Festivals und „Webstivals“: Klimadienstleistungen im Wandel der Zeit
Der Aufbau und die Koordination eines Netzwerks aus Nutzenden, Geldgebenden und Anbietenden von Klimadienstleistungen ist das Hauptziel des EU-finanzierten Projekts Climateurope. „Dieses Netzwerk, das 51 Länder weltweit umfasst, leistet einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung des europäischen Fahrplans für Klimadienstleistungen“, so Projektkoordinator Chris Hewitt vom Met Office im Vereinigten Königreich. Climateurope hat darüber hinaus kleine Sachverständigengruppen eingerichtet, um die Erdsystemmodellierung und die Entwicklung von Klimadienstleistungen in Europa zu bewerten und Defizite, neue Herausforderungen und neu auftretende Bedürfnisse zu identifizieren. Wie sonst kommt es auch hier auf die richtige Kommunikation an, und so wurden Nutzende und Anbietende von Klimadienstleistungen durch Berichte, Strategiepapiere und auch eine Reihe von Festivals einander nähergebracht.
Netzwerken im Festival-Ansatz
Das aktive Netzwerk besteht aus 380 Mitgliedern, die sich aus Nutzenden, Anbietenden und Forschenden im Bereich der Klimainformationen zusammensetzen. Etwa ein Drittel davon sind Nutzende der Klimadienstleistungen und rund zwei Drittel Anbietende. Die Mehrheit der Mitglieder ist zwar in Europa tätig, doch gibt es auch eine ganze Reihe an deutlich weiter entfernten Standorten. Wie vorgesehen ist, schließt das Netzwerk den Copernicus-Klimawandeldienst (Copernicus Climate Change Service), die EIT Climate-KIC, die Gemeinsame Programminitiative (JPI im Bereich Klima) (JPI Climate), das ERA-NET für Klimadienstleistungen und Projekte für Erdsystemmodellierung und Klimadienstleistungen im Rahmen des Programms „Horizont 2020“ ein. „Wir haben bereits zwei sehr erfolgreiche Veranstaltungen in Sevilla und Belgrad durchgeführt, die bewusst in Festivalform und nicht als Konferenzen organisiert waren“, betont Hewitt. Zu jeder Veranstaltung erschienen über 100 Teilnehmende, darunter Vertretungspersonen aus zahlreichen Sektoren von der Landwirtschaft bis zur Versicherungsbranche. Der Festival-Ansatz stärkt den Austausch und Zusammenhalt im Netzwerk durch ein vielseitiges Programm mit internationalen und heimischen Gastvortragenden, interaktiven Netzwerkveranstaltungen, Speisen, Wein und Kunst aus der Region sowie Musik. Mit einem Frauenanteil von 45 % und einem Männeranteil von 55 % konnte im Netzwerk fast ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis erzielt werden. Bei der geografischen Verteilung gestaltet es sich etwas schwieriger, da Osteuropa weniger Mitglieder im Netzwerk stellt als das restliche Europa. Um das zu ändern, baut Climateurope das Netzwerk in Europa durch proaktive Maßnahmen wie etwa ein Festival in Serbien aus. In einer Reihe von drei Berichten wird der stetig voranschreitende Stand der Technik im Bereich der Erdsystemmodellierung und der Klimadienstleistungen dokumentiert. Diese gehen unter anderem auch auf zukünftige Herausforderungen und neu entstehende Bedürfnisse sowie politische Empfehlungen ein.
COVID-19 führt zu einer neuen Form des Netzwerkens
Das letzte Festival sollte im Juni 2020 in Riga, Lettland, stattfinden, doch COVID-19 machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. „Stattdessen veranstalten wir jetzt eine Reihe von Online-„Webstivals“, wobei die größte Herausforderung darin besteht, sicherzustellen, dass sie genauso interaktiv und miteinbeziehend sind wie die realen Festivals“, betont Hewitt. Zu den Chancen und Vorteilen von Online-Instrumenten gehören die vereinfachte Vernetzung und der Austausch von Erfahrung und Wissen, jedoch ohne die Kosten für die Reise und Unterkunft für die Teilnahme an persönlichen Treffen. Auch die damit verbundene Reduzierung der CO2-Emissionen ist ein Thema, das für die Welt der Klimadienstleistungen und die Erdsystemmodellierung von großer Bedeutung ist.
Der Klimawandel bringt Herausforderungen mit sich, die es in der Zukunft zu bewältigen gilt
Climateurope hat in seiner Partnergemeinschaft mehrere Herausforderungen erkannt. In Bezug auf die Klimamodellierung geht es vor allem darum, die Unterstützung des IPCC-Prozesses zu gewährleisten, Informationsgrundlagen für Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels bereitzustellen, die Anpassung an und Resilienz gegenüber dem Klimawandel und insbesondere Extremereignissen zu verbessern und die wissenschaftlich gestützte Formulierung von Anpassungsstrategien zu unterstützen. In Bezug auf die Klimadienstleistungen bestehen die größten Herausforderungen darin, die Anforderungen und Entscheidungskontexte zu verstehen, Innovation zu fördern und die Informationsverteilung zu verbessern, den Nutzen von Klimadienstleistungen zu bewerten und Standards für Klimadienstleistungen aufzustellen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wären die beteiligten Interessengruppen im Bereich der Klimamodellierung und Klimadienstleistungen am besten beraten, zusammenzuarbeiten und so von den gemeinsamen und gegenseitigen Fortschritten zu profitieren. „Mit Blick auf die Zukunft arbeiten wir bereits daran, welches Erbe das Climateurope-Projekt hinterlassen soll bzw. hinterlassen könnte, und werden das in einem Bericht festhalten“, so Hewitt abschließend. Es wurde zugesagt, dass die Website von Climateurope mindestens fünf weitere Jahre lang online bleibt, um die erzielten Ergebnisse zu bewahren und das Netzwerk einfacher aufrechtzuerhalten.
Schlüsselbegriffe
Climateurope, Klimadienstleistungen, Festival, Netzwerk, Modellierung, Erdsystem, Webstival