteilnehmende, die sich gut informiert fühlten und dem lokalen Risikomanagement vertrauten, unterstützten dagegen die naturbasierten Maßnahmen eher“, erläutert die ebenfalls am UFZ tätige Erstautorin der Studie, Dr. Sungju Han, in der Pressemitteilung. In Bezug auf die Relevanz der Ergebnisse von RECONECT für künftige Hochwasserschutzmaßnahmen betont Prof. Kuhlicke, wie wichtig es sei, die Ängste und Sorgen der Bevölkerung ernstzunehmen. „Durch bessere Information und Kommunikation – am besten schon ganz zu Anfang der Planungsphase – können viele Befürchtungen ausgeräumt werden“, merkt er an. „Wichtig ist dabei insbesondere, zu verdeutlichen, dass es auch bei der natürlichen Hochwasservorsorge zuallererst darum geht, die Bevölkerung effektiv vor den Auswirkungen großer Hochwasserereignisse zu schützen. Und zwar durch mehr Raum für den Fluss. Alles andere – die naturnähere Flusslandschaft oder die Erhöhung der biologischen Vielfalt – sind positive Nebeneffekte, jedoch nicht das primäre Ziel.“ Das Projekt RECONECT (RECONECT- Regenerating ECOsystems with Nature-based solutions for hydro-meteorological risk rEduCTion) endet im August 2024. Weitere Informationen: RECONECT-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

RECONECT, Hochwasser, Überschwemmung, Fluss, naturbasierte Lösung, Deich, Auenlandschaft, Überschwemmungsgebiet, Wasser

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