Umweltfreundliche Arbeitsplätze in der spanischen Bauindustrie fördern
Die Verringerung der CO2-Emissionen der Bauindustrie erfordert strukturelle Veränderungen in diesem Sektor, u. a. die Entwicklung neuer Techniken, Materialien und Fähigkeiten. Es handelt sich um eine Gelegenheit in den Bereichen Beschäftigung und Marktchancen, aber auch eine Herausforderung, die der Umwelt zugutekommen wird. Das EU-finanzierte Projekt Construye 2020_Plus (A new boost for green jobs, growth and sustainability) hat formelle und informelle Schulungen für ökologische Baumethoden ausgearbeitet, um diese Chancen in Spanien auszunutzen. „Unser bereichsübergreifender Ansatz hat Fachleute dazu veranlasst, unterschiedliche Sichtweisen und gemeinsame Lösungen zu erörtern und so Bereiche des Bauwesens miteinander zu verknüpfen, die sonst vielleicht nicht zusammenarbeiten würden. Damit wird die Öffentlichkeit für nachhaltige Gebäude sensibilisiert – eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung eines entsprechenden Marktes“, erklärt Projektkoordinatorin Esther Rodríguez von der im Bauwesen tätigen Stiftung Fundación Laboral de la Construcción. Im Rahmen des Projekts wurden eine Qualifikation für Energieberatung, die mit der Umsetzung der EU-Energieeffizienzrichtlinie im Einklang steht, zwei Energieeffizienzkurse (sowie bestehende aktualisiert) und ein Vorschlag für ein System zur Anerkennung grüner Kompetenzen ausgearbeitet. Es wurde außerdem eine virtuelle Kampagne zum Informationsaustausch durchgeführt, mit der Hunderte Menschen erreicht wurden.
Ausbildung und Akkreditierung
Construye2020_Plus hat das Fünffach-Helix-Innovationsmodell eingeführt, um wichtige Interessengruppen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Regierung, Zivilgesellschaft und Umwelt für den Austausch von Wissen, Fachwissen und Chancen zu gewinnen. Diese Fachleute haben die wichtigsten Herausforderungen für die Bauindustrie ermittelt und einen Schulungsfahrplan für die Umsetzung von 30 empfohlenen Lösungen für mehr Energieeffizienz, erneuerbare Energiequellen und Niedrigstenergiegebäude vorgeschlagen. Die von Construye2020_Plus entwickelte berufliche und schulische Ausbildung umfasst zwei kurze, bereichsübergreifende Kurse, die im Jahr 2021 als Pilotprojekt durchgeführt wurden. Am Programm „Energieeffizienz für Betreibende“ haben 130 Studierende im Rahmen von sechs Online- und zwei Präsenzkursen in Bilbao und Madrid teilgenommen. Weitere 186 Studierende nahmen an dem Kurs „Energieeffizienz für mittlere Führungskräfte“ mit sechs Online- und drei Präsenzkursen in Sevilla, Madrid und Palma de Mallorca teil. Nach Beendigung erhielten die Teilnehmenden grundlegende und fortgeschrittene „Green Tag“-Auszeichnungen. Bei einer Umfrage zur Zufriedenheit wurden beide Kurse mit 3,5 von 4 bewertet. Darüber hinaus wurden im Projekt sechs Kurse unter dem Dach der Initiative BUILD UP Skills aktualisiert, darunter Kurse zu Gesetzen und Vorschriften, Materialien und Baulösungen sowie zum Konzept der Niedrigstenergiegebäude. Construye2020_Plus nutzte die jüngsten Fortschritte der Digitalisierung in der Bauindustrie und führte die Methodik der schlanken Bauweise und der Gebäudeinformationsmodellierung in seine Ausbildung ein. „Da die Bemühungen um die Digitalisierung der Bauabläufe in Spanien noch nicht weit verbreitet sind, haben wir diese Konzepte gerade erst vorgestellt“, fügt Rodríguez hinzu. „Ziel ist es nicht, eine vollständige Ausbildung in einem bestimmten Beruf zu vermitteln, sondern die Handwerksleute mit dem Spektrum der verfügbaren nachhaltigen Bautechniken vertraut zu machen.“ Die Kurse wurden in den nationalen Katalog für Fachausbildungen aufgenommen und 2021 meldeten sich 1 700 Arbeitende für die Teilnahme an. Bei der Entwicklung der Qualifikation für Energieberatung folgte das Team der Methodik, die vom Spanischen Nationalen Institut für Qualifikationen (Website auf Spanisch), einem Projektpartner, erarbeitet wurde. Das Gesetz (Webseite auf Spanisch) wurde im Januar 2022 offiziell von Regierungsseite veröffentlicht. „Diese berufliche Qualifikation erfüllt eine der rechtlichen Anforderungen für anerkannte Energieberatende in Spanien. Sie dient nun als Rahmen für förmliche Berufsausbildungszeugnisse, darunter den ‚Weiterbildenden Berufsausbildungskurs für Energieberatung für Fortgeschrittene‘, über den Fachleute für aufkommende Bereiche mit hohen Beschäftigungsaussichten ausgebildet werden“, berichtet Rodriguez.
Veränderte Denkweisen
Die Projektergebnisse wurden in europäischen Schulungsnetzwerken wie REFORME und CPD bekannt gemacht. Die Projektpartner nahmen auch an drei Veranstaltungen des BUILD UP Skills EU Exchange teil, zuletzt im November 2022 zum Austausch von Fachwissen über Befähigungszeugnisse, insbesondere das „Green Tag“-System. Um die Vorteile von Energieeffizienz von Gebäuden weiter zu verbreiten, hat das Team ihren Vorschlag für eine Wanderkampagne zur Sensibilisierung auf eine „Virtuelle Route“ online umgelenkt. Bis Ende 2021 wurden 15 Webinare zu den Grundsätzen nachhaltigen Bauens und dessen Bedeutung für kommende Finanzausschreibungen durchgeführt. Im Rahmen der Kampagne fanden 100 öffentliche und private Podiumsdiskussionen zum Bauwesen statt mit insgesamt 720 Teilnehmenden. „Wir wollen einen Generationswechsel herbeiführen, damit ökologische Bauberufe für junge Leute attraktiver werden, und gleichzeitig dazu beitragen, eine Marktnachfrage für nachhaltiges Bauen zu schaffen“, sagt Rodríguez. Einige der Partner von Construye2020_PLUS arbeiten als Weiterführung der BUILD UP Skills Initiative weiterhin im Rahmen des Projekts Construye 2030 zusammen, das über das Unterprogramm „LIFe CLEAN Energy Transition“ durchgeführt wird. Das Hauptziel ist die Aktualisierung des Status quo und der Schulungspläne von 2012.
Schlüsselbegriffe
Construye2020_Plus, Bau, Kompetenzen, Ausbildung, Schulung, ökologisch, Innovation, Energieeffizienz, Gebäude, Digitalisierung, nachhaltig, Spanien