Biometrie im Rampenlicht bei der Vorstellung eines neuartigen Instrumentariums der Cybersicherheit für das Gesundheitswesen
Von elektronischen Patientenakten bis hin zu Telekonsultationen, die Gesundheitsbranche wird zunehmend digitalisiert. Die Digitalisierung bietet zwar viele Vorteile, macht aber auch die Gesundheitsorganisationen und die wichtigen privaten Daten, über die sie verfügen, anfällig für Cyberkriminalität. Der einzige wunde Punkt dieser Organisationen ist das jedoch nicht. Zu den weiteren Faktoren gehören eine Vielzahl verbundener Endpunkte, die sich ständig ändern, verschiedene Hindernisse, welche die Einführung von Sicherheitslösungen vereiteln und menschliche Fehler, die bei der hohen Arbeitsbelastung des Personals im Gesundheitswesen nicht ausbleiben. Um diese Probleme anzugehen, entwickelt das EU-finanzierte Projekt PANACEA (Protection and privAcy of hospital and health iNfrastructures with smArt Cyber sEcurity and cyber threat toolkit for dAta and people) ein innovatives Instrumentarium, das Einrichtungen des Gesundheitswesens ein ganzheitliches Konzept für die Cybersicherheit liefert. Das Instrumentarium wurde im September 2020 bei der virtuellen Konferenz „European Association for Biometrics Research Projects Conference“ vorgestellt. Einblicke in die verschiedenen Komponenten des Instrumentariums und seinen Beitrag zu biometrischen Standards im Gesundheitswesen wurden von den Teammitgliedern der Projektpartner IDEMIA (Frankreich), und dem Forschungszentrum Foundation for Research and Technology – Hellas, ermöglicht.
Komponenten des Instrumentariums
Laut einer Pressemitteilung, die auf der Website „BiometricUpdate.com“ erschien, „umfasst das Instrumentarium für die Schnittstellen Mensch-Maschine und Maschine-Maschine eine Software, die einen sicheren Informationsaustausch, dynamische Risikobewertung, Unterstützung von Sicherheit durch Design und Einhaltung der Bestimmungen gewährleisten soll“. Zu den weiteren Funktionsmerkmalen gehören ein Modell zur Risikobewertung, ein Paket zur Cyberschulung und -ausbildung sowie ein Instrument, das zu sicherem Verhalten motiviert. Bei der Entwicklung des Instrumentariums berücksichtigte das Projektteam, dass seine Lösung einfach zu bedienen sein musste, damit sie bei den Fachkräften im Gesundheitswesen auf Akzeptanz stößt. Eine Ein-Klick-Funktion stellt sicher, dass Personal, das unter Zeitdruck steht, nicht lange nach einer Behelfslösung suchen muss. Das erschwingliche Instrumentarium beinhaltet eine biometrische Gesichtserkennung und soll dadurch auch das Problem der gemeinsamen Nutzung von Berechtigungsnachweisen in Krankenhäusern aus dem Weg räumen. Zwei Authentifizierungsfaktoren sorgen dafür, dass es sicher und leicht in die bestehende IT-Infrastruktur integriert werden kann. Dank der Nutzung von Biometrie und Bluetooth Low Energy bietet die Lösung von PANACEA eine reibungslose und benutzerfreundliche Erfahrung. Wie es in der Pressemitteilung heißt, erklärte das Projektteam den virtuellen Konferenzgästen, dass „sie es ermöglichen werden, Authentifizierungen mit dezentralisierten biometrischen Datenbanken zu verwalten und so den Nutzerinnen und Nutzern des Systems DSGVO-konforme biometrische Merkmale zur Verfügung zu stellen“. Die Forschenden entwickelten außerdem Systeme, mit denen Gesichter sogar dann erkannt werden, wenn die Personen eine Maske tragen.
Beitrag zu biometrischen Standards im Gesundheitswesen
In derselben Mitteilung wird festgestellt, dass Teammitglieder von PANACEA nachweislich eine wichtige Rolle spielten, und zwar „in der ‚Wiederbelebung‘ der Normungsarbeit für ISO SC 37 Technischer Bericht 21419, die sich mit ‚rechtsgebietsübergreifenden Aspekten der biometrischen Technologie‘ befasst“. Das Projektteam brachte sich in den Schwerpunktbereichen ein, in denen die Biometrie einen Mehrwert bieten könnte und die im frühen Entwurf des Technischen Berichts bereits hervorgehoben wurden. Dazu gehören ein universelles Identitätsmanagement des Gesundheitspersonals und der sichere Zugriff auf gemeinsam genutzte und geschützte medizinische Daten. Weitere Prioritäten umfassen die Korrelation medizinischer Akten zu Forschungszwecken, sichere Telebetreuung, einfache Überprüfung der Patientenidentität und die Sicherstellung, dass die Identität und die Qualifikationen des medizinischen Personals am Behandlungsort überprüft werden. Das Projekt PANACEA zielt darauf ab, die Position Europas als wichtiger Anbieter von Cybersicherheit im Gesundheitswesen zu stärken. Darüber hinaus wird angestrebt, die laufende Entwicklung vollständig maßgeschneiderter Identitätsmanagement- und sicherer Datenverwaltungslösungen für das Gesundheitswesen zu fördern. Das dreijährige Projekt endet im Dezember 2021. Weitere Informationen: PANACEA-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
PANACEA, Biometrie, Cybersicherheit, Gesundheitswesen, Instrumentarium