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Was passiert, wenn uns die Antibiotika ausgehen?

Der weit verbreitete Einsatz von Antibiotika bei Menschen und Tieren hat zunehmende Behandlungsresistenzen verursacht. Was passiert, wenn wir nichts unternehmen? Wir haben mit dem Experten Piotr Garstecki gesprochen.

„Es werden zu wenige neue Antibiotika entwickelt, um gegen die Zunahme antibiotikaresistenter Erreger anzukommen. Daher geht der globale Vorrat zur Neige“, sagt Garstecki, Geschäftsführer von BacterOMIC. Er berichtet, dass diese zunehmende Resistenz von Mikroorganismen gegen Antibiotika zu einem Mangel an Behandlungsmöglichkeiten, einem erhöhten Ausbreitungsrisiko bakterieller Infektionen und verlängerten Krankheitsverläufen führen wird. Das treibt wiederum die Behandlungskosten in die Höhe und verursacht eine höhere Mortalität. Nach Prognosen der Weltgesundheitsorganisation wird die Zahl der Todesfälle durch wirkstoffresistente Erreger bis 2050 von 700 000 jährlich auf 10 Millionen steigen, wodurch sie die Haupttodesursache bei Menschen wären. Die zulassungsüberschreitende Anwendung von Antibiotika kommt hauptsächlich bei Virusinfektionen vor, die beispielsweise 80 % der akuten Atemwegserkrankungen ausmachen. Der übermäßige Einsatz ist der eine Aspekt, der andere ist das Herunterspielen des Problems aufgrund mangelnder Kenntnis von Behandelnden wie Patientinnen und Patienten, dass jedes einzelne Antibiotikum eines Tages nicht mehr anschlagen könnte, warnt Garstecki. Eine möglicherweise bisher nicht betrachtete Konsequenz bei Nichteingreifen ist eine potenzielle Pandemie durch einen Erreger, der derzeit durch Antibiotika eingedämmt wird, erklärt er weiter. Dazu gehören Bakterienstämme wie Staphylococcus aureus, der Hautinfektionen verursacht, Clostridium difficile, der Durchfall auslöst und zu Sepsis führen kann, einer lebensbedrohlichen Reaktion auf eine Infektion. Auch Streptococcus pneumoniae zählt dazu, ein Bakterium, das Lungenentzündungen hervorruft, die zu Hörverlust, Hirnschäden und Tod führen können. „Wir benötigen gezielte bzw. präzise Antibiotikatherapien und dafür sind präzise und umfassende Daten zur Anfälligkeit des bestimmten bakteriellen Erregers, der die Infektion auslöst, auf Antibiotika notwendig“, ergänzt Garstecki.

Präzisionstests

Über das EU-finanzierte Projekt BacterOMIC hat Garsteckis Team ein automatisiertes Präzisionstestgerät für das Massenscreening auf bakterielle Resistenzen entwickelt. Dieses Instrument kann die gezielte Präzisionsmedizin voranbringen, bei der Behandlungen je nach Anfälligkeit eines bestimmten Krankheitserregers festgelegt werden. Derzeit werden Resistenzen von Pathogenen manuell bestimmt, doch das innovative Testgerät von BacterOMIC bietet mit nur einem Test umfassende Daten zur Anfälligkeit für Antibiotika – das spart Kosten und Zeit.

Diese Herausforderung braucht globale Lösungen

Eine weitere mögliche Bedrohung durch eine nicht ausreichende Reaktion könnte die zunehmende Verbreitung von Viren oder zoonotischen Bakterien sein – die SARC-CoV-2-Pandemie ist hier ein Beispiel. „Die Menschen greifen zunehmend in die natürliche Umwelt ein und schaffen Bedingungen für die Verbreitung von Krankheiten, beispielsweise durch Migration und Reisen“, erklärt Garstecki. Auch der Klimawandel, die Urbanisierung und die Bevölkerungsdichte führen zum Aufkommen neuer Pathogene, ergänzt er. „Wir müssen uns jetzt um antimikrobielle Resistenz kümmern, oder in den kommenden Jahren sehen wir uns mit einer neuen Art Pandemie konfrontiert mit ernsthaften wirkstoffresistenten Infektionen, die Menschen auf mehreren Kontinenten betreffen“, sagt er. „Es sind eindeutig dringend neue Antibiotika erforderlich sowie besser informierte Entscheidungen zum Antibiotikaeinsatz, die nur durch eine umfassende Diagnose der Anfälligkeit bakterieller Erreger für Antibiotika möglich sind.“ Hier erfahren Sie mehr über die Forschung von Garstecki: Automatisiertes Pathogentestsystem gegen Antibiotikaresistenzen

Schlüsselbegriffe

BacterOMIC, Antibiotikum, Resistenz, Infektionen, Herausforderung, Klimawandel, Präzision, Behandlungen

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