Umfangreiche Studie zur Behandlung der Alzheimer-Erkrankung beim Menschen
Derzeit wird eine bahnbrechende Studie mit einem Wirkstoff durchgeführt, der bereits zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt wird, möglicherweise aber auch die Alzheimer-Demenz (AD) verlangsamen oder aufhalten könnte. Sie gehört zu den neuesten EU-finanzierten Studien, die anlässlich des "European Month of the Brain" veröffentlicht wurden. Die groß angelegte 18-monatige Studie namens NILVAD (Nilvadipine in Alzheimer's Disease) wird unter dem Siebten Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung (RP7) mit einem Betrag von 6 Mio. EUR gefördert. Koordiniert wird das internationale Fünf-Jahres-Projekt von Professor Brian Lawlor vom Trinity College in Dublin. Sein Forschungsbereich umfasst die Früherkennung, Diagnostik und Behandlung von AD sowie die Neurobiologie und Therapie verhaltensbezogener und psychologischer Symptome bei Demenz und anderen psychischen Erkrankungen. Alzheimer als häufigste Form von Demenz beeinträchtigt das Kurzzeitgedächtnis, das Denkvermögen und mitunter auch die Persönlichkeitsstruktur. Beschrieben sind ungefähr 100 verschiedene Formen von Demenz, die Mehrheit der Demenzpatienten, d.h. 62%, leidet dabei an AD. Konkret sind mehr als 15 Mio. Menschen weltweit und rund 5 Mio. Europäer betroffen. Alzheimer ist die behandlungsaufwändigste aller Demenzerkrankungen, da sich die Kosten auf mehr als 440.000 Mio. EUR pro Jahr belaufen. Die gestiegene Zahl an Alzheimer-Patienten ist u.a. auch auf die bessere medizinische Versorgung zurückzuführen, die Menschen länger leben lässt als früher. So erkrankt im Alter von 70 bis 79 noch 1 von 25 Menschen an AD, ab 80 Jahren ist bereits jeder 6. betroffen. Professor Lawlor zufolge wird die Zusammenarbeit mit Alzheimer-Experten aus 10 Ländern die Aussicht auf neue Behandlungsformen deutlich verbessern. Dies ist dringend notwendig, denn seit 2002 sind keine neuen Medikamente gegen die Erkrankung entwickelt worden, und die viel versprechenden Forschungen liefen häufig ins Leere. Bei der NILVAD-Studie soll dies nun anders werden, da das betreffende Medikament Nilvadipin bereits für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zugelassen ist und eine Pilotstudie die Sicherheit der Anwendung bei AD bestätigt hatte. Wie Professor Lawlor erklärt, "will man herausfinden, ob das Medikament den Fortschritt der Erkrankung aufhalten kann. Tierversuche zeigten bereits hoffnungsvolle Ergebnisse, und auch die erste Pilotstudie hatte die Wirksamkeit bestätigt." An der Studie beteiligt sind männliche und weibliche Patienten im Alter von 50-90 Jahren mit leichter bis mittelschwerer AD. Wenn die Studie erfolgreich verläuft, würde Nilvadipin einen Fortschritt bei der Behandlung von Alzheimer-Patienten darstellen und könnte vor allem die Gesundheits- und Betreuungskosten für neurodegenerative Erkrankungen in Europa deutlich senken.Weitere Informationen: NILVAD http://www.nilvad.eu/
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