Felsmalereien bieten Einblicke in antike Zivilisation des Amazonas
Eine riesige Fläche mit Felsmalereien, die tief im Amazonas-Regenwald versteckt ist, bietet Erkenntnisse über die Menschen und Tiere von vor 12 500 Jahren. Die als „Sixtinische Kapelle der Antike“ bezeichnete Gesteinskunst wurde während Erkundungen im kolumbianischen Amazonasgebiet entdeckt. Jetzt untersuchen Forschende mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts LASTJOURNEY (The End of the Journey: The Late Pleistocene-Early Holocene Colonisation of South America) diese Malereien, um die Geschichte der frühen Siedler an der nordwestlichen Grenze des Amazonasbeckens zu erzählen. Die bemalten Felswände befinden sich in einem Berggebiet namens Serranía de la Lindosa am Flussufer des Río Guaviare in der Republik Kolumbien. Die Stätte ist so abgelegen, dass man 2 Stunden Fahrt von der Stadt San José del Guaviare gefolgt von 4 Stunden Fußweg bewältigen muss, um sie zu erreichen. Die Felsmalereien erstrecken sich über fast 13 km und sind teilweise so hoch gelegen, dass sie nur mit Drohnen betrachtet werden können. „Wir sprechen von mehreren zehntausend Malereien. Es wird Generationen dauern, sie aufzuzeichnen ... Egal, wo man sich hinwendet, findet man eine neue Wand mit Malereien“, sagt Prof. José Iriarte vom LASTJOURNEY-Projektkoordinator Universität Exeter in einem Artikel, der in „The Guardian“ veröffentlicht wurde. Prof. Iriarte hatte bereits zuvor EU-Finanzierungen für seine Forschung zu präkolumbianischer Landnutzung und unbemannter Luftfahrttechnologie für Nachhaltigkeit im Regenwald über die jeweiligen Projekte PAST (Pre-Columbian Amazon-Scale Transformations) und FUTURE (Forefront UAV Technology for Underpinning Rainforest Environmental Sustainability) erhalten.
Darstellungen antiker Menschen, Tiere und Pflanzen
Die spektakuläre Gesteinskunst zeigt höchstwahrscheinlich den frühesten künstlerischen Ausdruck der antiken Bewohner des Amazonas. Die Malereien haben eine rötliche Terracotta-Farbe und stellen Menschen, Pflanzen und Tiere dar. Sie zeigen Tiere wie Vögel, Fische, Pferde, Eidechsen und Schildkröten. Bilder der heute ausgestorbenen Megafauna beinhalten das Palaeolama, ein Mitglied der Familie der Kamele, das Mastodon, einen entfernten Verwandten des modernen Elefanten, und riesige Faultiere. „Die Bilder sind so natürlich und so gut gezeichnet, dass wir wenig Zweifel haben, beispielsweise ein Pferd zu sehen. Das Pferd der Eiszeit hatte ein wildes, deftiges Gesicht. Es ist so detailliert, wir können sogar das Pferdefell sehen. Einfach faszinierend“, meint Prof. Iriarte, der das britisch-kolumbianische Projektteam leitet. „Es ist interessant, das viele dieser großen Tiere umringt von kleinen Männern mit erhobenen Waffen gezeigt werden, fast als würden sie diese Tiere anbeten“, fügt er hinzu. Es sind außerdem Malereien zu sehen, die Menschen beim Tanzen und sich an den Händen halten zeigen, sowie Darstellungen von Holztürmen, die erklären könnten, wie diese frühen Künstler so weit oben an die Felswände kamen. Bezugnehmend auf die Bilder von Bäumen und halluzinogenen Pflanzen an den Felswänden erklärt Prof. Iriarte: „Für Menschen im Amazonasgebiet haben Nicht-Menschen wie Tiere und Pflanzen Seelen und sie kommunizieren und interagieren mit Menschen in freundlicher oder feindlicher Art durch Rituale und schamanische Praktiken, die in der Gesteinskunst dargestellt werden.“ Die ersten Daten der Untersuchung von LASTJOURNEY wurden in der Fachzeitschrift „Quaternary International“ Anfang 2020 veröffentlicht. Die Forschungsergebnisse werden unser Verständnis der menschlichen Besiedlung Südamerikas im späten Pleistozän/frühen Holozän sowie der Auswirkungen der Wechselwirkung zwischen Menschen und der Umwelt in diesem Teil der Erde vertiefen. Das PAST-Projekt endete 2018 und FUTURES 2019. Weitere Informationen: LASTJOURNEY -Projektwebsite PAST-Projektwebsite FUTURES-Projekt
Schlüsselbegriffe
LASTJOURNEY, PAST, FUTURES, Felsmalerei, Gesteinskunst, Amazonas, Tier, Südamerika