Bessere Interaktionswerkzeuge für Radiosendungen der nächsten Generation
Längst vorbei sind die Zeiten, in denen die einzige Möglichkeit für Radiohörer, mit ihrer Lieblingssendung zu interagieren, ein Telefonanruf und die Hoffnung waren, in die engere Wahl für einen Beitrag in der Sendung zu kommen. Um ihrer Stimme Gehör zu verschaffen, können die Hörerinnen und Hörer nun SMS versenden und Twitter, Facebook und sogar Instagram nutzen. Eine solche Erhöhung der Sichtbarkeit hat jedoch auch eine Kehrseite. Die Arbeit der Rundfunkveranstalter ist zeitaufwändiger geworden. Nicht jeder Hörer wird eine Antwort erhalten, und das alles kann zu einem frustrierenden Erlebnis an beiden Enden des Mikrofons führen. „Unser Ziel mit MARCONI ist es, die technischen Herausforderungen zu bewältigen, die sich aus der derzeit fehlenden Integration in bestehende Instrumente zur Kommunikationsüberwachung und Erstellung von Radioinhalten ergeben. Wir schaffen eine Softwareplattform, die interaktives und personalisiertes Radio ermöglicht. Dabei wird das ‚Live‘-Radio effektiv in digitale Plattformen integriert“, so Mike Matton, Koordinator des Projekts und Leiter der internationalen Forschungs- und Entwicklungskooperationen bei VRT Innovation.
Ein wahrhaft nutzerorientiertes Projekt
Die im Projekt MARCONI entwickelte Technologie bietet Rundfunkveranstaltern eine einzige Plattform, in der mehrere Komponenten integriert sind. Dazu gehören: eine integrierte Live-Ansicht von Kommunikationsplattformen; intelligente Analyse von Konvertierungen; KI-gestützte Bild-, Video- und Audioanalyse; und DSGVO-konforme Datenverwaltung. Dank neuer Instrumente zur Durchführung von Wettbewerben und Umfragen, Chatbots und personalisierter, auf Nutzerprofilen basierender Dienstleistungen (semantische Analyse, Push-Benachrichtigungen, Themenerkennung), ist die Plattform auch für eine verbesserte Interaktion mit den Hörern von Bedeutung. MARCONI kann sogar vollständig in andere Instrumente integriert werden, die bei Radiosendern häufig Verwendung finden. „MARCONI ist ein wahrhaft nutzerorientiertes Projekt“, sagt Matton. „Radiosender und Hörer sind seit Beginn des Projekts in den Entwicklungsprozess eingebunden. Dadurch konnten wir viel über ihre Anforderungen erfahren.“
Eine Reihe erfolgreicher Pilotvorhaben
Die Lösungen von MARCONI wurden in acht großangelegten Pilotvorhaben ausgiebig getestet. Diese umfassten insbesondere die Erstellung von Chatbots für verschiedene NPO- und VRT-Radiosender. „Flammie“ beantwortet automatisch Fragen zu einer von Studio Brussel (VRT) ausgerichteten Wohltätigkeitsveranstaltung, während ein weiterer Chatbot, der für NPO Radio 5 entwickelt wurde, Antworten auf allgemeine Fragen zu Programm und derzeit gespielter Musik des Senders bereithält und den Hörern einen Helpdesk zur Verfügung stellt. Matton erklärt: „Der Hauptzweck eines Chatbots besteht darin, die Hörer für einen Dienst empfänglich zu machen, der ihr Profil und ihre persönlichen Interessen berücksichtigt. Sie können ein Umfragesystem verwenden, ein eigenes Konto erstellen und ihre Interessen angeben, damit ihre Inhalte in der Sendung verwendet werden können. Darüber hinaus reduziert der Chatbot die Arbeit der Redaktion und bietet gleichzeitig einen neuen Kanal zum Erstellen von Geschichten.“ Neben Chatbots umfassen die Pilotvorhaben auch ein Redaktionsdashboard, das eingehende Nachrichten anzeigt und es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erlaubt, diese manuell oder automatisch nach Stichworten zu sortieren. Ein DJ kann beispielsweise mit diesem System eine Persona erstellen, Nachrichten automatisch beantworten und Massenantworten versenden. In ähnlicher Weise nutzt das VRT-Pilotvorhaben „Lively Environment“ große Bildschirme in Studios, um interaktionsbezogene Informationen zu präsentieren, die von Umfragen bis hin zu nutzergenerierten Inhalten reichen. Es wurde auch ein Suchwerkzeug evaluiert, um durch die Nachrichten der Nutzerinnen und Nutzer zu navigieren. „Die Radioprofis, mit denen wir gesprochen haben, sind sehr begeistert von der Plattform und davon, was sie für ihre Sendungen und ihren Radiosender bedeuten könnte. Sie haben aber auch verbleibende Herausforderungen wie den Einsatz von Gesprächsagenten zur Steuerung der Interaktion identifiziert. Es sind noch weitere Optimierungen erforderlich, und laufende Pilotvorhaben werden uns dabei helfen, diese Herausforderungen zu meistern“, sagt Matton. Bis zum Ende des Projekts im Februar 2020 sind mehrere weitere Pilotvorhaben vorgesehen. Danach will sich das Konsortium auf die Nutzungstätigkeiten konzentrieren. Die Sender, die an den offenen Pilotvorhaben teilgenommen haben, und die bestehenden Kunden des Projektpartners Pluxbox, der die Vermarktungsaktivitäten leiten wird, werden die ersten Zielkunden sein. „Da jeder Sender anders ist und spezifische Anforderungen hat, wird das Geschäftsmodell darin bestehen, maßgeschneiderte Lösungen anstelle eines Standardprodukts anzubieten“, so Matton abschließend.
Schlüsselbegriffe
MARCONI, Radiosendung, Interaktion, KI, intelligente Analyse