Hybridform aus gedruckten und digitalen Büchern
Jeder Mensch, der Bücher liebt, wird Ihnen versichern, dass es nichts Schöneres gibt, als ein Buch in der Hand zu halten und das Papier zwischen den Fingern zu spüren, während man Seite für Seite umblättert, um zu erfahren, was als Nächstes passiert. E-Reader hingegen sind das Geschenk des digitalen Zeitalters an die begeisterte Leserschaft. Sie sind leicht und tragbar und ermöglichen es, Hunderte Bücher mit sich herumzutragen, ohne ein Rückenleiden zu riskieren. Doch so wunderbar E-Reader auch sein mögen – mehr elektronische Geräte verursachen mehr Elektroschrott, mit den entsprechenden Umweltfolgen. Vor diesem Hintergrund hat sich das EU-finanzierte Projekt INNPAPER mit der Frage beschäftigt, ob sich Papier als Grundlage für elektronische Geräte eignen könnte – schließlich ist es kostengünstig, erneuerbar und recycelbar. Das Projekt arbeitet daher nun mit dem griechischen Start-up-Unternehmen AmphiLab zusammen, das herkömmliche gedruckte Bücher mit digitalen Funktionen ausstattet. Diese Bitbooks lassen sich jedoch nicht mit den primitiven interaktiven Büchern vergleichen, die derzeit auf dem Markt zu finden sind und sich vor allem an Kinder richten. Die AmphiLab-Bitbooks sehen aus wie gedruckte Bücher, fühlen sich so an und riechen auch danach – alles, was wir an Büchern so lieben. Darüber hinaus können sie jedoch drahtlos mit Fernsehern, Lautsprechern, Laptops und Smartphones verbunden werden, und sogar Kopfhörer können daran angeschlossen werden. Außerdem kommen Bitbooks ohne externe Geräte wie Stifte und Kameras aus, die für die heutigen interaktiven gedruckten Kinderbücher benötigt werden, und sie sind flexibel. Sie können mit anderen Geräten aus dem Internet der Dinge verbunden werden oder autonom funktionieren. Durch die Aktualisierung ihrer digitalen Inhalte bleiben sie auf dem neuesten Stand.
Die Entstehung des AmphiLab-Bitbooks
„Angefangen hat alles vor Jahren, als ich mich im Rahmen meines Master-Studiums am Royal College of Art mit der ‚Zukunft des Buches‘ beschäftigte. Zu dieser Zeit drehte sich alles um E-Reader und einflussreiche Personen in der Branche sagten vorher, dass Papier in wenigen Jahren nicht mehr zur Verwendung kommen würde“, erklärt AmphiLab-Gründer Manolis Kelaidis in einem Artikel, der auf ‚Printed Electronics Now‘ veröffentlicht wurde. „Als Ergebnis dieses Projekts entstand ein elegantes interaktives Hybrid-Papierbuch, das mit leitfähiger Tinte bedruckt ist und sich drahtlos mit digitalen Geräten und Bildschirmen in der Nähe verbinden und diese steuern kann.“ Die lesende Person kann durch Berührung der mit Spezialtinte auf die Papierseiten gedruckten „Links“ auf den digitalen Inhalt des Buches zugreifen. „AmphiLab ist überzeugt, dass sich die Marktanteile von gedruckten Büchern und E-Books die Waage halten werden, was den einzigartigen Stärken beider Medien zuzuschreiben ist“, so Kelaidis. „Während E-Books weiterhin einzigartige Vorteile wie Mobilität, Interaktivität und aktualisierte Inhalte bieten werden, bleiben sie dennoch Kunststoff-Geräte, die lediglich Inhalte bereitstellen. Als Produkt bieten sie keinen emotionalen Wert, vielmehr schränken sie das Leseerlebnis ein. Hingegen gibt es ein starkes wissenschaftliches Argument zugunsten gedruckter Bücher im Hinblick auf Konzentration und Verständnis (‚Deep Learning‘), einfaches Durchsuchen von Inhalten und die Gesundheit der Augen“, fährt der Ingenieur fort. „Darüber hinaus wird es immer einen Markt für schön gestaltete gedruckte Bücher geben, da sie den Wert des jeweiligen Inhalts widerspiegeln und eine emotionale Bindung zur Person in der Endnutzung herstellen.“ AmphiLab plant, sein hybrides Produkt gegen Ende 2022 auf den Markt zu bringen. Das Unternehmen will Bitbooks „zu einem immer funktionaleren, eleganteren und benutzungsfreundlicheren Produkt weiterentwickeln, das schließlich mit Hilfe gedruckter Elektronik auf andere Formate wie Taschenbücher, Magazine und Broschüren übertragen werden kann.“ Das Projekt INNPAPER (Innovative and Smart Printed Electronics based on Multifunctionalized Paper: from Smart Labelling to Point of Care Bioplatforms) endet im Dezember 2021. Weitere Informationen: INNPAPER-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
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