Wissenschaft im Trend: Älteste Felsenkunst im indonesischen Dschungel entdeckt
Laut einer Veröffentlichung in der Fachzeitschrift „Nature“ ist das blasse Abbild eines unbekannten Tieres auf einer Höhlenwand im entlegenen Dschungel Borneos das erste Beispiel der Welt für bildende Kunst. Die Entdeckung stellt einen wichtigen Meilenstein in der prähistorischen Kunst dar und gewährt einen weiteren faszinierenden kleinen Einblick in die Kreativität vorgeschichtlicher Gesellschaften. „Es handelt sich um die älteste darstellende Höhlenmalerei der Welt“, erzählte der Hauptautor der Studie, Maxime Aubert, ein Archäologe und Geochemiker an der australischen Griffith University der britischen Zeitung „The Guardian“. „Das ist eine faszinierende Entdeckung. Ein intimes Fenster in die Vergangenheit.“ In einem anderen Interview mit der „BBC“ fügte Dr. Aubert, der das Kunstwerk mit seinem Team datierte, hinzu: „Die älteste bildende Höhlenmalerei, die wir datierten, war ein großes Gemälde eines unbekannten Tieres, wahrscheinlich eine wilde Rinderart, die noch heute im Dschungel Borneos vorkommt – es ist mindestens rund 40 000 Jahre alt.“ Damit ist es mindestens 5 000 Jahre älter als der bisherige Rekordhalter unter darstellenden Höhlenmalereien von der nahegelegenen indonesischen Insel Sulawesi. Felsenkunst konzentrierte sich zunächst auf große Gemälde von Tieren. Falls dieses Bild vor etwa 40 000 Jahren gemalt wurde, ist es älter als die berühmten Darstellungen von Tieren, die in europäischen Höhlen gefunden wurden. „Es sieht so aus, als hätte es einen Übergang von der Darstellung der Tierwelt zur [Darstellung] der menschlichen Welt gegeben. Das ist besonders interessant, da ich glaube, dass in Europa der gleiche Übergang stattfand.“ Rinderähnliches Tier ist die erste Darstellung eines Bildes aus dem echten Leben Es handelt sich wahrscheinlich um eine wilde Rinderart, aber die Forscher sind sich nicht sicher. Um das Kunstwerk mit einem Alter von 40 000 Jahren zu datieren, wandte das Team wissenschaftliche Datierungsmethoden auf Calciumcarbonat-Ablagerungen in der Nähe des Bildes an. Die älteste Zeichnung der Welt ist eine Kreuzschraffur in einer südafrikanischen Höhle mit einem Alter von 73 000 Jahren. Ein abstraktes Symbol aus roten Linien und ein Handnegativ, die vor etwa 65 000 Jahren von Neandertalern angefertigt wurden, sind die älteste Kunst Europas. Diese Zeichnungen sind allerdings simpler als bildende Kunst, in der reale Objekte anstatt abstrakter Formen dargestellt werden. Daher ist die Entdeckung auf Borneo von besonderer Bedeutung. Dr. Aubert und sein Team datierten auch Handnegative aus verschiedenen Zeitperioden, die Sie an den Wänden fanden. Das Älteste könnte bis zu 52 000 Jahre alt sein und gehört somit zweifelsohne zu den ältesten solchen Abdrücken der Welt. Die Kalksteinhöhlen der bergigen Provinz Borneos Kalimantan Timur, in denen das Gemälde entdeckt wurde, enthalten Tausende weitere prähistorische Malereien und Zeichnungen sowie Handnegative, Tierdarstellungen, abstrakte Zeichen und Symbole. Wann diese Malereien geschaffen wurden, ist weiterhin ein Rätsel. Der Teil Borneos, in dem sich das Höhlensystem befindet, ist noch immer verhältnismäßig unerforscht. Es ist gut möglich, dass noch viele weitere Beispiele nur darauf warten, entdeckt zu werden. Dr. Aubert wird 2019 dorthin zurückkehren, um weitere archäologische Untersuchungen durchzuführen, die unser Verständnis der Ursprünge dieser Kunst vielleicht völlig verändern werden.
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