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Controversies in Childbirth: from Epistemology to Practices

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Innovativer Ansatz zum Schutz von Frauenrechten während der Geburt

Medizinpersonal und Hebammen lassen es während der Geburt häufig an respektvollem Umgang mit Frauen fehlen. Die Folge sind Traumata und Gewalterfahrungen, wie neue Forschungsergebnisse der Universität Oxford zeigen.

Die neuen Studien zeigen, dass in Europa während der Geburt häufig gegen Frauenrechte verstoßen wird. Gebärende berichten sogar über Gewalterfahrungen seitens des medizinischen Personals, da sie quasi für unmündig erklärt werden. Unterstützt durch die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen untersuchte das Projekt VOICE in einem philosophischen Ansatz, warum medizinisches und geburtshilfliches Personal die ihnen Anvertrauten trotz bester Absichten immer wieder im Stich lässt. „Dem Personal lediglich nahezulegen, besser hinzuhören, Gebärende in den Prozess einzubeziehen und sicherzustellen, dass jede Frau ernst genommen wird, kann nicht funktionieren“, erklärt Stella Villarmea, Professorin für Philosophie, die die Forschungen an der Universität Oxford koordinierte. „Um dies wirksam zu ändern, ist zunächst Ursachenforschung nötig.“ Villarmea kam zu dem Schluss, dass die Philosophie wie auch Anwalt- und Ärzteschaft von jahrhundertealten stereotypen Ansichten zum Thema Geburt geprägt sind und Gewalt auf Geburtsstationen als unvermeidbar gilt. „Beispiele für routinemäßige Gewalt in Ländern, deren Gesundheitssysteme als beste weltweit gelten, sind etwa unnötige Damm- und Kaiserschnitte oder Vaginaluntersuchungen ohne Zustimmung der Gebärenden,“ erklärt sie. In dem Artikel der spanischen Zeitung El País ‚Ab wann wird Frauen das Recht abgesprochen, über den Zeitpunkt der Geburt selbst zu entscheiden?‘ argumentiert sie, dass die Rechte einer Frau auch dann verletzt werden, wenn ein Krankenhaus per Gerichtsbeschluss bei einer 42-jährigen Schwangeren einen Kaiserschnitt durchführt, obwohl kein unmittelbares Risiko für das Kind besteht.

Gewalt als Normalfall

Die Vereinten Nationen haben geburtshilfliche Gewalt weltweit als Problem benannt, wie aus dem Bericht ‘A human rights-based approach to mistreatment and violence against women in reproductive health services with a focus on childbirth and obstetric violence’ hervorgeht. (dt.: ‚Menschenrechtsansatz gegen Misshandlung und Gewalt gegen Frauen in der Reproduktionsmedizin mit dem Schwerpunkt auf geburtshilflicher Gewalt‘). Der Europarat kam in der Resolution 2306 (2019) zu dem Schluss: „Geburtshilfliche und gynäkologische Gewalt sind eine Form von Gewalt, die lange nicht offengelegt wurde und immer noch zu oft ignoriert wird.“ „Schwangere sollten im Moment des Betretens der Entbindungsstation nicht so offensichtlich ihrer eigenen Kapazitäten beraubt werden,“ und die Ursachen erklärt Villarmea ausführlich in dem Buch ‚Women’s birthing bodies and the law: unauthorised intimate examinations, power and vulnerability‘ (dt.: ‚Körperliche Gegebenheiten unter der Geburt und gesetzliche Regelungen: medizinische Untersuchungen ohne vorherige Zustimmung, Machtmissbrauch und Wehrlosigkeit Gebärender‘). In der westlichen Philosophie lag der Schwerpunkt, anders als bei Tod und Sterblichkeit, weniger auf dem Geburtsvorgang, sodass die rationalen Fähigkeiten einer Frau, die in den Wehen liegt, unterschätzt werden, so ihre Argumentation. Gebärenden wird wegen unkontrollierten Schreiens unter den Wehen allgemein Kontrollverlust attestiert, obwohl in Geburtsvorbereitungskursen immer wieder erklärt wird, dass gutturale Geräusche dazu beitragen, den Geburtskanal zu öffnen. „Naturdokumentationen zeigen Schimpansen, die Kisten aufstapeln, um an Bananen zu kommen, was ihre kognitive Lernfähigkeit belege. Präferiert eine Frau hingegen eine bestimmte Gebärhaltung, folge sie lediglich einem tierischen Instinkt“, bemerkt Villarmea. Während ihrer Forschung arbeitete Villarmea mit medizinischem und wissenschaftlichem Personal und veranschaulichte wertschätzende Praktiken im Gesundheits- und Sozialwesen am St. Catherine’s College, Oxford, der School of Community Health and Midwifery (UCLan) an der Universität Central Lancashire, die dem Personal zusammen mit der Universität Southampton philosophische Ansätze in mehreren Abhandlungen zugänglich machte, u. a. im Beitrag ‚Barriers to establishing shared decision-making in childbirth: Unveiling epistemic stereotypes about women in labour‘ (dt.: ‚Hindernisse für eine gemeinsame Entscheidungsfindung unter der Geburt: Informationen zu epistemischen Stereotypen über Gebärende‘) im Fachblatt „Journal of Evaluation in Clinical Practice“. „Philosophie, die Platon als ‚Medizin der Seele‘ bezeichnet, kann wie mit einem Skalpell Theorien und Praktiken offenlegen, die den Körper der Frau noch immer unterdrücken und verunglimpfen“, sagt sie.

Schlüsselbegriffe

VOICES, Philosophie, Geburt, Frauenrechte, Gewalt, unnötige Kaiserschnitte

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