Weltweit führende Klimamodelle und -instrumente simulieren und sagen das europäische Klima mit bislang unerreichter Genauigkeit voraus
Das Klima ist für unser Leben elementar. Es wirkt sich sowohl auf die Nahrung, das Wasser und die Gesundheit als auch auf den Verkehrssektor und die Wirtschaft aus. Ein besseres Verständnis der globalen Klimaprozesse und ihres Einflusses auf das Wetter und Klima in der Vergangenheit und Zukunft ist angesichts der Realität des Klimawandels zwingend erforderlich. Das EU-finanzierte Projekt PRIMAVERA hat weltweit führende globale Klimamodelle entwickelt, die uns zusammen mit einer erweiterten Analyse mehr über die Prozesse verraten, die in den letzten Jahrzehnten für die Veränderungen des Wetters und Klimas verantwortlich waren. Anhand dieser Modelle können wir außerdem mehr darüber erfahren, wie sich diese Prozesse künftig entwickeln werden.
Besseres Risikomanagement dank höherer Auflösung
„Unsere sieben Modellierungsgruppen haben neue globale Modelle mit einer höheren Auflösung entwickelt (denken Sie an die Pixelgröße einer Kamera, unsere neuen Modelle haben Pixel mit einer Breite von 25 km, während die Standardmodelle Pixel mit einer Breite von mehr als 100 km haben), die detaillierter sind, sodass wir das Wetter und Klima in Europa und auf der ganzen Welt besser abbilden können“, erklärt Malcolm Roberts, Koordinator des PRIMAVERA-Projekts. Eine bessere Modellierung im größeren Umfang, z. B. des Jetstreams in den mittleren Breitengraden, wie auch im kleineren Umfang, z. B. von tropischen Wirbelstürmen und extremen Stürmen, ermöglicht eine bessere Quantifizierung des zukünftigen Klimarisikos für die Menschen und die Infrastruktur. Neben der Modellierung entwickelte das Team neue Instrumente, mit denen es die riesigen Datenmengen analysieren kann, die bei der Arbeit entstanden sind. Damit konnten die Teammitglieder bestimmte Wetter- bzw. Klimamerkmale untersuchen (z. B. atmosphärische Blockierung, wenn ein Hochdruckgebiet an einem Ort bleibt und sommerliche Hitzewellen oder winterliche Kälteeinbrüche verursachen kann) und herausfinden, ob sich diese in Zukunft ändern könnten. Die neuen Werkzeuge tragen zu einer optimierten Entscheidungsfindung im öffentlichen und privaten Sektor bei und verbessern die Reaktion auf Klimarisiken. Das Visualisierungsinstrument Data Viewer von PRIMAVERA zeigt wunderbar, was sich bei einer höheren Modellauflösung erreichen lässt.
Mehr Informationen dank neuer Klimasimulationen
Die alle sieben Jahre veröffentlichten Sachstandsberichte des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen umfassen Klimadaten von mehr als 40 internationalen Klimamodellierungsgruppen. Da es jedoch schwierig und teuer ist, diese Modelle auf großen Supercomputern auszuführen, sind die räumlichen Details (Auflösung) alles andere als ideal, was so viel heißt, als dass sie einige wichtige Wetter- und Klimaphänomene unter Umständen nicht korrekt darstellen. Aus diesem Grund entwickelte PRIMAVERA neue klimabezogene Simulationsexperimente, die sich mit seinen deutlich teureren Modellen durchführen ließen. Diese geben darüber Aufschluss, was den Standardmodellen fehlen könnte. „Dadurch konnten wir die Messlatte für die Qualität der Klimadaten höher legen und nützliche Ratschläge für die Politik und einige Industriezweige wie erneuerbare Energien, Versicherungen und Energienetze erteilen“, sagt Roberts.
Wie die Rückversicherungsbranche profitiert
Die Simulationen bieten neue Informationen zur Verbesserung der Klimamodelle, damit zuverlässigere Projektionen künftiger Veränderungen erzeugt werden können. Die Datensätze des Projekts, die rund 1,5 PB groß sind (das entspricht der Größe von ca. 250 000 HD-Filmen) werden von der gesamten Klimawissenschaft zu Forschungszwecken genutzt. Anhand der Modelle erstellte das Projektteam einen Katalog zu Sturmereignissen, mit dem die Rückversicherungsbranche dann die Risiken aufgrund von Sturmschäden einschätzen kann.
Schlüsselbegriffe
PRIMAVERA, Klima, Wetter, Klimamodell, Klimarisiko, Rückversicherung, Risikomanagement, Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen