Das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Wissenschaftskommunikation stärken
Die digitalen Medien sind ein zweischneidiges Schwert für die Wissenschaftskommunikation. Während sich immer mehr Menschen online mit der Wissenschaft auseinandersetzen, finden viele zunehmend Fehlinformationen – und teilen diese. Das Team des EU-finanzierten Projekts TRESCA (Trustworthy, Reliable and Engaging Scientific Communication Approaches) strebt an, herauszufinden, wie das Vertrauen in das digitale Ökosystem gestärkt werden kann. „Ein Großteil des öffentlichen Vertrauens basiert auf der Glaubwürdigkeit, die man bestimmten Organisationen entgegenbringt“, sagt Jason Pridmore, Projektkoordinator von TRESCA. „Es ist wahrscheinlicher, dass man einer Organisation vertraut, wenn jemand im eigenen sozialen Netzwerk dieser vertraut, wodurch sich auch Fehlinformationen verbreiten können“, erklärt er.
Einschätzung des Vertrauens durch europaweite Umfragen
TRESCA startete eine Reihe von qualitativen und quantitativen Forschungsarbeiten, einschließlich eines Fragebogens zur Erforschung der Gründe für das Vertrauen in die Wissenschaftskommunikation, der von mehr als 7 000 Menschen in Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, Ungarn, den Niederlanden und Polen ausgefüllt wurde. „Fügt man der wissenschaftlichen Kommunikation eine persönliche Geschichte hinzu, erhöht sich die Bereitschaft der Menschen, diese als vertrauenswürdig einzustufen“, bemerkt Pridmore, Vizedekan für Bildung an der Erasmus School of History, Culture and Communication in Rotterdam, Niederlande. Er ergänzt, dass bestimmte Länder jedoch weniger auf diese Geschichten reagierten. Das Team fand außerdem heraus, dass sich eine hochwertige Produktion und eine starke visuelle Ästhetik spürbar auf das Vertrauensniveau auswirken. „Wir hatten nicht erwartet, dass dies ein so wichtiges Thema sein würde.“ Auch dies birgt das Risiko, dass sich gut aufbereitete Fehlinformationen verbreiten, fügt er hinzu. „Es gibt also auch die Kehrseite dieser Medaille.“
Die Bedeutung visueller Kommunikation
Eines der Ergebnisse des Projekts TRESCA war ein Video, das vom Konsortiumspartner Kurzgesagt erstellt wurde und sich mit den Herausforderungen bei der Vermittlung wissenschaftlicher Entwicklungen an die breite Öffentlichkeit befasst, darunter auch mit den Risiken einer zu starken Vereinfachung. Das Video war ein enormer Erfolg und wurde vom Kurzgesagt-Publikum über 10 Millionen Mal angesehen. „Das Endprodukt war der Höhepunkt eines Prozesses der Selbstreflexion“, der sowohl für die wissenschaftliche Forschung als auch für ihre Kommunikation notwendig ist, erklärt Pridmore.
Besserer Schutz vor Fehlinformationen im Internet
Das Team entwickelte auch eine offene Online-Lehrveranstaltung, Wissenschaftskommunikation: Vertrauenswürdige Informationen in der digitalen Welt kommunizieren, um Forschenden, politisch Verantwortlichen und in der Wissenschaftskommunikation Tätigen dabei zu helfen, die Ziele, Vorhaben und Kommunikationsmethoden der jeweils anderen kennenzulernen. „Die Folge ist, dass dies auch auf die breite Öffentlichkeit übergreift, da alle drei Gruppen auf unterschiedliche Weise mit der Öffentlichkeit sprechen“, stellt Pridmore fest. Das Projekt untersuchte auch die Machbarkeit eines Fehlinformations-Widgets, eines Online-Instruments, mit dem sich die Vertrauenswürdigkeit von im Internet gefundenen Informationen schnell bewerten lässt. Das Team stellte fest, dass diese Art von System sehr wertvoll und technisch möglich ist, aber erhebliche finanzielle Investitionen erfordern würde, um es in ein effizientes Instrument für digitale Medien zu verwandeln. IANUS (Inspiring and anchoring trust in science) ist ein Folgeprojekt, in dem der Frage nachgegangen wird, wie eine „angemessene Skepsis“ gegenüber der Wissenschaft in der breiten Öffentlichkeit gefördert werden kann. Ab April 2023 werden alle Projekte im Zusammenhang mit TRESCA in dem EU-finanzierten Projekt COALESCE zusammengeführt, um ein Europäisches Kompetenzzentrum für Wissenschaftskommunikation zu entwickeln. „Die Absicht ist, dass wir eine selbstfinanzierte Organisation schaffen, die als Ausgangspunkt für das Vertrauen in die Wissenschaft dient“, sagt Pridmore.
Schlüsselbegriffe
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