Big Data ersetzt visuelle Prüfung für hochauflösende Korrosionsbewertung von Bohrinselstrukturen
Schelfölquellen sind große, komplexe Strukturen, die erhebliche Investitionen erfordern. Da die Betreiber daran arbeiten, die Lebensdauer ihrer Anlagen zu verlängern, ist eine fortschrittliche zerstörungsfreie Zustandsüberwachung kritischer Teile unerlässlich. Das Bohrrohr, die äußerste Ummantelung, die dem Loch, das den Schacht bildet, strukturelle Unterstützung und Schutz bietet, ist eines dieser Teile. Derzeit überprüfen Techniker, die einen Gurt tragen und an einem Seil hängen, die Bohrrohre visuell, jedoch nur oberhalb der Wasserlinie. Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts ASPIRE wurde dieser Prozess mithilfe einer Hightech-Datenanalysesoftware automatisiert, die verschiedene Arten zerstörungsfreier Prüfdaten verarbeiten kann. Diese Software verspricht, die Wahrscheinlichkeit und die Folgen eines Ausfalls zu verringern und die Wettbewerbsfähigkeit der Öl- und Gasindustrie zu verbessern.
Wo Meer auf Luft trifft
Die Strukturen im Spritzwasserbereich werden sowohl von der Luft als auch vom Meer angegriffen. Konrad Reber, Leiter für Forschung und Entwicklung bei dem koordinierenden Unternehmen Innospection Germany, erklärt: „Traditionell prüft ein Techniker vor Ort die Wanddicke eines Bohrrohrs an Punkten oberhalb der Wasserlinie. Die Daten reichen jedoch nicht aus, um eine aussagekräftige Bewertung zu erhalten. Darüber hinaus befinden sich die meisten Defekte an der Luft-Wasser-Grenzfläche oder unter Wasser, also in Bereichen, die von Seiltechnikern nicht erreicht werden können und die für Taucher aufgrund von Wellen gefährlich sind.“ ASPIRE nutzt fortschrittliche zerstörungsfreie Prüftechniken wie magnetische Wirbelstromprüfung und Ultraschall-Korrosionskartierung, die per Fernsteuerung an der Wasserlinie und darunter durchgeführt werden können. Die Entscheidungshilfesoftware des Projekts verarbeitet Daten zudem in offenen Datenformaten. Payam Jamshidi, Teamleiter für die Anlagenverwaltung beim Projektpartner TWI, erklärt dazu: „Mit dem ASPIRETM-Softwarepaket können durch Kombination der Eingaben aus den verschiedenen zerstörungsfreien Prüftechniken Risikodaten zu Wanddicken generiert werden, wodurch die Erstellung eines vollständigeren und genaueren Bildes des Zustands der Anlage ermöglicht wird. Diese Daten können dann zur Berechnung der Ausfallwahrscheinlichkeit verwendet werden.“ Sebastian Hartmann, Leiter für Vertrieb und Geschäftsentwicklung bei Innospection, fügt hinzu: „ASPIRETM erstellt auf Knopfdruck einen Bewertungsbericht sowie eine grafische Darstellung der Schlüsselindikatoren zum Anlagenzustand und zur Restlebensdauer. Die Software kann auch mehrere Bohrrohre im Hinblick auf das bestehende Risiko einstufen, sodass die Betreiber Reparaturen priorisieren und die Service- und Wartungsplanung optimieren können.“ Die Prüfdaten können auch archiviert und mit zukünftigen Ergebnissen verglichen werden.
Auf der Welle reiten und die Reichweite ausbauen
Bisher hat ASPIRE die Ergebnisse von 86 Prüfungen an Bohrrohren im Spritzwasserbereich analysiert, um das typische Profil von Korrosionsfehlern zu bestimmen. Darüber hinaus wurde „das ASPIRETM-Softwarepaket getestet, indem vorhandene Prüfdaten geladen und die Bewertungsergebnisse für eine Reihe von Fällen mit manuellen Bewertungen verglichen wurden. Die Ergebnisse bestätigen, dass eine genaue Bewertung und Verwaltung der Anlagen nur auf der Grundlage automatisierter Prüfergebnisse erfolgen kann“, erklärt Reber weiter. ASPIRETM wird nun von Kunden genutzt, um fundierte Entscheidungen über die Wartung und Reparatur von Bohrlochrohren zu treffen. In Zukunft will das Team die Anwendung auch auf andere Strukturen im Spritzwasserbereich erweitern. Jamshidi fasst zusammen: „Das neue Softwarepaket ASPIRE™ automatisiert den Prüfvorgang und ermöglicht das einfache Hochladen hochauflösender Daten, die mithilfe fortschrittlicher und bewährter Prüftechniken gewonnen wurden, um eine genaue Anlagenbewertung von Strukturen im Spritzwasserbereich zu ermöglichen und damit eine Lücke in der Öl- und Gasindustrie zu schließen.“
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