Mit Kraftstoff aus Stroh für ein besseres Klima
Das Unternehmen für Spezialchemikalien Clariant hat in seiner Anlage in Podari, Rumänien, mit Unterstützung der EU-finanzierten Projekte SUNLIQUID und LIGNOFLAG das erste kommerzielle Zellulose-Ethanol hergestellt. Die Vorzeigeanlage wird mit Hilfe der sunliquid®-Technologie rund 50 000 Tonnen Ethanol auf Zellulosebasis pro Jahr aus lokalen landwirtschaftlichen Reststoffen herstellen. Die Gesamtabnahme der Produktion wurde im Rahmen eines mehrjährigen Vertrags mit dem weltweit führenden Energieunternehmen Shell vereinbart. In der ersten Hälfte des Jahres 2022 wurde die Anlage einem umfassenden Inbetriebnahmeverfahren unterzogen, das zum erfolgreichen Start der Produktion führte. „Der Schutz des Klimas ist ein zentraler Bestandteil unseres Ziels ‚Greater chemistry – between people and planet‘“, so Conrad Keijzer, Geschäftsführer von Clariant, in einer auf der Website des Unternehmens veröffentlichten Pressemitteilung. „Aus landwirtschaftlichen Abfällen hergestellte Biokraftstoffe und Biochemikalien übernehmen eine entscheidende Rolle, da sie die Treibhausgasemissionen reduzieren. Um deren Nutzung in größerem Umfang zu etablieren, muss ihre kommerzielle Produktion und Verfügbarkeit rasch gesteigert werden, weshalb die erfolgreiche Inbetriebnahme unserer sunliquid®-Anlage in Podari so bedeutsam ist.“ Es werden schätzungsweise 250 000 Tonnen Stroh verarbeitet, um 50 000 Tonnen Biokraftstoff der zweiten Generation herzustellen. Wie es in der Pressemitteilung heißt, kann das so gewonnene Ethanol aus Zellulose „als Drop-in-Lösung für Kraftstoffbeimischungen verwendet werden, bietet aber auch weitere nachgelagerte Anwendungsmöglichkeiten für nachhaltigen Flugkraftstoff und Chemikalien auf Biobasis.“
Eine Lösung für das Problem von Nahrung und Kraftstoff
Biokraftstoffe werden bereits auf der ganzen Welt aus essbaren Pflanzen wie Raps, Mais und Getreide hergestellt, was die Debatte darüber entfacht hat, ob landwirtschaftliche Anbauflächen für Lebensmittel oder Kraftstoffe genutzt werden sollten. Das sunliquid®-Verfahren von Clariant bietet eine Lösung für dieses Problem: Es nutzt nur lokal verfügbare landwirtschaftliche Reststoffe und wandelt den schwer verwertbaren Zucker im Stroh effizient und kostengünstig in Biokraftstoff um. Zu den Vorteilen dieses Verfahrens gehören geringere CO2-Emissionen, eine 50 % höhere Ausbeute an Bioethanol und Energieautarkie. „Der mit der sunliquid®-Technologie hergestellte moderne Biokraftstoff unterstützt die Dekarbonisierung des Verkehrssektors, indem er im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen bis zu 120 % CO2 einspart“, erklärt Christian Librera, Leiter der Geschäftseinheit Biokraftstoffe und Derivate bei Clariant. „Es ist besonders ermutigend zu sehen, dass es uns trotz der weltweiten Pandemie gelungen ist, die Produktion in unserer Vorzeigeanlage für sunliquid® Zellulose-Ethanol termingerecht aufzunehmen. Dies beweist, dass die Technologie von Clariant kommerziell nutzbar ist, und beschleunigt unsere Strategie im Rahmen des Lizenzgeschäfts. Ich möchte allen beteiligten Teammitgliedern und Partnern meinen aufrichtigen Dank aussprechen.“ Geoff Mansfield, Geschäftsleiter für CO2-arme Kraftstoffe bei Shell Trading and Supply, hebt die wichtige Rolle hervor, die Biokraftstoffe beim Übergang zu einer emissionsfreien Zukunft spielen: „CO2-arme Kraftstoffe sind entscheidend, um unsere Kundschaft bei der Dekarbonisierung ihrer Unternehmen zu unterstützen.“ Clariant ist Koordinator der beiden Projekte SUNLIQUID (sunliquid® large scale demonstration plant for the production of cellulosic ethanol) und LIGNOFLAG (Commercial flagship plant for bioethanol production involving a bio-based value chain built on lignocellulosic feedstock). Das Unternehmen hat bisher bereits Verträge mit über 300 lokalen Landwirtschaftsbetrieben unterzeichnet, um die Versorgung mit den erforderlichen Rohstoffen sicherzustellen. Weitere Informationen: SUNLIQUID-Projektwebsite LIGNOFLAG-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
SUNLIQUID, LIGNOFLAG, Ethanol, Pflanze, Ethanol aus Zellulose, sunliquid, Biokraftstoff, Stroh