Baustellenbeschäftigte mit absolvierter Schulung zum Thema Gebäudeinformationsmodellierung bauen bessere Niedrigstenergiegebäude
Das Jahr 2021 stellte einen Wendepunkt für die Bau- und Sanierungsbranche dar. Die Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden sieht nun vor, dass bei jedem neuen Bauprojekt ein Niedrigstenergiegebäude entstehen muss. Bis 2050 müssen auch Sanierungsarbeiten diesen Anforderungen entsprechen. Der Weg in Richtung Energieeffizienz wurde zwar bereits eingeschlagen, bei näherer Betrachtung ist allerdings festzustellen, dass er nicht ohne Hindernisse verläuft. „Es besteht noch eine beträchtliche Lücke zwischen geplanter und tatsächlicher Leistung, sowohl in Bezug auf die Energieeffizienz als auch auf die Umweltqualität der Innenräume“, sagt Narjisse Ben Moussa, Projektleiterin für nachhaltige Entwicklung und Europa bei Alliance Villes Emploi. „Dafür gibt es mehrere Erklärungen, eine davon ist der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften.“ Ben Moussa und ihre Partnerinnen und Partner im Projekt BIMplement (Towards a learning building sector by setting up a large-scale and flexible qualification methodology integrating technical, cross-craft and BIM related skills and competences) wünschen sich eine Verbesserung der gesamten Wertschöpfungskette. In den Niederlanden wurde zum Beispiel in zahlreichen Fällen festgestellt, dass hervorragende Modelle aus der Gebäudeinformationsmodellierung auf der Baustelle nicht realisiert werden konnten, weil es an der Interaktion zwischen Modellierenden und Beschäftigten mangelte. Dasselbe gilt für Frankreich, wo nur wenige kleine und mittlere Bauunternehmen mit den Verfahren der Gebäudeinformationsmodellierung vertraut sind. Personen, die sich damit auskennen, setzen sie nur in der Entwurfsphase, beruhend auf 2D-Plänen ein, da solche Verfahren in der Ausführungsphase nicht einmal im Nachhinein angedacht sind. Projekte für Niedrigstenergiegebäude können aus solchen Gründen erheblich beeinträchtigt werden.
Die richtigen Interessengruppen erreichen
„Unser Schwerpunkt lag auf Bauunternehmen und Baustellenbeschäftigten, die bisher in den Prozessstrategien der Gebäudeinformationsmodellierung meist zurückgelassen wurden. Wir glauben fest daran, dass sie tatsächlich die richtigen Interessengruppen sind, die garantieren können, dass die Umsetzung dem Entwurf entspricht“, erklärt Ben Moussa. Der Schwerpunkt des Projekts liegt speziell auf Belüftung und Luftdichtheit. In Frankreich konnte die vor Ort durchgeführte praxisbezogene Schulung des Teams zum Thema „Luftdichtheit“ zum Beispiel die Luftdichtheit von Sanierungsgebäuden im Vergleich zu Projekten ohne Schulung auf Baustellen verdoppeln oder gar verdreifachen. Hierbei handelt es sich um nur eines der Projektergebnisse. Das Team wählte mehrere Pilotlabore (nationale oder regionale Schulungszentren für Gebäudeinformationsmodellierung oder Bauprojekte vor Ort), in denen es die Schulungstests von maßgeschneiderten Instrumenten und Lernmethoden, die auf die Baustellenbeschäftigten abgestimmt sind, verstärkte. In den Niederlanden wurde zum Beispiel die Reifegradprüfung für Gebäudeinformationsmodellierung eingeführt, die von Organisationen und Wertschöpfungsketten genutzt werden kann, um Qualifikationslücken zu erkennen. Im Anschluss daran können gezielte Weiterbildungsmaßnahmen eingeführt werden. „BIMplement bietet weit mehr als Methoden, Instrumente und technische Schulung: Es berücksichtigt die soziale Akzeptanz, um eine erfolgreiche Umsetzung und Annahme durch die Zielgruppen zu gewährleisten. Unsere Pilotprojekte hingegen haben sichergestellt, dass die neuen Instrumente an die nationalen oder regionalen Gegebenheiten der einzelnen Partner angepasst wurden, bevor sie auf realen Baustellen eingesetzt werden konnten“, fügt Ben Moussa hinzu.
Das Bewusstsein schärfen
Das vermutlich wichtigste Bemühen von BIMplement ist es, die Interessengruppen dafür zu sensibilisieren und sie davon zu überzeugen, wie wichtig es ist, Gebäudeinformationsmodellierung nicht nur einzusetzen, sondern Baustellenbeschäftigte auch darin zu schulen. Und es hat funktioniert. In Frankreich haben nationale Stellen, die Ausbildungsbetriebe finanzieren, Interesse an Weiterbildungsmaßnahmen für Bauunternehmen gezeigt, von denen die meisten noch nicht mit den Verfahren der Gebäudeinformationsmodellierung vertraut sind. In Spanien setzt die Regionalregierung in Valencia inzwischen auf Ausbildungs- und Qualifikationsprogramme unter Einsatz digitaler Technologien. Die Region hat sogar den „Katalog der Bauelemente“ – ein Instrument, das eine breite Palette von Lösungen bietet, die den geltenden Vorschriften entsprechen und Informationen über die Leistung in den Bereichen Wärme, Akustik, wasserdichter Schutz und Brandschutz enthalten – übernommen und angepasst. Die neue Version ist eine Online-Anwendung, mit der die Nutzenden ihre Projekte von ihrem Büro aus oder vor Ort auf der Baustelle verknüpfen können. BIMplement ist nun abgeschlossen und wird durch das Horizont 2020-Projekt ARISE fortgeführt, das auf den Erkenntnissen von BIMplement aufbaut. Der Projektpartner ASTUS hat zudem Programme für Schulungszentren entwickelt. Diese Bemühungen werden sicherlich dazu beitragen, dass die qualifizierten Baustellenbeschäftigten Fehler vermeiden und die Qualität der Gebäude in den kommenden Jahren verbessern können.
Schlüsselbegriffe
BIMplement, Bau, Nullenergie, Niedrigstenergiegebäude, Energieeffizienz, Gebäudeinformationsmodellierung