Eine Testumgebung für die Tribologie zugunsten reibungsloser europäischer Innovation
Die Tribologie beschäftigt sich damit, wie Oberflächen bei Relativbewegungen reagieren. Sie umfasst Forschung zu Reibung, Abnutzung und Schmierung. Sie ist von entscheidender Bedeutung für Bauteile wie Kugellager, Kupplungen und Getriebe. „Faktoren wie Effizienz, Haltbarkeit und Innovation müssen bei der Entwicklung eines neuen Produkts beachtet werden“, erklärt Franz Pirker, der am AC2T research, dem österreichischen Exzellenzzentrum für Tribologie in Wiener Neustadt, für die Unternehmensentwicklung zuständig ist. „Am Anfang steht meist die Frage, welches Material am besten funktioniert, und welches Schmiermittel die Anforderungen an Effizienz und Haltbarkeit des Produkts am besten erfüllt.“ Das zieht meist lange Entwicklungsprozesse, erhebliche Kosten für Prototypen und strikte Arbeitsabläufe nach sich. „Wir haben die Situation analysiert und sind zum Schluss gekommen, dass es doch einen einfacheren Weg geben muss, Antworten auf Fragen zur Tribologie zu finden“, so Pirker weiter. Jetzt gibt es ihn. Er heißt i-TRIBOMAT (Intelligent Open Test Bed for Materials Tribological Characterisation Services) und wurde mit Unterstützung durch EU-Finanzmittel entwickelt. i-TRIBOMAT ist eine zentrale Anlaufstelle für die tribologische Charakterisierung von fortschrittlichen Materialien. „i-TRIBOMAT bietet bedarfsgerechte Dienste wie standardisierte tribologische Charakterisierung, datengestützte Erkenntnisse und virtuelle Arbeitsräume mit integrierter Skalierung vom Labor in die Praxis. So stellt es sicher, dass Produkte effizienter und kostengünstiger entwickelt werden können“, sagt Pirker, der Projektkoordinator.
Simulation von Materialverhalten auf Bauteilebene
i-TRIBOMAT ist einzigartig, da es die weltweit erste anwendergesteuerte offene Testumgebung für Innovationen ist, die sich einzig auf die Validierung und Skalierung neuer Materialien fokussiert. „Diese Plattform gestattet die intelligente Charakterisierung tribologischer Materialien und wird deshalb eine zentrale Rolle bei der Innovationsförderung spielen“, merkt Pirker an. „Kurz gesagt, sie stellt eine Revolution für die europäische Fertigungsindustrie dar.“ Die i-TRIBOMAT-Plattform umfasst ein Portfolio an Funktionen und Diensten. „Alles beginnt mit dem Zugang zu einer tribologischen Infrastruktur mit über 100 Tribometern und Ausstattung für die Charakterisierung, darunter neuesten Verfahren, Standards und Tribo-Analytik“, ergänzt Pirker. Die Plattform bietet zudem datengestützte Funktionen wie Datenspeicherung und -austausch in der Cloud, Data Mining, Big Data Analytik, eine integrierte Datenbank zu tribologischen Materialien sowie schnelle Berichterstellung. All das wird auf einem sicheren Server gehostet. Nach Angaben von Pirker ist eine der beliebtesten Funktionen eine webbasierte Kollaborationsschnittstelle. „Das ist ein virtueller Arbeitsraum, der mit Tribo-Modellen ausgestattet ist und konzipiert wurde, um Kollaborationen und die Simulation von Materialverhalten auf Bauteilebene zu erlauben“, sagt er.
Senken des Zeit- und Kostenaufwands für die Materialentwicklung
Die Forschungspartner von i-TRIBOMAT erarbeiten stetig neue Dienste und fügen sie der Plattform hinzu. Diese wird bald über eine ausgegründete Einrichtung namens i-TRIBOMAT: The European Tribology Centre zur Verfügung gestellt. „Das gemeinsame Unternehmen der verschiedenen Forschungspartner, die dieses Unternehmen aufbauen, gewährleistet die Nachhaltigkeit und Beständigkeit der Plattform“, erklärt Pirker. Als Vorbereitung des Starts dieser Ausgründung hat das Forschungsteam eine offene Ausschreibung für Erstanwendende veröffentlicht. Dieses bietet Unternehmen die Möglichkeit, die entwickelten Dienste von i-TRIBOMAT zu testen. „Achtzehn Unternehmen kontaktierten uns. Das zeigt, wie groß die Nachfrage nach geringerem Zeit- und Kostenaufwand bei der Materialentwicklung ist“, meint Pirker abschließend.
Schlüsselbegriffe
i-TRIBOMAT, Materialentwicklung, Tribologie, Schmiermittel, fortschrittliche Materialien, offene Testumgebung für Innovationen, europäische Fertigungsindustrie, Big Data, Data Mining