Datengesteuerter Ansatz ändert Informationen über behindertengerechten Zugang
Die Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen – z. B. in öffentlichen Verkehrsmitteln, am Arbeitsplatz oder in der Freizeit – ist zwar noch lange nicht perfekt, hat sich aber im Laufe der Jahre erheblich verbessert. Sie kam mehr als 20 % der europäischen Bevölkerung zugute, die in irgendeiner Weise von einer Behinderung betroffen sind. Die große Mehrheit dieser Behinderungen ist nicht sichtbar. Unter anderem nutzen viele Menschen mit Mobilitätsproblemen keinen Rollstuhl. „Ein Bereich, in dem keine ausreichenden Verbesserungen eingetreten sind, ist die Information“, bemerkt der Koordinator des Projekts Handiscover, Sebastien Archambeaud, Gründer und Geschäftsführer von Handiscover in Schweden. „Unternehmen investieren oft Millionen in Rampen und behindertengerechte Toiletten, wissen aber nicht, wie sie die Öffentlichkeit richtig über Barrierefreiheit aufklären können.“
Die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen berücksichtigen
Archambeaud verfügt über persönliche Erfahrungen mit diesem Thema. Einer seiner Söhne benötigt einen Rollstuhl – und er muss dessen besondere Bedürfnisse berücksichtigen, wenn er Aktivitäten wie Ausflüge organisiert. Archambeaud war zunächst überrascht, dass viele führende Reisebüros und Hotelketten fehlerhafte Informationen anzeigten oder nur sehr wenige ausführliche Daten anboten. „Ein Fehler der Unternehmen besteht darin, alle Behinderungen mit der Benutzung eines Rollstuhls in Verbindung zu bringen“, sagt er. „Ich habe außerdem festgestellt, dass missverstanden wird, welcher Bedarf herrscht. So könnte ein Hotel eine Rollstuhlrampe in einem unmöglichen Winkel bieten oder eine Rampe, aber keine vollständig barrierefreie Toilette. Die Wissenslücke war offensichtlich. Ich wollte verdeutlichen, dass Informationen über Barrierefreiheit mehr sind als nur das Ankreuzen von Kästchen.“
Datengesteuerte Plattform
Archambeaud rief 2015 Handiscover zunächst als Online-Reiseplattform ins Leben, um diese Wissenslücke zum Thema Barrierefreiheit zu schließen. Das Start-up erkannte bald, dass die beste Möglichkeit, diese Innovation in größerem Umfang zu nutzen, darin bestand, von einer verbrauchsbasierten Schnittstelle auf ein Angebot für Unternehmen umzusteigen. Mit anderen Worten: Handiscover wollte große Reisebüros, Hotelketten und andere Unternehmenskunden mit ausführlichen Informationen über den behindertengerechten Zugang in ihren Einrichtungen versorgen. Diese Informationen konnten dann auf Unternehmenswebsites veröffentlicht werden und so potenziell Millionen Kundinnen und Kunden in Hunderten Ländern erreichen. Dazu musste jedoch eine völlig neue technische Plattform konzipiert werden, womit das Hauptziel des EU-finanzierten Projekts Handiscover genannt ist. „Die COVID-19-Pandemie bot uns die Gelegenheit, unsere Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu richten“, fügt Archambeaud hinzu. Die Pandemie zwang das Projektteam außerdem dazu, seinen potenziellen Kundenstamm von der Reisebranche auf Einzelhandelsgeschäfte, Büroräume und den Wohnungssektor auszuweiten.
Navigationsfähige, barrierefreie Informationen
Eine wichtige Funktion, ein Software-Widget, wurde gegen Ende des Projekts für Einkaufszentren in Schweden erstellt. „Wir haben eine kleine Schaltfläche für Barrierefreiheit auf ihrer Startseite hinzugefügt“, erklärt Archambeaud. „Wenn Sie darauf klicken, öffnet sich eine navigationsfähige Seite mit Informationen und Daten über den Zugang für Menschen mit Behinderungen.“ Darin ist alles enthalten, von der Anzahl und dem Standort der Behindertenparkplätze im Einkaufszentrum bis hin zur Lage der Toiletten und deren Barrierefreiheit. Diese Daten werden mit Bildern, Karten und Anfahrtsbeschreibungen ergänzt und stellen die ausführlichen Informationen über den behindertengerechten Zugang bereit, die Archambeaud vermisst hatte. „Aus geschäftlicher Sicht bieten diese Informationen den Unternehmen die Möglichkeit, ihr soziales Engagement zu demonstrieren“, so Archambeaud. „Die Technologieplattform erstellt zudem automatisch Geschäftsberichte, die zeigen, in welchen Bereichen Verbesserungen möglich sind.“ Der Schwerpunkt liegt nun auf der Steigerung des Umsatzes und dem weiteren Ausbau des Kundenstamms. „Wir verfügen derzeit über Dutzende Firmenkunden in verschiedenen Sektoren“, so Archambeaud. „Dieses EU-Projekt hat uns eine echte Möglichkeit präsentiert, eine robuste und höchst skalierbare Plattform zu entwerfen.“
Schlüsselbegriffe
Handiscover, Behinderung, Verkehr, Mobilität, Daten, navigierbar, Unternehmen