Verhinderung vorsätzlicher Angriffe auf Lastwagen
Am 14. Juli 2016 wurden bei einem Terroranschlag in Nizza, Frankreich, 86 Menschen getötet und 458 verletzt. Die verwendete Waffe: ein 19-Tonnen-Lastwagen. Leider handelte es sich dabei nicht um einen Einzelfall, denn ähnliche Anschläge mit Fahrzeugen geschahen in ganz Europa, unter anderem in Berlin, London, Stockholm, Paris und Barcelona. Solche Anschläge haben deutlich gemacht, wie einfach es ist, einen Lastwagen in eine tödliche Waffe zu verwandeln und dass selbst die neuesten Hightech-Fahrzeugsicherheitssysteme solche Angriffe nicht verhindern können. „Die Konsequenz daraus ist, dass die Sicherheit im Straßenverkehr durch den Schutz vor dem Straßenverkehr ergänzt werden muss“, sagt Michael Berner, Forscher bei Daimler Trucks, einem weltweit führenden Fahrzeughersteller. Zwar sind die neuesten Sicherheitssysteme für Lastwagen bereits in der Lage, schwere Verkehrsunfälle zu verhindern, sie versagen aber, wenn der Zusammenstoß von der Person am Steuer absichtlich herbeigeführt wird. Doch das EU-finanzierte Projekt TransSec strebt an, dies zu ändern. „Wir bringen die Automobil- und Technologie-Sektoren sowie Mitglieder aus der Wissenschaft zusammen und haben uns zur Aufgabe gemacht, einen so genannten sicheren Lastwagen zu entwickeln“, ergänzt Berner, der die Leitung des Projekts nach dem Ausscheiden von Roland Trauter übernommen hat.
Technologie für eine verbesserte Kollisionsverhinderung
Den Kern des Projekts bildet eine umfassende Analyse der verfügbaren Optionen und der technischen Einschränkungen bei der Entwicklung zusätzlicher Sicherheitsmodelle. „Dazu werden Systeme entwickelt und evaluiert, die sowohl in Lastwagen eingebaut sind als auch von diesen genutzt werden können. Das Ziel ist, den Straßenverkehr sicherer zu gestalten und zu verhindern, dass Lastwagen für terroristische Anschläge eingesetzt werden“, erklärt Berner. Ein Großteil des Projekts konzentrierte sich auf die Nutzung der Fahrzeugpositionierung. Dazu gehören zum Beispiel das Erreichen einer dezimeter- oder sogar zentimetergenauen Ortungsqualität, die Erstellung detaillierter digitaler Karten, die Verbesserung der GNSS-Korrekturdienste und das Hinzufügen neuer Sensoren. Zusammengenommen könnten solche technologischen Verbesserungen eine schnelle Erkennung ermöglichen, wenn ein Lastwagen abseits der Straße, in die falsche Richtung oder in eine Sperrzone fährt. „Mit fusionierten Messungen von Lidar- und Kamerasensoren sind unsere Module zur Umgebungswahrnehmung in der Lage, die Erkennung, Verfolgung und Verhinderung von Kollisionen mit anderen Fahrzeugen und gefährdeten Zielen deutlich zu verbessern“, so Berner. Berner hebt auch die autonomen Notfallmanövrierfunktionen des Projekts hervor sowie die Nutzung der Verkehrsvernetzungskommunikation. Diese kann im Fall einer Erkennung vor einem Aufprall die relevanten Informationen verbreiten, z. B. durch eCall. „All diese Entwicklungen tragen dazu bei, den Lastwagenbetrieb sicherer zu machen und das Risiko absichtlicher Zusammenstöße zu verringern“, fügt er hinzu.
Leben retten
Die gewonnenen Erkenntnisse und die im Rahmen des TransSec-Projekts entwickelte hochmoderne Technologie zeugen von dem Fortschritt, der bei der Verhinderung vorsätzlicher Angriffe mit Lastwagen bereits erzielt wurde. „Wir sind stolz darauf, dass einige unserer Entwicklungen eine entscheidende Rolle bei der Rettung von Menschenleben spielen könnten“, so Berner abschließend. Derzeit arbeiten die Forschenden daran, dieses Wissen und die Technologie in prototypische Soft- und Hardware-Lösungen zu integrieren. Außerdem untersuchen sie, wie sich solche Lösungen kostengünstig in reale Fahrzeuge einbauen lassen.
Schlüsselbegriffe
TransSec, Automobil, Technologie, Straßenverkehr, Lastwagen, Terroranschläge, Fahrzeugsicherheitssysteme, Ortung, GNSS, eCall